Typisch Heimat
Schlossherr, Römer und reife Tomaten: 23 Geschichten typischer Einwohner aus allen Gemeinden des Bezirks Frauenfeld

Von Gachnang über Mammern nach Frauenfeld: Die Thurgauer Zeitung hat alle typischsten Einwohnerinnen und Einwohner der 23 Gemeinden des Bezirks Frauenfeld besucht. Ein Rückblick auf interessante Gespräche und spannende Begegnungen.

Sophie Ade, Kim Ariffin
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Acht Protagonisten der Typisch-Heimat-Serie: Erwin Roost, Jane Krenmayr, Alois Schneider, Manuela Mazenauer, Peter Pfeiffer, Margrit Arnold, Christof Schenkel und Liselotte Peter (im Uhrzeigersinn).

Acht Protagonisten der Typisch-Heimat-Serie: Erwin Roost, Jane Krenmayr, Alois Schneider, Manuela Mazenauer, Peter Pfeiffer, Margrit Arnold, Christof Schenkel und Liselotte Peter (im Uhrzeigersinn).

Bild: SGT / Belinda Schmid / Benjamin Manser / Donato Caspari / Kevin Roth / Reto Martin / Tobias Garcia

Die Serie «Typisch Heimat» befindet sich kurz vor der Ziellinie, zumindest im Bezirk Frauenfeld. Seit Februar 2021 hat die Thurgauer Zeitung in den 23 Gemeinden zwischen Murgtal, Untersee und Paradies 24 typische Einwohnerinnen und Einwohner getroffen, welche die Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten vorgeschlagen haben.

In Gesprächen mit den Protagonisten ging es um ihr Leben und ihre Verbundenheit mit der Gemeinde. In diesem Artikel wagt die TZ einen Blick zurück in kurzen Häppli und speziellen Aussagen, womit die Ziellinie von «Typisch Heimat» überquert wird.

Basadingen-Schlattingen: Thomas Burkhardt

Thomas Burkhardt, Basadingen-Schlattingen.

Thomas Burkhardt, Basadingen-Schlattingen.

Ralph Ribi
«Der Geisslibach ist der Puls unserer Gemeinde.»

Mit frischen Brötchen vom Beda Beck auf dem Tisch kann sich Thomas Burkhardt nicht beklagen. Doch würde das einstige Gemeinderatsmitglied auch das Basadinger Holz, den Geisslibach und die Genügsamkeit der Einwohnerschaft als Aushängeschilder der Unterthurgauer Gemeinde nennen.

Berlingen: Heinz Kasper

Heinz Kasper, Berlingen.

Heinz Kasper, Berlingen.

Reto Martin
«Das Wasser zieht viele Touristinnen und Touristen an.»

Der ehemalige Berlinger Gemeindeammann Heinz Kasper wohnt seit seiner Geburt in der Gemeinde am Untersee. Wenn es das Wetter erlaubt, spaziert er gerne zum Aussichtspunkt Guggenmöhrli, von wo aus er auf sein Heimatdorf sowie auf Untersee, Reichenau und Höri blicken kann.

Diessenhofen: Hansueli Ruch

Hansueli Ruch, Diessenhofen.

Hansueli Ruch, Diessenhofen.

Reto Martin
«Es erfüllt mit Stolz, uns als Stadt zu bezeichnen.»

Stadtführer und Siegelturmhüter: Das ist Hansueli Ruch. Seit seiner Kindheit lebt er im Rheinstädtchen Diessenhofen und weiss heute schon, dass sein Leben auch dort ein Ende finden soll. Besonders schätzt er das August-Feuerwerk am Rhein und den respektvollen Umgang innerhalb des Gemeinderats.

Eschenz: Hansueli Debrunner

Hansueli Debrunner, Eschenz.

Hansueli Debrunner, Eschenz.

Benjamin Manser
«Einheimische und Fremde gehen in separate Badis.»

Mit seiner Kutsche fuhr Hansueli Debrunner einst die Kindergärtler umher. Heute sind es Hochzeitspaare, welche von den zwei Pferden kutschiert werden. So ist er viel in Eschenz unterwegs. Untersee und Rhein geniesst er in der Badi, die der Einwohnerschaft von Eschenz kostenlos zur Verfügung steht.

Felben-Wellhausen: Christof Schenkel

Christof Schenkel, Felben-Wellhausen.

Christof Schenkel, Felben-Wellhausen.

Belinda Schmid
«Hier lässt die Baugeschwindigkeit nur noch staunen.»

Als Herr über Schloss Wellenberg bewohnt Christof Schenkel seit elf Jahren nicht nur das Wahrzeichen Felben-Wellhausens, sondern behält es gleichzeitig im Blick. Am liebsten hält er sich rund um sein Schloss auf, wo er beim historischen Handwerkermarkt auch gerne 10 000 Interessierte begrüsst.

Frauenfeld: Peter Kolb

Peter Kolb, Frauenfeld.

Peter Kolb, Frauenfeld.

Donato Caspari
«Die Bevölkerung in der Stadt ist jünger geworden.»

Peter Kolb ist ein gebürtiger Frauenfelder und blieb, abgesehen von einigen Aufenthalten in Finnland, Ecuador und Tunesien, seiner Heimatstadt treu. Er engagierte sich zwölf Jahre lang im Frauenfelder Gemeinderat und in den Vorsteherschaften der Kirchengemeinde sowie der Sekundarschule.

Gachnang: Liselotte Peter

Liselotte Peter, Gachnang.

Liselotte Peter, Gachnang.

Kevin Roth
«Die kantonale Trennung spüren wir im Alltag kaum.»

Um nicht nur zu nehmen, sondern der Gemeinde etwas zurückzugeben, engagierte sich Liselotte Peter und sass erst im Gemeinde-, dann im Kantonsrat. Einzigartig macht Gachnang sowohl die Kantonsgrenze, welche durch die Gemeinde führt, als auch die Verbindung von Urbanität und Ländlichkeit.

Herdern: Willi Hebeisen

Willi Hebeisen, Herdern.

Willi Hebeisen, Herdern.

Kevin Roth
«Wir beissen vor unseren Nachbarn in reife Tomaten.»

Dass er auch 88 Jahre nach seiner Geburt in demselben Haus leben würde, hätte Willi Hebeisen nicht gedacht. Doch nebst den guten Bekanntschaften halten ihn auch die regionalen Produkte, welche direkt im Schloss Herdern hergestellt werden, in der Gemeinde. Sein persönlicher Favorit: Der Tilsiter.

Homburg: Hanspeter Dobler

Hanspeter Dobler, Homburg.

Hanspeter Dobler, Homburg.

Ralph Ribi
«Das einstige Bild des Bauerndorfs verflüchtigt sich.»

Wenn es in der Nacht einen Unfall mit Auto und Wild gibt, ist Hanspeter Dobler da, um zu helfen. Von der zunehmenden Grösse und dem Verkehr in Homburg ist er zwar kein Fan, dafür von der Alpensicht seines Lieblingsplatzes Halde aus, die ihm an schönen Tagen den Blick auf den Eiger schenkt.

Hüttlingen: Hansjörg Locher

Hansjörg Locher, Hüttlingen.

Hansjörg Locher, Hüttlingen.

Reto Martin
«Der Forst kommt mittlerweile nicht mehr hinterher.»

Ein eingefleischter Hüttlinger ist Hansjörg Locher zwar nicht, doch das hemmt das Engagement des ehemaligen Gemeindeschreibers nicht. Ob es die Frösche sind, die er über die Strasse zum Reckholderweiher trägt, oder ob er im Wald für Ordnung sorgt, so engagiert er sich in seiner Gemeinde.

Hüttwilen: Manuela Mazenauer

Manuela Mazenauer, Hüttwilen.

Manuela Mazenauer, Hüttwilen.

Tobias Garcia
«Der Honig ist repräsentativer als die Rebberge.»

Drei-Seen-Stafette, Chlausmarkt oder Weinwanderungen – mit dabei ist Manuela Mazenauer nahezu immer. Doch schätzt sie nicht nur die Ereignisse in Hüttwilen, sondern auch die enge Naturverbundenheit, welche ihr wöchentlich ein Päckchen frisches Seebachtaler Obst und Gemüse beschert.

Mammern: Emil Meier

Emil Meier, Mammern.

Emil Meier, Mammern.

Reto Martin
«Was wir nie wieder hergeben, ist unsere Eigenständigkeit.»

Ein Leben ohne See soll es für Emil Meier nicht geben. Dafür liebt er den Untersee und all die Vorzüge von Mammern viel zu sehr. Vom alkoholfreien Tröpfel über den Wald und das Restaurant Schiff bis zur Eigenständigkeit. Für den alt Gemeindepräsidenten ist es, als wohne er da, wo andere Ferien machen.

Matzingen: Alois Schneider

Alois Schneider, Matzingen.

Alois Schneider, Matzingen.

Tobias Garcia
«Was die Urbanität betrifft, liegen wir weit vorne.»

Das Amt des jüngsten Bahnhofvorstehers brachte Alois Schneider einst nach Matzingen. Heute gilt er als Einheimischer und macht gerne einen Abstecher zur Mühli oder dem Dammhirschgehege. Seine grosse Liebe ist und bleibt jedoch die Frauenfeld-Wil-Bahn, welcher er vom Balkon aus zuwinken kann.

Müllheim: Jane Krenmayr

Jane Krenmayr, Müllheim.

Jane Krenmayr, Müllheim.

Donato Caspari
«Wir sind ein Dorf, wie es jedes andere auch ist.»

Obwohl Müllheim ein Dorf wie jedes andere sein soll, bringen Jane Krenmayr keine zehn Pferde mehr weg von dort. Mit verantwortlich dafür ist der Wald, den sie als wahre Goldgrube empfindet. Abseits davon möchte sie durch Mitwirken dafür sorgen, dass es in Müllheim friedlich bleibt.

Neunforn: Max Koradi

 Max Koradi, Neunforn.

Max Koradi, Neunforn.

Donato Caspari
«Das Wörtchen ‹nid› macht den Unterschied.»

Ob bei einem ruhigen Moment auf dem Aussichtspunkt Stuele oder einem Bad in den Weihern: Erholung findet Max Koradi in Neunforn leicht. Daneben schätzt er die Zusammenarbeit mit dem Nachbarkanton und den Vereinen. Weniger entzückt ist er, wenn er jemanden «nöd» anstatt «nid» sagen hört.

Pfyn: Alex Meszmer und Reto Müller

Alex Meszmer (rechts) und Reto Müller, Pfyn.

Alex Meszmer (rechts) und Reto Müller, Pfyn.

Reto Martin
«Schon die Römer wussten, dass es hier am wärmsten ist.»

Mit dem Transitorischen Museum sowie dem Kunstprojekt «Zeitgarten» geben Alex Meszmer und Reto Müller einen Einblick in die vielfältige Geschichte von Pfyn. Im Gemeindegebiet wurden mitunter Fundstücke aus einer Pfahlbautensiedlung sowie Überreste der Kastellmauer gefunden.

Schlatt: Erwin Roost

Erwin Roost, Schlatt.

Erwin Roost, Schlatt.

Reto Martin
«Einen Wechsel zu Schaffhausen fände ich vernünftiger.»

Seit seiner Geburt lebt Erwin Roost in Schlatt, der westlichsten Gemeinde im Thurgau. Dort führte er 40 Jahre lang sein Elektrogeschäft. In seiner Kindheit wurde er Zeuge der Bombardierung von Schaffhausen und erinnert sich noch, wie er sich mit Lehrern und Mitschülern vor Angreifern versteckte.

Steckborn: Hans Peter Hausammann

 Hans Peter Hausammann, Steckborn.

Hans Peter Hausammann, Steckborn.

Belinda Schmid
«Andere würden uns nicht als friedlich beschreiben.»

Ein Besuch im Städtli Steckborn hält Hans Peter Hausammann immer für eine gute Idee. Als einstiger Fremdenführer und Leiter des Museumvereins wollte er Auswärtige mit seiner Begeisterung anstecken. Für etwas Entspannung sieht er sich vom Eichhölzli aus die schönsten Sonnenuntergänge an.

Stettfurt: Heinz Roggenbauch

«Die Intensität des Geruchs verrät die Windrichtung.»
Heinz Roggenbauch (†), Stettfurt.

Heinz Roggenbauch (†), Stettfurt.

Reto Martin

Obwohl es zuerst nur das Haus war, dass Heinz Roggenbauch (verstorben am 13. Juni 2022) nach Stettfurt lockte, überzeugten ihn bald darauf die hilfsbereite Mentalität der Einwohner und die liebliche Landschaft, die ihn umgab. Letztere hat es ihm so angetan, dass er zwei Bücher darüber verfasste.

Thundorf: Alfred Bommer

«An Hochzeiten dekorieren wir mit Immergrünkränzen.»
Alfred Bommer, Thundorf.

Alfred Bommer, Thundorf.

Ralph Ribi

Seine Kindheit verbrachte er auf dem Bauernbetrieb seiner Eltern, inzwischen hat Alfred Bommers Sohn den Hof übernommen. Bommer war sein ganzes Leben lang ein leidenschaftlicher Braunviehzüchter und bis heute geniesst er die Aussicht vom Lusthäuschen auf dem Rebberg in Thundorf.

Uesslingen-Buch: Peter Pfeiffer

Peter Pfeiffer, Uesslingen-Buch.

Peter Pfeiffer, Uesslingen-Buch.

Donato Caspari
«Hier gibt es so einiges, aber keine schlechten Feste.»

Über die Annahme, dass Uesslingen- Buch verschlafen sei, kann Peter Pfeiffer nur lachen. Denn egal, ob Fest oder Konzert: Organisiert wird, was das Zeug hält. Der zweifache Vater nimmt dieses grosse Angebot gerne wahr und möchte mit seiner Schreinerei der Region auch etwas Gutes tun.

Wagenhausen: Max Erzinger

Max Erzinger, Wagenhausen.

Max Erzinger, Wagenhausen.

Andrea Tina Stalder
«Die Verbindungen des ÖV lassen hier zu wünschen übrig.»

Ins Deutsche zieht es Max Erzinger nicht, dafür bleibt er zu gerne bei seinen Tieren und in seinem Wagenhausen. Auf seinem Hof ist er seit seiner Geburt zuhause und widmet sich nebst dessen Unterhalt auch dem Obstanbau, das in der Brennerei vom Gemeindepräsidenten zu Schnaps wird.

Warth-Weiningen: Margrit Arnold

 Margrit Arnold, Warth-Weiningen.

Margrit Arnold, Warth-Weiningen.

Benjamin Manser
«Wir können behaupten, dass wir steinreich sind.»

Zwar ist Margrit Arnold keine waschechte Weiningerin, doch liegt ihr die Gemeinde am Herzen. Einen Besuch der Kartause in Warth hält sie für ein Muss. Und wer Lust auf Genuss hat, dem empfiehlt sie die Gemeindeweine. Selbst trinkt sie diese gerne an Festen oder mit Bergblick auf ihrer Terrasse.