Die St.Galler Grünliberalen wollen ihren Sitz im Eidgenössischen Parlament zurückerobern. Als Zugpferd spannt die Partei einen renommierten Mediziner vor den Karren. Ein anderes Aushängeschild will dagegen nicht mehr.
Die St. Galler Grünen und die St. Galler Grünliberalen wurden vor vier Jahren aus der nationalen Politik katapultiert: Beide verloren damals ihren Sitz im Nationalrat. Diesen Herbst könnte es für die beiden Kleinparteien günstiger laufen - dank der aktuellen Klimadebatte werden ihre zentralen Anliegen zu Kernthemen des aktuellen Wahlkampfs.
Während die Kandidatinnen und Kandidaten der Grünen schon länger bekannt sind, zieren sich die Grünliberalen. Morgen nun wollen sie an einer Medienkonferenz die Katze aus dem Sack lassen und ihre Kandidatinnen und Kandidaten für die Nationalratswahlen bekannt geben.
Anders als bei den Grünen, wo die 2015 abgewählte Wiler Ärztin Yvonne Gilli wieder als Kandidatin antritt, wird die damals abgewählte Margrit Kessler bei den Grünliberalen kein Revival erleben. «Ich trete nicht mehr an», erklärt die Altstätterin auf Anfrage. «Nun sollen die Jungen ran», sagt die 70-Jährige.
Ein weiterer, prominenter Verzicht ist schon länger bekannt: Die St.Galler Stadträtin Sonja Lüthi kandidiert im Herbst nicht. Dagegen tritt ihre Nachfolgerin im Präsidium der St.Galler GLP, Nadine Niederhauser, im Oktober an. Niederhauser ist Stadtparlamentarierin und Augenärztin.
Nun wird gemunkelt, dass ein prominenter Berufskollege von ihr Zugpferd der Grünliberalen in den nationalen Wahlen sein wird: Pietro Vernazza, Chefarzt der Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene am Kantonsspital St.Gallen.
Vernazza, Jahrgang 1956, ist ein international bekannter HIV-Spezialist. Er war unter anderem Präsident der Eidgenössische Kommission für sexuelle Gesundheit. Auf Vernazza geht unter anderem die Änderung des Artikels 231 im Strafgesetzbuch zurück. Gemäss diesem ist nur noch die böswillige Verbreitung einer Infektionskrankheit strafbar.
Offiziell bestätigen will die Parteispitze die Nomination von Vernazza nicht. Einzelne Parteimitglieder antworten jedoch unbekümmert auf die Frage, ob der Mediziner für die Grünliberalen ins Rennen steige: «Ja, sein Name steht auf unserer Liste.»