Nationalratskandidatur
Macedo kann, was Stokholm nicht darf

Der Amriswiler Stadtpräsident Gabriel Macedo will in den Nationalrat. Welche Vor- und Nachteile brächte eine allfällige Wahl für Amriswil?

Manuel Nagel
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Gabriel Macedo vor dem Amriswiler Stadthaus. Selbst wenn er am 22. Oktober 2023 in den Nationalrat gewählt würde, möchte er das Amt als Stadtpräsident weiterhin ausüben.

Gabriel Macedo vor dem Amriswiler Stadthaus. Selbst wenn er am 22. Oktober 2023 in den Nationalrat gewählt würde, möchte er das Amt als Stadtpräsident weiterhin ausüben.

Bild: Manuel Nagel (27. Juni 2022)

Er ist zwar nur die Nummer drei auf der FDP-Liste, will aber im Herbst als Erster ins Ziel und dann gleich weiter nach Bundesbern laufen. Wirklich überraschend war die Nationalratskandidatur von Gabriel Macedo, die am Dienstagabend offiziell bekannt wurde, ja nicht. Als junger Stadtpräsident, der soeben mit einem guten Resultat im Amt bestätigt worden ist, als aktueller Kantonalpräsident seiner Partei und als Kantonsrat gibt es politisch gesehen nur noch vier weitere Möglichkeiten, sich zu verbessern: Regierungsrat im Thurgau sowie Nationalrat, Ständerat oder Bundesrat.

Dass Gabriel Macedos Ambitionen nicht an seiner Bürotüre im ersten Stock des Stadthauses enden, das dürfte ebenfalls klar sein. «Für mich ist der Weg in der Politik noch lange nicht zu Ende», sagt er auch ganz offen. Er habe sich zwischen Weihnachten und Neujahr entscheiden, als Nationalrat zu kandidieren, so der 33-Jährige. «Ich will mithelfen, den vor vier Jahren verlorenen Sitz der FDP zurückzugewinnen, aber klar mit dem Ziel, auch gewählt zu werden.» Er steige mit einer hohen Motivation in den Wahlkampf «und ein Nationalratsmandat wäre auch mit einer grossen Ehre verbunden», fügt Gabriel Macedo an.

Trotz Listenplatz 3 taxiert der Amriswiler Stadtpräsident eine Wahl nicht als aussichtslos. Und sollte der Fall wirklich eintreffen, muss Amriswil dann ein neues Oberhaupt suchen? «Ich will Stadtpräsident bleiben, das ist mein Beruf und steht bereits heute schon bei allen Ämtern, die ich ausführe, an erster Stelle», macht Macedo klar. Sollte er gewählt werden, würde er aber sicher seine Ämter als Kantonalpräsident der FDP und als Kantonsrat niederlegen – «und vielleicht auch noch das eine oder andere kleinere Amt».

Belegt Amriswil bald zwei Nationalratssitze?

Verschiedene Beispiele würden zeigen, dass das funktioniere, sagt Macedo und erwähnt Viola Amherd und Albert Rösti, die als Nationalräte auch ein Gemeindepräsidium innehatten. Auch Kurt Fluri war von 2003 bis 2021 Solothurns Stadtpräsident und Nationalrat. Er war zugleich auch neun Jahre Präsident des Schweizer Städteverbandes und somit Vorgänger von Anders Stokholm, dem aktuellen Stadtpräsidenten von Frauenfeld.

Doch gerade Anders Stokholm, der auch einst mit einem Sitz in Bern liebäugelte, wurde von den Frauenfeldern ausgebremst. In einer Volksabstimmung stimmten fast zwei Drittel Nein, dass ihr Stadtpräsident ein nationales Mandat ausüben darf. Die Gegner fürchteten, dass die Arbeit in Frauenfeld leiden könnte.

Diese Befürchtungen teilt Macedo nicht und er findet, dass ein Mandat in Bern und das damit verbundene Netzwerk auch für eine Gemeinde wertvoll sein können. Er denkt dabei etwa an die Umsetzung der BTS. Auch als Kantonsrat habe er viele Vorteile und sei stets früh informiert über Geschäfte. Aber wäre nicht genau dieser Vorteil als Kantonsrat dann ein zu grosser Verlust und wichtiger für Amriswil als ein zweiter Nationalratssitz neben Diana Gutjahr? Mit grosser Disziplin könne man dank öffentlich zugänglicher Dokumente auch ohne Mandat auf dem Laufenden bleiben, so Macedo, und das Netzwerk im Kanton gehe nicht verloren.

Seinen Stadtratskollegen sei es einfach wichtig, dass Amriswil keine Nachteile erfahre bei einer Wahl. «Aber sie freuen sich auch für mich, dass ich von meiner Partei nominiert worden bin», sagt Gabriel Macedo.