Hilfe für Afrika
«Ich bin der glücklichste Mensch der Welt»: Was der Tägerwiler Yanek Schiavone mit seinem Verein in Afrika bewegen kann

Die vom Tägerwiler Yanek Schiavone gegründete Hilfsorganisation «Des sourires pour le Togo» drehte einen Dokumentarfilm über ihr Wirken im westafrikanischen Staat in diesem Jahr.

Judith Schuck
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Für die Menschen im Togo ist ein Brunnen kein Tropfen auf den heissen Stein, sondern eine enorme Lebensverbesserung. (Yanek Schiavone in der Mitte)

Für die Menschen im Togo ist ein Brunnen kein Tropfen auf den heissen Stein, sondern eine enorme Lebensverbesserung. (Yanek Schiavone in der Mitte)

Bild: PD

Seit acht Jahren gibt es den Verein «Des sourires pour le Togo», der den Menschen im Togo ein Lächeln ins Gesicht zaubern möchte. Angefangen hat alles in der Sekundarschullehrerausbildung von Yanek Schiavone. Bereits viel auf der Welt herumgekommen, wollte er die Auslandspraxis für Französisch in einem Land machen, das er noch nicht kannte. Im Togo war eine Stelle als Lehrer und Fussballtrainer ausgeschrieben, die er bekam. Als er die Armut der Menschen sah, griff er in seine Hosentaschen und gab sein ganzes Geld aus, um zu helfen.

«Ich stand irgendwann da in kurzen Hösli und hatte nichts mehr. Da habe ich Kollegen in der Schweiz kontaktiert, ob sie spenden wollen.»

Seitdem ist er neben seinem Vollzeitjob als Lehrer in Bürglen auch täglich durch seine Hilfsarbeit dem Togo verbunden. Der schmale westafrikanische Staat ist seine zweite Heimat geworden.

Diese Schulbank hat Schiavone als Dank für die Berichterstattung gestalten lassen.

Diese Schulbank hat Schiavone als Dank für die Berichterstattung gestalten lassen.

Bild: PD

Einheimische ins Boot holen

«Unser Verein hat sich auf die Fahnen geschrieben, einmal im Jahr selbst in den Togo zu reisen. Anstatt die gesammelten Spenden irgendwo hinzuschicken, wollen wir Teil vom Ganzen sein», sagt der 34-jährige Sekundarschullehrer.

«Wir packen selbst mit an und holen die Leute vor Ort mit ins Boot.»

Dies seien auch die Gänsehautmomente: Wenn alle zusammenarbeiten und es gelingt. In den acht Jahren haben sie viel bewirkt, auch wenn der arme Staat ein Fass ohne Boden ist. Hier musste Schiavone lernen, sich abzugrenzen und das Positive zu sehen.

Der Dokumentarfilm «Projektreise 2021» auf Youtube.

So sind in der zwanzigminütigen Doku «Projektreise 2021» keine leidenden Menschen und Elend zu sehen, obwohl es das zu Genüge gäbe;

«Unser Verein heisst ‹Des sourires pour le Togo› und wir fokussieren uns auf das Lächeln.»

Wenn Yanek Schiavone von der Arbeit des Vereins erzähle, könnten sich die Menschen gar nicht richtig vorstellen, was ihre Spenden konkret bewirken können. Darum der Film. «Spenden zu bekommen, ist die eine Sache, aber den Leuten zu zeigen, was damit erreicht werden kann, ist mir sehr wichtig.»

2021 standen drei Projekte an: Der Bau eines Gesundheitszentrums, ein Brunnen sowie eine Schule. Wer den Film sieht, begreift, dass das Geld gut investiert ist. Das Wasser, das die Menschen in abgelegenen Dörfern trinken, gleicht einer schmutzigen Brühe. Die Schule ist ein Verhau, bedeckt mit Bananenblättern. Bei Regen und Sturm kann dort kein Unterricht stattfinden.

Yanek Schiavone im grünen Gewand und weitere Menschen jubeln um einen neuen Brunnen herum.

Yanek Schiavone im grünen Gewand und weitere Menschen jubeln um einen neuen Brunnen herum.

Bild: PD

Die ersten weissen Menschen

Im Togo gibt es auch andere Hilfsorganisationen, doch diese wirkten vor allem in der Hauptstadt und grösseren Orten.

«Wir fahren durchs ganze Land, um nach neuen Projekten zu suchen.»

Sie kämen dabei manchmal in Gebiete, in denen die Menschen noch nie vorher Weisse zu Gesicht bekommen hätten. «An diese Menschen denkt wirklich niemand.»

Ein Brunnen kostet je nach Begebenheiten 20'000 Franken. Sie könnten zwar bereits für 5000 Franken einen bauen, doch sie wollen die bestmögliche Wasserquelle, die nicht nach kurzer Zeit wieder versiegt, sondern viele Jahre zuverlässig sauberes Trinkwasser liefert. Für uns eine Selbstverständlichkeit, kann ein Brunnen für eine Region unglaublich viel bewirken. Bei Schule und Gesundheitszentrum rechnen sie mit 80'000 Franken. Hierzu zählt nicht nur der Bau, sondern die komplette Infrastruktur sowie Material. «Die Schule zu bauen, dauert drei Monate. Aber vorher findet die Hauptarbeit statt.» Ein Schulkonzept muss erarbeitet werden, wie können Eltern eingebunden werden, damit die Kinder wirklich zum Unterricht gehen und nicht auf dem Feld helfen. Abklärungen mit Behörden könnten oft nervenzerreibend sein, erzählt der Tägerwiler.

«Im Togo braucht es viel Energie, um ein Projekt zu realisieren. Das ist eine andere Mentaliät und Geschwindigkeit. Dafür ist es um so schöner, wenn etwas fertig ist.»

Yanek Schiavone empfindet den Verein als das beste, was ihm passieren konnte: «Ich bin der glücklichste Mensch der Welt.»

Yanek Schiavone mit togolesischen Kindern.

Yanek Schiavone mit togolesischen Kindern.

Bild: PD