Die freche Bauerntochter bringt Weinfelden zum Lachen

Lara Stoll war krank. Dafür kam Kabarettistin Patti Basler an die Buchtage.

Monika Wick
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Eine absolut würdige Ersatzfrau: Patti Basler.

Eine absolut würdige Ersatzfrau: Patti Basler.

(Bild: Andrea Stalder)

«Gewichtsmässig wiege ich Lara Stoll doppelt auf, inhaltlich natürlich nicht. Sie ist absolut unersetzbar», sagt Patti Basler. Damit hat die Aargauerin sehr tiefgestapelt, immerhin ist die Bühnenpoetin und Kabarettistin Trägerin des Prix Walo, des Salzburger Stiers sowie vieler weiterer Preise. Und auch beim Publikum hält sich die Enttäuschung in Grenzen, als Katharina Alder, Inhaberin der Buchhandlung Klappentext und Organisatorin der 4. Weinfelder Buchtage, verkündet, dass Lara Stoll erkrankt ist und Patti Basler in die Bresche springen wird.

Von Beginn weg zieht die Ersatzfrau, die gesteht, zuvor noch nie in Weinfelden gewesen zu sein, das Publikum in ihren Bann. Und das liegt nicht nur daran, dass die Frau, die gepunktete Hosen, hohe Schuhe und eine wallende Bluse mit Blütenprint trägt, ein imposantes Bild bietet, sondern an der Masse an Wortkreationen, die in rasantem Tempo aus ihrem Mund quellen.

Ein Fan von Greta und Seitenhiebe Richtung SVP

Patti Basler zieht Parallelen zwischen den Kantonen Thurgau und Aargau und verrät, dass an Aargauer Schulen nicht nur Französisch, sondern auch Zynismus unterrichtet wird. «Auf der untersten Schulstufe heisst das Lehrmittel Bonne Chance, ginge es noch tiefer, würde es wohl Rien ne va plus heissen», erklärt sie.

Dass Patti Basler auch besinnliche Poesie beherrscht, zeigt der Brief, den sie ihrer an Demenz erkrankten Grossmutter widmet. «Die Liebe zu ungereimten Gereimtheiten habe ich von ihr», verrät sie. In ihrer Kindheit hat Basler oft damit gehadert, dass sie auf dem Hof wochenlang «Chrieseli günne» musste, anstatt wie andere in den Ferien zu verreisen.

«Da haben wir Kirschen an die vorbeifahrenden Autos geworfen, wie Greta Worte an die Köpfe der Mächtigen»,

sagt sie. Als virulenteres Problem als das Corona-Virus sieht die Kabarettistin die Klimaerwärmung und befürwortet im Gegensatz zur SVP die Fridays for Future-Bewegung. «SVP – easy, je weniger Sie die Schulräume von innen sehen, desto eher wählen Sie später SVP».

Da das Publikum wegen des erhöhten Gebrauchs von Desinfektionsmitteln und der damit einhergehenden Gefahr des Platzens der Haut auf Beifallstürme verzichten sollte, liefert Patti Basler nach einer vergnüglichen Stunde freiwillig eine Zugabe: «Eine eierlegende Eier-Legende kommt zu ihrem Eier-leg-Ende».