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Elektrofahrzeuge, Windenergie, Wasserkraft und Solarpanels: Die Stadt hat einen ganzen Strauss an Massnahmen im Köcher, um bis 2050 null Emissionen zu erreichen.
Es ist das Jahr 2050. Autos mit Benzinmotoren gibt es in St.Gallen keine mehr. Alle fahren mit Elektroautos. Die Verkehrsbetriebe St.Gallen (VBSG) sind seit 2030 ausschliesslich mit Batterietrolley- und Batteriebussen unterwegs. So zumindest lautet das Szenario, das die Stadt in ihrer Roadmap zur Null-Tonnen-CO2-Gesellschaft beschreibt.
Der Bedarf nach erneuerbarem Strom nimmt damit zu. Generell steigt die Nachfrage nach Elektrizität. Der Stadtrat geht heute von einem Bedarf von 640 Gigawattstunden (GWh) aus.
Zur Veranschaulichung: Damit könnten 100 Personen 640'000 Kuchen backen oder 6,4 Millionen Stunden fernsehen.
Dieser Bedarf soll gedeckt werden mit 320 GWh aus Schweizer Wasserkraft, mit 100 GWh Strom aus dem Ausland – hauptsächlich Windstrom –, 70 GWh aus Wärme-Kraft-Koppelungsanlagen und 150 GWh lokaler Solarenergie. Das geht aus dem zehnseitigen Postulatsbericht «Auf dem Weg zur emissionsneutralen Stadt» hervor, der am Dienstag im Stadtparlament beraten wird.
Die 150 GWh Solarstrom sollen komplett in St.Gallen produziert werden. Dafür ist eine Leistung von 120 Megawatt Peak nötig. 2019 betrug die Leistung aller in der Stadt installierten Fotovoltaikanlagen 12 Megawatt Peak. Es sei ein ehrgeiziges Ziel, schreibt der Stadtrat. Um es zu erreichen, müsse sich der jährliche Ausbau an Solarstrom-Kapazität auf 4,5 Megawatt Peak steigern. «Peak» bezeichnet die Höchstleistung einer Anlage unter Testbedingungen.
Ein Drittel des nötigen Ausbaus – 1,5 Megawatt Peak – können die St.Galler Stadtwerke leisten. Dazu müssen jährlich fünf bis sechs grössere Industriedächer oder 15 grössere Wohnüberbauungen mit Fotovoltaikmodulen bebaut werden. Dazu beantragt der Stadtrat dem Stadtparlament für die Legislatur 2021 bis 2024 einen Rahmenkredit von über acht Millionen Franken. Für die laufende Legislatur betrug der Rahmenkredit 3,5 Millionen Franken – also knapp die Hälfte.
Den weiteren Ausbau von 3 Megawatt Peak müssen Private leisten, wobei der Ausbau schon in der Vergangenheit mehrheitlich von Privaten geleistet wurde. Stadtrat Peter Jans, Direktion Technische Betriebe, sagt:
«Doch nun muss ein
eigentlicher Boom starten»
Für einen Boom sind Anreize notwendig. Ein probates Mittel ist es laut Jans, die Einspeisevergütung zu erhöhen. Wer den Stadtwerken Solarstrom liefert, erhält heute pro Kilowattstunde zwei Rappen für den ökologischen Mehrwert, zusätzlich zur Vergütung von 8,3 Rappen für den physischen Strom. Künftig sollen es fünf Rappen sein, wobei dies je nach Marktsituation geprüft und angepasst werden müsse. Eine weitere Massnahme wäre, dass die Stadt einen Teil der Investitionskosten für Fotovoltaikanlagen übernimmt.
Bisher fördert sie Anlagen nur indirekt. Doch derzeit prüft die Dienststelle Umwelt und Energie eine direkte Förderung. Man werde kaum darum herum kommen, dem Energiefonds mehr Geld zufliessen zu lassen, heisst es im Postulatsbericht. Eine Erhöhung des Energiefonds liegt in der Kompetenz des Stadtparlaments.
Auf Bundesebene ist derzeit das revidierte Energiegesetz in der Vernehmlassung. Dieses sieht vor, die Fotovoltaik weiterhin mit Unterstützungsbeiträgen zu fördern. Bei kleinen Fotovoltaikanlagen wird die Einmalvergütung fortgeführt. Grössere Anlagen erhalten einen Beitrag, wenn sie günstig produzieren.