Peter Lenzin hat mit Goran Kovacevic und Kollegen ein neues Album aufgenommen. Das geschah bei einem Live-Konzert, das Publikum ist aber nicht zu hören.
Wer Live-Alben von früher kennt, stutzt. «Live from the Pfarreisaal Höchst» heisst es bei jedem Lied. Doch weder ist Applaus zu hören noch vernimmt man irgendein Geräusch. «Nur» die Musik ist da, gespielt von Peter Lenzin (Saxofon), Goran Kovacevic (Akkordeon) und dem «Kollektiv» – den beiden Musikern Raphael Brunner (Akkordeon) und Juan Carlos Diaz (Flöte).
Dem Albumtitel «No Limits» (Keine Grenzen) wird das neue Werk vollends gerecht. Anders als auf Lenzins letztem Album «Here & Now» (2021) ist kein Pop-Jazz mehr zu hören. Was das Quartett darbietet, bewegt sich auf musikalisch sehr hohem Niveau und ist eine Art teilweiser Rückkehr zum Sound des früheren Duša Orchestras, in dem Lenzin und Kovacevic lange erfolgreich zusammenspielten.
Besondere Disziplin ist der Grund dafür, dass auf dem neuen Live-Album kein Mucks vom Publikum zu hören ist. Vor dem Konzert war gebeten worden, sich während der Darbietung still zu verhalten und am Ende jeden Liedes erst nach einer kurzen Wartefrist zu klatschen. Somit stören keine Zwischenrufe noch sonst ein Geräusch das musikalische Hörerlebnis. Dieses ist umso eindringlicher, als die Band noch motivierter als im Studio zu Werke ging. Vor Publikum werde mit grösstmöglicher Spielfreude und Intensität musiziert, sagt der in Marbach lebende Peter Lenzin.
Tatsächlich reissen die elf Lieder mit. Es sind bewährte Stücke, darunter Dave Brubecks Standard «Blue Rondo à la Turk» oder das von der Französin Zaz bekannte «Demain c’est toi». Von Lenzins letztem Album ist «Strada del Sole» übernommen worden, anderes Songmaterial, ausnahmslos Hochqualitatives, stammt teilweise von Goran Kovacevic («Both») oder von Lenzin («Erzurumi Shoror»). Die Stücke lassen (wie etwa im starken «Se le tiene») viel Raum für Improvisation, wobei Saxofon und Akkordeon im Vordergrund stehen. Aber auch die Flöte hat ihre grossen Momente. Jeder Ton ist gestochen scharf, musikalische Neugier wird reich belohnt.