Affengeräusche von Spartak-Fans gegen den schwarzen St. Galler Alhassane Keita und einzelne Pyros auf beiden Seiten: Unverbesserliche Fussballfans trübten die grossartige Stimmung beim Spiel des FC St. Gallen gegen Spartak Moskau.
ST. GALLEN. «Rassismus hat im Fussball keinen Platz»: Diese Durchsage wurde im Stadion auf Geheiss der Uefa vor dem Spiel des FC St. Gallen gegen Spartak Moskau gemacht – auf Deutsch wie auch auf Russisch. Davon unbeirrt beleidigten Moskauer Fans den in der 66. Minute eingewechselten St. Galler Stürmer Alhassane Keita und sorgten für grobe Misstöne an einem ansonsten wunderbaren Fussballabend. Der 30-Jährige aus Guinea wurde mit Affenlauten bedacht, die auch in der TV-Übertragung deutlich zu hören waren. Der Live-Ticker auf der offiziellen St. Galler Homepage vermerkte ebenfalls: «Keita wird unmittelbar bei der Moskauer Fanecke mit Affenlauten eingedeckt. Was für Idioten!» Die rassistischen Ausfälle der Spartak-Fans, die für ihre rechtsnationale, teils nazifreundliche Gesinnung bekannt sind (unsere Ausgabe vom Mittwoch) waren auch Thema unter Matchbesuchern und im Fanforum des FC St. Gallen.
Laut Daniel Last, Mediensprecher des FC St. Gallen, hat der Uefa-Delegierte die Affenlaute aus dem Gästeblock nicht in seinen Bericht aufgenommen. «Warum der Schiedsrichter sie nicht gehört hat, weiss ich nicht. Er hätte ansonsten das Spiel unterbrechen und eine Durchsage veranlassen müssen.» Bei einer Wiederholung hätte die Partie abgebrochen werden müssen. Last geht nicht davon aus, dass der FCSG in dieser Sache aktiv werden wird – es ist ohnehin fraglich, ob die Uefa nachträglich Schritte einleiten würde.
Auch Dölf Früh, Präsident des FC St. Gallen – er hat die Geräusche nicht gehört – gibt sich zurückhaltend: «Es gibt auf den Zuschauerrängen leider gewisse Menschen mit speziellem Charakter.» Früh betont lieber die schönen Seiten des Abends: Dem Team sei es gelungen, mit bedingungslosem Kampf eine grandiose Stimmung in die Arena zu zaubern, das ganze Stadion habe das Team nach vorne gepeitscht.
Der Erste St. Galler Staatsanwalt Thomas Hansjakob musste sich am Freitag mit drei Anhängern beschäftigen, die wegen des Abbrennens von Pyro verhaftet worden waren. Darunter befanden sich zwei Fans des FCSG und einer von Spartak Moskau. Benjamin Lütolf, Sprecher der Stadtpolizei: «Ein St. Galler Anhänger wurde während des Spiels abseits der Zuschauerränge festgenommen.» Er war aufgrund von Videoaufnahmen als Zünder von pyrotechnischem Material ausgemacht worden. Gleich erging es einem St. Galler Fan, der nach der Partie im Tribünenbereich verhaftet wurde. Ein 25jähriger Russe mit Wohnsitz Moskau wurde nach dem Spiel an der Zürcherstrasse verhaftet.
FCSG-Präsident Dölf Früh ärgert sich über die paar «unverbesserlichen Pyrozünder, die mit ihren Kindereien dem Verein schaden». Zudem brächten sie die gesamte Fanszene in Verruf – die tollen und treuen Anhänger hätten eine wunderbare Choreographie vorbereitet. Die Staatsanwaltschaft ihrerseits belegte den Pyrozünder aus Russland am Freitag mit einer bedingten Geldstrafe von 90 Tagessätzen. Die Kosten von 800 Franken, was mehr als seinem halben Monatslohn entspricht, bezahlte der Mann per Kreditkarte. Der eine St. Galler Fan erhielt eine bedingte Geldstrafe von 90 Tagessätzen. Der zweite hatte die Pyros versteckt unter der Choreographie gefunden. Obwohl er vermummt war, wurde er identifiziert. Der vorbestrafte Mann wurde zu 90 Tagessätzen zu je 30 Franken und 600 Franken Busse verurteilt. Staatsanwalt Hansjakob geht zudem davon aus, dass der FC St. Gallen wegen der von der Uefa zu erwartenden Pyrobusse eine Zivilforderung einreichen wird. «Dann wird es für die Fans richtig teuer.» thema 02