«Elegant, sexy und sicher auf High Heels – einfacher als du denkst!» Dies verspricht der Workshop, den Claudia Eberle und Kathrin Bertényi in Widnau anbieten. Eine Probe aufs Exempel.
WIDNAU. Eines vorweg: In meinem Schuhregal stehen keine High Heels! Zwar gebe ich zu, dass die Schuhe die teuersten Stücke meiner Garderobe sind. Das ist jedoch logisch zu begründen: Ich habe eine Vorliebe für Secondhand-Mode, die Schuhe kaufe ich allerdings neu. Hohe Absätze waren für mich nie ein Thema, weil ich darin nicht gehen, geschweige denn rennen kann. Und ich gehe oft und muss manchmal auch rennen. Eben. Ausserdem bin ich schuhtechnisch eher der währschafte Typ. Damit wir uns verstehen: Doc Martens, El Naturalista oder Art. Und vor der Tür parkieren ein Paar Gummistiefel – für den täglichen Gang zu Hühnerstall und Gemüsegarten.
Nun ja, ich gebe zu, ich liebäugle ab und zu mit hochhackigen Schuhen. Es gibt schliesslich tolle Modelle. Und ich bin klein. Und mein Mann ist gross. Und manchmal wär ich gerne grösser. Und überhaupt…
Aber wie gesagt, schwankend auf hohen Hacken? Peinlich. Und bestimmt unbequem. Doch dann kam mir ein Flyer in die Hand, der jeden Hochhack-Traum zu verwirklichen verspricht. Claudia Eberle und Kathrin Bertényi laden zum Workshop ein, bei dem Frau lernt, elegant, sexy und – Achtung sehr wichtig – sicher auf High Heels zu gehen. Ich sehe meine Chance gekommen. Jetzt noch schnell meine Freundin Karin, Verfechterin soliden Schuhwerks auch sie, vom Vorhaben überzeugen, schicke Hacken organisieren, und dann kann's losgehen.
Der Spiegelsaal in der Aegeten-Halle bietet eine filmreife Kulisse für unsere Show: Die Vorhänge gezogen, die Kerzen flackern, Prosecco im Glas, der rote Teppich ausgerollt. Mit Charme und Witz führen die Kursleiterinnen in die Kunst des High-Heels-Tragens ein. «Ihr werdet sehen, mit hohen Absätzen ist es wie mit scharfem Essen. Man gewöhnt sich daran und verträgt immer mehr davon», so Claudia Eberle. Die Primarlehrerin und Mutter weiss, wovon sie spricht. Denn wie sie erzählt, hatte es bei ihr lange gedauert, bis sie sich in High Heels aus dem Haus wagte. Und weil es vielen Frauen ähnlich geht, rief sie zusammen mit Kathrin Bertényi, Tanz- und Sportlehrerin, Mutter und passionierte High-Heels-Trägerin, diese Workshops ins Leben.
Nun wird zum «Trockenlaufen» aufgefordert. Barfuss zwei, drei Runden drehen. Schultern nach hinten, Brust raus, Blick nach vorn und immer schön die Hüften schwingen. Kathrin Bertényi erklärt währenddessen, warum viele Männer Frauen in High Heels so toll finden: «Die Absätze erhöhen das Sprunggelenk. Dabei verlagert sich der ganze Körper – Po und Brüste werden automatisch betont.» Alles klar? Na dann, hoch mit den Fersen, rein in die Hacken und ab geht's! Aus den Boxen unterstützt uns Nancy Sinatra mit «These Boots are made for walkin'». Wir stöckeln, gehen, stöckeln – in Plateaus, Stilettos oder Peeptoes. Acht Schritte vor, acht zurück und dann im Kreis. Es funktioniert, niemand strauchelt, niemand stürzt, alle lachen. «An die Hüften denken, und den Gluteus, den mittleren Gesässmuskel, anspannen», erinnert Kathrin Bertényi. «Are you ready, Boots?», will Nancy Sinatra singend wissen. «Start walkin'!» Das machen wir. Ich, Karin, alle. Wir denken an die Hüften, an die Schultern und an den Gluteus. Ohne Bluff, wir können's.
Dann folgen Rollenspiele. Mit High Heels flanieren, verführerisch wirken oder zum Business-Meeting antreten. Dazwischen ein Gläschen Prosecco – auf Stelzen und in Ehren. Dann schaffen sogar alle die Kür: Rennen in High Heels. Nach zwei Stunden: Bravoooo, es ist geschafft! Um ein wirklich lustiges Erlebnis reicher, machen wir uns auf den Heimweg. Mit dabei den letzten Tip von Claudia Eberle: «Sollten irgendwann doch leise Zweifel auftreten, dann denkt daran: High Heels dürfen weh tun, sie müssen nur schön sein.» Wer sagt's denn. Übrigens, in meinem Schuhregal stehen jetzt auch Stöcklis. Sollten sie mir zuzwinkern, kann ich frohgemut sagen «I'm ready, Boots!»
Am 14. Juni und am 21. Juni führen Claudia Eberle und Kathrin Bertényi weitere High-Heels-Workshops in Widnau durch. Tel. 079 645 41 42.