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Die Website von www.goldach.ch ist seit dem 30. Dezember nicht mehr aufrufbar. Dies, weil eine Rechnung vom Domainbetreiber Swizzonic über 16 Franken falsch adressiert und deshalb nicht bezahlt wurde. Gemeindepräsident Dominik Gemperli spricht von einer Katastrophe und hat bereits das Ende der Zusammenarbeit mit dieser Firma angekündigt.
«Die Website ist nicht erreichbar, die Server-IP-Adresse von www.goldach.ch wurde nicht gefunden» – diese Meldung erscheint seit Mittwoch, 30. Dezember, auf dem Bildschirm, wenn man auf der Website der Gemeinde Goldach eine Information abholen oder eine Serviceleistung online erledigen möchte.
In solchen Fällen stellt sich jeweils zuerst die Frage, ist die Website der politischen Gemeinde gehackt worden? «Nein», sagt Gemeindepräsident Dominik Gemperli, «unsere Homepage ist im Moment aufgrund eines technischen Fehlers inaktiv. Das heisst, dass wir aktuell nicht über unsere Website und auch nicht über unsere Mails erreichbar sind. Wir können nur intern kommunizieren, was wirklich ein riesiger Mist ist.»
Die Domain wird von der Firma Swizzonic AG aus Zürich betreut. Diese Firma hat laut Dominik Gemperli eine personalisierte Rechnung über den Jahresbetrag von 16 Franken an die Gemeinde verschickt. Diese Rechnung war allerdings an den ehemaligen Gemeindeschreiber Richard Falk adressiert, der ja bekanntlich seit dem 1. Juni des vergangenen Jahres nicht mehr in Goldach tätig ist, sondern neu Stadtschreiber von Rorschach ist. Deshalb gibt es auch diese E-Mail-Adresse nicht mehr. Und weil aus diesem Grund die Rechnung nicht bezahlt wurde, hat die Swizzonic AG die Domain www.goldach.ch kurz und bündig ohne weitere Vorwarnung deaktiviert.
«Wir konnten in der Zwischenzeit Kontakt mit der Firma aufnehmen, was allerdings eine sehr schwierige und mühsame Geschichte ist», sagt Goldachs Gemeindepräsident. Es sei bezüglich der Zusammenarbeit mit dieser Firma eine Telefonnummer hinterlegt worden, die es mittlerweile im Rathaus Goldach gar nicht mehr gebe, die Firma akzeptiere aber nur Anrufe von dieser Telefonnummer.
«Es ist uns dann doch endlich gelungen, mit Swizzonic Kontakt aufzunehmen, doch der Domainbetreiber zeigt sich sehr unkooperativ und unfreundlich. Wir haben mehr als einmal telefoniert, aber da hat man Leute an der anderen Seite, die einem das Telefon aufhängen», sagt Dominik Gemperli fassungslos. Die Gemeindekanzlei habe die Auskunft erhalten, dass es drei bis vier Tage dauern werde, ehe die Domain wieder aktiviert sei, leider warte man nun schon eine Woche.
Der hörbar frustrierte und verärgerte Gemeindepräsident von Goldach betont:
«Die Situation ist eine riesige Katastrophe und das Verhalten dieser Firma ist für mich unverständlich.»
Es gehe letztlich um eine Rechnung von weniger als 20 Franken. Aus seiner Sicht liege das Verschulden dieser Situation ganz klar bei der Swizzonic AG, weil sie die Rechnung an einen Account geschickt habe, der automatisch melde, dass er nicht mehr aktiv sei.
Wieso es nun so lange dauert, den Account wieder aufzuschalten, ist für Dominik Gemperli unverständlich und nicht nachvollziehbar. Er sagt: «Wir werden auf jeden Fall die Firma wechseln, die unsere Domain betreut, denn was hier passiert, ist wirklich unglaublich.»
Die Goldacherinnen und Goldacher seien über die nach wie vor erreichbare Website des Gemeindeblattes «Wellenbrecher» über die Situation informiert worden, aber diese Info würden natürlich längst nicht alle Bewohnerinnen Bewohner der Seegemeinde sehen.
Die Swizzonic AG hat sich bisher trotz mehrmaliger Anfrage der «Tagblatt»-Redaktion zu den Vorgängen um die Goldacher Domaine nicht geäussert. Auf deren Website ist zu lesen: «Wir sind eine unabhängige Schweizer Aktiengesellschaft mit Sitz im Herzen von Zürich. Als der Schweizer Domain-Pionier betreuen wir seit 2009 erfolgreich Unternehmen und Privatpersonen rund um das Thema Webhosting und Onlinepräsenz.» Nach eigenen Angaben betreut Swizzonic in ganz Europa fünf Millionen Domains und beschäftigt 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Kontaktaufnahmen sind nur über eine einzige Servicetelefonnummer möglich.
Was in Goldach passiert, wird in den umliegenden Städten und Gemeinden nicht ohne Sorge registriert. Dass die Goldacher Website ohne Vorwarnung durch den Domainbetreiber deaktiviert wurde, sei nicht erfreulich, sagt Rorschachs Stadtschreiber Richard Falk. Er wolle nicht in die gleiche Situation kommen und werde in den kommenden Tagen das Thema im Rathaus besprechen. Einen Wechsel des Domainanbieters sei nicht unwahrscheinlich.
.CH Domains sind auf dem Markt bereits ab rund 10 Franken pro Jahr erhältlich, der Preis war hier wohl nicht ausschlaggebend. Der Entscheid für die heutige Swizzonic ist wohl eher historisch begründet, als mit dem Ende des Monopols des Registry-Betreibers SWITCH die Firma switchplus als Registrar-Anbieter ausgegründet wurde. Durch die Verbindung zu SWITCH schien es gerade für Gemeinwesen ein naheliegender und vertrauenswürdiger Partner. Dumm nur, dass die switchplus dann 2018 an einen internationalen Konzern verkauft wurde, der (offenbar) Kundendienst nicht so gross schreibt…
Was der Gemeinde Goldach passiert ist, ist in den letzten Wochen unzähligen KMUs, Vereinen und Privatpersonen passiert. Die Empörung in der Webbranche ist gross. Da wird mit einem Automatismus gearbeitet, der nicht mehr dem gesunden Menschenverstand untersteht. Es werden Systeme und Abläufe geändert, die sich über Jahre bewährt haben, nur um Gewinne zu maximieren und dies, ohne die Kunden im Vorfeld richtig zu informieren. Sucht ein Betroffener Hilfe unter der Supportnummer, teilt ihm eine automatisierte Stimme mit, dass das System überlasstet sei. Kommt man dann dennoch durch, wird man zuerst gebeten Hochdeutsch zu sprechen, damit überhaupt ein Austausch möglich wird. Hilfe gibt es keine, teilt einem der Supportmitarbeiter mit, denn die Abläufe seien automatisiert. Langer Rede kurzer Sinn. Ein Wechsel des Registrars ist angeraten.