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Die Basis-Station im alten Kino Flora in Amriswil kann auch während der Coronakrise Menschen erfolgreich eine Arbeit vermitteln.
Was Roman Sturzenegger mit seiner Basis-Station macht, das würde Amriswils Stadträtin Daniela Di Nicola wohl als «grosses Kino» bezeichnen. Das Wortspiel passt deshalb gut, weil Sturzenegger mit seinem Jobcoaching im altehrwürdigen Kino an der Florastrasse tätig ist. Dort macht er junge und ältere Menschen ohne Arbeit wieder fit für den ersten Arbeitsmarkt.
«Vermittlungstechnisch ist der Aufwand grösser. Wir lassen sicher dreimal mehr Bewerbungen raus als im letzten Jahr, aber auch in diesem Monat konnten wir bereits sieben Leute platzieren – davon auch zwei Lehrlinge», erzählt Sturzenegger. Seit die Basis-Station im Herbst ihre Tätigkeit aufgenommen hat, fanden 35 Menschen eine Stelle, was sich auch für die Stadt Amriswil bezahlt macht, weil so die finanzielle Belastung sinkt, wie Stadträtin Di Nicola erklärt.
«In diesem Monat konnten wir sieben Leute platzieren. Der Aufwand ist einfach gestiegen.»
In der Gastronomie sowie im Spital- und Heimbetrieb komme man im Moment zwar nicht hinein, sagt Sturzenegger, «doch ich habe aktuell junge Herren für die Logistik- und die Autobranche, dazu Metallbauschlosser und andere handwerkliche Berufe, wo der Bedarf nach wie vor vorhanden ist». Der Arbeitgeber sei zurzeit einfach wählerischer, die Referenz sei deshalb noch wichtiger geworden. Die Menschen arbeiten deshalb zuerst in der Basis-Station und Sturzenegger, der im Gewerbe grosses Vertrauen geniesst, erhält so einen Eindruck. Sein Urteil hat umso mehr Gewicht.
Wegen des grösseren Aufwandes bei der Vermittlung nahm er eine neue Software in Betrieb, die auch Jobvermittler benutzen. Das hat sich bereits bezahlt gemacht. Ebenso, dass Sturzenegger im Januar einen weiteren Mitarbeiter holte, der das Jobcoaching mit den Stellensuchenden intensiviert hat – damit es für möglichst viele Leute bei ihm ein Happy End gibt.
In der Rosenstadt versucht der Verein Kompass seit über 20 Jahren, Menschen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Doch für Kompass hat sich die Lage während der Coronapandemie verschärft, wie Geschäftsleitungsmitglied Joachim Brunnschweiler sagt:
«Wir sind darauf angewiesen, dass uns Gewerbe und Industrie jetzt Aufträge erteilen, die sie sonst nicht konkurrenzfähig erledigen könnten.»
Doch derzeit sei es schwierig, Partner zu finden, die Projekte auslagern oder einzelne Arbeitsschritte in Auftrag geben. Doch gerade dies wäre nötig, damit Stellenlose auf den Wiedereintritt ins Erwerbsleben optimal vorbereitet werden können.
Doch während der Coronakrise ist auch im Thurgau die Arbeitslosenquote angestiegen und Kompass Arbeitsintegration verzeichnet so viele Stellenlose wie nie zuvor. Peter Studer, Abteilungsleiter der Industriewerkstatt von Kompass hat deshalb die Kapazität seines Betriebes in den vergangenen Monaten ausgebaut, um die grosse Mehrzahl an Arbeitssuchenden aufnehmen zu können.
Für Joachim Brunnschweiler ist es eine Win-win-Situation, wenn Kompass für Firmen Aufträge ausführen kann. Er sagt:
«Arbeiten, die in der Schweiz nicht mehr zu konkurrenzfähigen Bedingungen ausgeführt werden können, müssen so trotzdem nicht ins Ausland verlagert werden.»
Und mit einem Augenzwinkern ergänzt er, dass Kompass somit zum «Billiglohnland in der Region» werde.
Brunnschwiler hofft, dass Gewerbe- und Industriebetriebe diese Chance nutzen, weil sein Betrieb «bezahlbare Schweizer Qualität mit kurzen Wegen und ohne sprachliche Barrieren» biete, wie er sagt. Aktuell stelle Kompass Geschenksets einer bedeutenden Bank zusammen und bearbeitet Werbeartikel.