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Partys zu veranstalten, ist in Zeiten von Corona eine Gratwanderung. Vier junge Wittenbacher wagten es trotz allem, und luden zum Day Rave in der Badi. St.Galler Veranstalter sagten hingegen vorsichtshalber alle Sommerpartys in der Stadt und am See ab.
Über 600 Menschen feierten am Wochenende ohne Maske auf einer Bodensee-Fähre, als gebe es kein Corona. Auch in Wittenbach wurde am helllichten Tag getanzt - ganz offiziell und mit Hygienekonzept. Die Badi Sonnenrain verwandelte sich am Samstag in eine Partylocation mit Blumen, bunten Lichtern und tropisch angehauchten Klängen. Die 200 Tickets à 18 Franken waren ausverkauft. Jeder Gast musste sich online registrieren. Auch aus Degersheim und Goldach pilgerten die Gäste nach Wittenbach - hungrig nach Ausschweifungen nach einem Sommer ohne Festivals.
Veranstaltet wurde die Party von vier jungen Wittenbachern: Patrick Brülisauer, der die Idee dazu hatte, den Brüdern Patrick und Mike Göldi sowie Riccardo Ottomano. Die Party kam so gut an, dass sie den Day Rave im nächsten Jahr wiederholen wollen. Dann aber mit doppelt so vielen Gästen, also 400 Leuten.
Patrick Göldi sagt:
«Wir wollten mal was riskieren. Sonst läuft in Wittenbach nie etwas für die Jungen.»
Der 26-jährige DJ und hat mit seinem Label «Back to Life Records» schon über 15 Elektropartys veranstaltet. Seine Brötchen verdient er aber als Softwareberater bei Abacus. Bereits am 17. Oktober lädt er zur Bass Boosted Party in der Grabenhalle in St.Gallen.
Die sommerlichen Day-Rave-Partys sind in den letzten Jahren aufgekommen. «Früher kannte man sie von Partyferien in Ibiza, von Festivals oder amerikanischen Collegepartys», sagt Göldi.
Der Vorteil, wenn die Party schon am Nachmittag beginnt: Man kommt am Abend mit einem leichten Rausch nach Hause, geht früh ins Bett, erwacht am Sonntag ausgeschlafen und hat noch was vom freien Tag. Das funktioniere aber nur im Sommer, draussen an der frischen Luft.
Der St.Galler Lukas Hofstetter hat sich mit dem Label «Au Revoir» als Veranstalter von Day Raves etabliert. Dieses Jahr wollte er am Open Air St.Gallen erstmals eine grosse Day-Dance-Bühne eröffnen. Hofstetter wundert sich nicht über den Erfolg der Wittenbacher. Überraschende Plätze wie die Badi Sonnenrain seien attraktiv, und die Day Dance Partys seien in diesem Jahr «sicherlich ein Ersatz für die gestrichenen Openairs».
«Und jetzt mit Corona will man noch jede Openair-Party mitnehmen, bevor der schwierige Winter kommt.»
Day Rave Partys seien auch bei Leuten über vierzig beliebt, die nicht mehr in einen Club gehen und trotzdem feiern wollen. Der Erfolgsrezept: Die Party fängt früh an, am nächsten Tag sei man wieder fit.
Dazu komme, dass nicht zu harte elektronische Musik draussen bei schönem Wetter eine breite Masse anspricht. «Drinnen würde das nicht gleich ziehen», sagt Hofstetter.
Hofstetter hat in diesem Jahr jedoch alle Day Raves abgesagt. Sowohl im Garten der St.Galler Militärkantine, wo jeweils Hunderte unter alten Kastanienbäumen zu tanzen, als auch am Bodensee.
Auch Gastrounternehmer Ruedi Gamper von der St. Galler Südbar stellt «einen Hype um die Daytimer» fest. Besorgt hat er die Schlagzeilen über das Partyschiff gelesen.
Zusammen mit dem Musiklabel «Schwarzmatt» und dem Restaurant Dreilinden veranstaltete Gamper diesen Sommer drei Partys unter freiem Himmel: Zwei Day Dances auf Dreilinden sowie eine Silent-Party im St. Leonhardspark. Also eine Tanzveranstaltung, bei der die Musik über Kopfhörer gehört wird. Diese Partys konnten nur unter Einhaltung strenger Vorgaben und diverser Rücksprachen mit den Behörden veranstaltet werden. Finanziell gelohnt hätten sich diese nicht, weil nur 300 Personen pro Sektor pro Abend zugelassen waren und diverse Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden mussten.
Auch im Oktober hätte noch eine letzte Party auf den Dreilinden stattfinden sollen. Aufgrund der steigenden Fallzahlen verzichten die Veranstalter jedoch darauf.
Das Team des Restaurants Sonnenrain bei der Badi in Wittenbach willigte sofort ein, den Day Rave zu veranstalten. Es sei wichtig, im Gespräch zu bleiben, sagt David Dudli. Er hat das Restaurant mit Marius Ambühl und Jonathan Bihl in diesem schwierigen Sommer gepachtet. «Man muss immer wieder etwas bieten», sagt David Dudli. Der gelernte Koch serviert im Herbst etwa Wildgerichte mit Gemüse und selbstgemachten Spätzli. Zudem werde man Mitte Oktober bei der Badi ein Chalet mit Cheminee aufstellen, wo man sich zum Fondue, zum Fondue Chinoise und zu weiteren herbstlichen und winterlichen Anlässen treffen kann. «Ideal für Firmen und Geburtstage», sagt Dudli. Bei Veranstaltungen rund ums Thema «Winterzauber» soll eine Stimmung wie an einem Weihnachtsmarkt aufkommen. «Ideen sind gefragt», sagt Dudli. Sonst könne man kaum überleben nach diesem schwierigen Coronasommer. (mem) Die aktuellen Anlässe und die Menükarte sind auf der Homepage meet-eat-talk.ch einsehbar. (mem)