Am Wochenende fand das jährliche Schweizerische Studebaker-Meeting statt. Der Auftakt war am Freitag auf dem Gelände der Baumschule von Erich Dickenmann in Ellighausen.
Glänzender Lack, viel Chrom, geschwungene Karosserien mit langen Heckflossen - Diese Oldtimer gingen in die amerikanische Autogeschichte ein: die Studebaker. Seine Tore hat das Unternehmen in Amerika längst geschlossen. In der Schweiz sind die stattlichen Autos eher selten.
Studebaker erschien 1948 mit dem ersten stromlinienförmigen Automobil der Welt und stellte 1902 das erste Elektroauto der Welt vor, den «Studebaker Electric». Kein geringerer als Raymon Loewy war für die Designs verantwortlich. Erich Dickenmann spricht vom wohl weltbekanntesten Industriedesigner jener Zeit.
Auf dem Betrieb der Baumschule und Obstkulturen von Dickenmann in Ellighausen trafen sich am Freitagnachmittag rund 20 Besitzer dieser gepflegten Wagen, bevor sie ihr dreitägiges Meeting durch die Ostschweiz gemeinsam fortsetzen.
Eigentlich hätte der Anlass inmitten der Obstplantagen stattfinden sollen.Doch wegen des starken Regens waren die gepflegten Oldtimer in Reih und Glied vor dem Gebäude parkiert. Deren Lenker machten es sich im Innern des Hauses bequem. Fachsimpeln war angesagt.
Bernd Niederberger aus Basel führt zu Hause ein Ersatzteillager. «Ich repariere selber», sagt er. Der Tagesorganisator des Studebaker Car Clubs Switzerland, Urs Nyffeler, aus St. Gallen ist Besitzer von mehreren Studebakern.
«Für meine Ausfahrten entscheide ich mich spontan für ein bestimmtes Modell.»
Die bekanntesten Studebaker Modelle sind wohl: Champion, Commander, President, Avanti und diverse Hawk-Typen. Bei diesem Treffen waren eher seltene Oldtimer aus den 40er-, 50er- und 60er-Jahren vertreten.
Erich Dickenmann selbst fährt einen «Silver-Hawk», Jahrgang 1957, in rot mit langen weissen Flügeln. Die 23-jährige Tochter, Lucy Dickenmann kurvt den Wagen ihres Vaters, seit sie den Fahrausweis in der Tasche hat. «Der Dreigänger mit Overdrive lässt sich gut lenken», sagt sie.
«Eine Besonderheit ist, dass ich roten Lippenstift auftrage, wenn ich ausfahre. Denn ein solches Gefährt zieht die Blicke der Passanten an.»
Natürlich ist von den Studebaker Lenkern viel über die Geschichte zu erfahren. «Studebaker war einst der grösste Fahrzeughersteller der Welt, grösser als Ford und GM», sagt Erich Dickenmann. 1954 fusionierte Studebaker mit der Edelautomarke Packard zur Studebaker-Packard-Kooperation. 1962 erschien das Sportcoupé Studebaker Avanti. Dieses war das schnellste und eleganteste Automobil der Welt. Ueli Wellauer, seit 1987 Präsident des Schweizer Studebaker Clubs, fügt hinzu:
«Sogar schneller als Ferrari.»
1964 musste die damalige Studebaker-Packard-Kooperation, wie viele andere Automobilhersteller zur damaligen Zeit, ihre Tore schliessen.
Der Club trifft sich rund dreimal jährlich. Die Treffen finden in der Schweiz oder im nahen Ausland statt. An diesen Zusammenkünften werden nicht nur Oldtimer bewundert, Probleme diskutiert und Beschaffungsmöglichkeiten von Bestandteilen ausgetauscht, sondern auch Kulturdenkmäler besichtigt. Diesmal führte die Fahrt durch den Thurgau weiter ins Appenzellische.