Nach dem Rücktritt von Bundesrat und Finanzminister Ueli Maurer wird eine neue Zahlenjongleurin oder ein neuer Zahlenjongleur gesucht. Anlass genug für unseren Kolumnisten Walter Hugentobler, selbst ein wenig mit Zahlen zu spielen.
Gesucht wird ein neuer eidgenössischer Säckelmeister, also quasi der oberste Buchhalter der Eidgenossenschaft. «Ueli, der Knecht vom Herrliberg», mag nicht mehr. Gemäss eigener Aussage wird er danach «wieder der ganz normale Ueli» sein. Schade, schade! Als Steuerzahler hätte ich mir einen ganz normalen Ueli als Bundesrat gewünscht, was er danach werden wird, ist mir ziemlich egal.
Nun, es kauert ja ein nächster Ueli in den Startlöchern, vielleicht folgt dann – frei nach Jeremias Gotthelf – «Ueli, der Pächter vo de Ochseschüür.» On verra.
Jedenfalls braucht es wieder einen obersten Buchhalter. Buchhalter sind Zahlenmenschen und ich muss neidlos eingestehen: Ich bewundere sie, das könnte ich nicht! Den ganzen Tag von Zahlen umgeben sein, mit ihnen jonglieren und dann dieses freudige Lächeln, dieses entzückte Strahlen in den Augen, wenn alles aufgeht. Diese Akribie, diese Genauigkeit: Ich bin froh, gibt es sie, ohne sie würde ich verzweifeln!
Ich bin eher ein Zahlenfan. Zahlenmystik, spezielle Zahlen das fasziniert mich.
Mund, Ohren, Finger haben wir. Und jemand hat dann präzisiert: ein Mund, zwei Ohren (darum sollte man mehr zuhören als reden), fünf Finger an jeder Hand, zehn Zehen und so weiter. Daraus hat sich eine Zahlenreihe ergeben: 1, 2, 3, 4, 5…!
So weit, so gut. Es gibt aber einen Unterschied zwischen 2, 4, 6, … und 1, 3, 5 ... Die einen sind «gerade» und lassen sich durch 2 teilen, die anderen ungerade (oder sind es Widerständler?) und lassen sich partout nicht durch 2 teilen! Aus Prinzip! Aber damit nicht genug!
Denn da gibt es noch die ganz Trotzigen, die lassen sich nur durch sich selber und durch 1 teilen. Sie werden Primzahlen genannt. Das sind alles ungerade Zahlen – ausgenommen die 2, die ist zwar gerade, aber gleichzeitig besonders trotzig: Sie lässt sich auch nur durch sich selber und durch 1 teilen! Wahrscheinlich wäre es sehr ungeschickt, hier darauf hinzuweisen, dass in der Numerologie die 2 auch für das Weibliche steht …
Das Datum des letzten Samstags war der 22.10.22 – sieht doch schön aus! Und im ganzen Jahr 2022 – wie in jedem Jahr – gibt es immer wieder solche Kombinationen – 22.1.22, 22.2.22 etc. Darunter gibt es dann auch beliebte Hochzeitstermine. Und wenn man einmal beginnt, merkt man, wie viele solcher Daten es überhaupt gibt und wie viele wir schon verpasst haben. 11.11.11, 12.12.12, 01.01.01.
Das gleiche gilt auch für digitale Uhrzeiten: 08:08, 16:16, 11:11 – wie viele Male am Tag lesen wir eine solche Zeit? Kurz nachdenken. Und wie viele Male am Tag stehen bei einer analogen Uhr die Zeiger genau übereinander? Und um welche Zeit? Wann? Bitte auf die Sekunde genau!
Ein anderes Beispiel: Goethe hat von 1749 bis 1832 gelebt. Ganz einfach 7 x 7 = 49 und 18 + 32 = 50. Also muss man bei Goethe nur an 49/50 denken, schon weiss man 1749 – 1832. Es fesseln mich auch ganz spezielle Zahlen: Multiplizieren Sie doch mal 37.037 mit einer einstelligen Zahl und dann das Produkt noch mit drei – verblüffend!
Oder multiplizieren Sie irgendeine Zahl mit 9 und bilden Sie die Quersumme – Sie werden immer bei 9 landen (22 x 9 = 198; 1 + 9 + 8 = 18; 1 + 8 = 9). Geht mit jeder positiven natürlichen Zahl. Unglaublich.
Walter Hugentobler ist Thurgauer SP-Urgestein und Direktor des Klosters Fischingen. Er schreibt diese Kolumne immer montags im Turnus mit Toni Brunner, Ulrike Landfester und Samantha Wanjiru.