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Zwei Dutzend Brunnen sind ab Samstag, 27. März, während zweier Wochen österlich dekoriert. Der alte Brauch erlebt in der Rosenstadt seit zwei Jahrzehnten eine Renaissance.
Die Bischofszeller Osterbrunnen sind mittlerweile weit über die Stadtmauern hinaus bekannt und einzigartiger Ausdruck der Freude über die Rückkehr des Frühlings. In diesem Jahr ist die Freude wohl ganz besonders gross, denn coronabedingt konnte der beliebte Anlass im vergangenen Jahr nicht stattfinden. Doch heuer darf wieder zum Osterbrunnen-Rundgang eingeladen werden. Insgesamt 24 geschmückte Brunnen laden zu einer Tour durch gelebtes Brauchtum ein.
Die 24 Bischofszeller Osterbrunnen sind vom Samstag, 27. März, bis Sonntag, 11. April, geschmückt. Am Samstag, 27. März, findet von 8.30 bis 15.30 Uhr ein kleiner Ostermarkt in der Marktgasse statt. Das Historische Museum Bischofszell ist am Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet. (yal)
«Ich freue mich sehr, dass in diesem Frühjahr wieder Osterbrunnen das Städtchen beleben. Nun kann ich mich einem kreativen Projekt widmen, das im vergangenen Jahr wegen der Pandemie nicht möglich war», erzählt Andrea Brühlmann. Die gelernte Floristin hat vor sieben Jahren ihr eigenes Unternehmen Eventblumen in Zihlschlacht eröffnet und sich damals zum ersten Mal an der Osterbrunnenaktion beteiligt. Diesmal schmückt sie sogar zwei Brunnen. «Denjenigen an der Marktgasse wie immer in den vergangenen Jahren und erstmals den mobilen beim Grubplatz, der nur während der wärmeren Jahreszeit dort steht.»
Die Floristin aus Zihlschlacht wird die beiden Brunnen mit verschiedenen Frühlingsblühern vorwiegend in zarten Farben wie Rosa- und Blautönen dekorieren. Inspirationen findet Andrea Brühlmann meistens in der Natur. «Ich gestalte verschiedene Osternester aus Birkenreisig, diese werden mit Frühlingsblühern ausgeschmückt. Für das Aussägen der Holzhasen und Holzeier habe ich mir Hilfe von meinem Papi Franz Schildknecht geholt.»
Der Brunnen in der Marktgasse benötige sechs Blumenkästen. Das seien ungefähr 3 ½ Meter, die es zu bepflanzen gilt, erklärt Andrea Brühlmann. Beim Einkaufen brauche es ein gutes Vorstellungsvermögen. «Ich gehe mit der Grundidee einkaufen, aber für das gewisse Etwas muss es trotzdem noch Platz haben.»
Bei der Pflanzenauswahl müsse darauf geachtet werden, dass die Blumen lange haltbar sind. Stiefmütterchen und Vergissmeinnicht seien nahezu unverwüstlich. Denn gerade im Frühling schlage das Wetter manchmal alle Kapriolen. «Es können schon fast sommerliche Temperaturen herrschen, aber auch mit Frostnächten oder Sturm muss gerechnet werden.»
Der Brauch der Bischofszeller Osterbrunnen hat seine Wurzeln im 19. Jahrhundert, als die Bevölkerung noch auf Quellwasser angewiesen war. Die Bürgerinnen und Bürger schmückten ihre Brunnen aus grösster Dankbarkeit und aus Freude über den bevorstehenden Frühling. Diese Tradition wurde 1998 wieder ins Leben gerufen. (yal)
Die Dekorateure investieren in ihre Arbeit unzählige Stunden. Nur schon die Vorbereitungen können gut und gerne zwei bis drei Tage dauern. Zudem müssen die Osterbrunnen auch nach dem Schmücken weiterhin gepflegt werden. Giessen, Rausputzen oder Ausbessern nach stürmischen Nächten sind einige der Tätigkeiten während dieser Zeit.
Doch gerade bei der Osterbrunnenpflege würden oftmals interessante Gespräche mit Besuchern entstehen. Vor zwei Jahren habe sie sich mit einem Ehepaar aus Basel unterhalten, das jeden Frühling einen Tagesausflug nach Bischofszell mache, um die geschmückten Brunnen zu bestaunen, erinnert sich Andrea Brühlmann.
«Wir sind glücklich, dass wir unsere Arbeiten wieder einmal einer breiten Öffentlichkeit präsentieren dürfen. Die Events, die coronabedingt nicht mehr stattfinden konnten, haben uns gefehlt», erzählt Nadine De Cian, Leiterin Floristik beim Blumenfachgeschäft und Gartencenter Rutishauser AG in Wil. Die Idee, bei der Osterbrunnenaktion mitzumachen, stammt von Nadine De Cian, die früher selber in Bischofszell gewohnt hat. Der Betrieb aus Wil ist zudem jedes Jahr an der Bischofszeller Rosen- und Kulturwoche mit einem Schaugarten vertreten – und dies bereits seit der ersten Auflage im Jahr 2002. «Man kennt uns deshalb im Städtchen», sagt Nadine De Cian und ergänzt, dass das Schmücken der Osterbrunnen eigentlich ein Lehrlingsprojekt sei.
Die Floristenlehrlinge Katja Lüönd, Nuria Wöcke und Alina Bischofberger schmücken je einen Brunnen: auf dem Schwanen- und Hofplatz sowie auf dem Friedhof. Unterstützt und angeleitet werden sie von Nadine De Cian. Die Auszubildenden haben Skizzen nach ihren Vorstellungen gezeichnet sowie das Material für Frühlingsblüher und Dekorationen berechnet.
Die drei jungen Frauen sind sehr motiviert und freuen sich, diese nicht alltägliche kreative Arbeit ausführen zu dürfen. «Unsere drei Osterbrunnen werden unter anderem mit Narzissen, Vergissmeinnicht und Margeriten dekoriert. Äste, Federn, Heu sowie Eier gehören natürlich auch zum Osterlook», verrät Nadine De Cian sichtlich erfreut.
Der Verkehrsverein Bischofszell lädt in Zusammenarbeit mit der Stadt Bischofszell herzlich zu Osterbrunnen-Rundgängen ein. Dank des grosszügigen Sponsorings von Firmen und Privatpersonen sowie der Ideenvielfalt der Dekorateure kann dieses Event durchgeführt werden.
Ergänzende Informationen zu den Bischofszeller Osterbrunnen und den Rundgängen sind zu finden unter: www.verkehrsverein-bischofszell.ch.