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Marion Riedel ist Restaurantfachfrau und Berufsbildnerin im St.Galler Restaurant Netts Schützengarten. Vor kurzem erhielt sie die Auszeichnung als schweizweit beste Berufsbildnerin ihrer Branche.
Gespannt halten sich Marion Riedel und Beatriz Silva an den Händen, die Köpfe nach unten geneigt, die Augen geschlossen. Sie warten darauf, dass die Moderatorin Mona Vetsch die Gewinnerin verkündet: die beste Ausbildnerin oder der beste Ausbildner unter den Restaurantfachleuten in der Schweiz.
«Als ich meinen Namen dann tatsächlich hörte, konnte ich es im ersten Moment gar nicht glauben, danach war die Freude riesig.»
So erinnert sich Marion Riedel an die Preisverleihung am 19. September. Die Restaurantfachfrau im Restaurant Netts Schützengarten in St.Gallen ist stolz, gewonnen zu haben. Jedes Jahr küren Gastro Suisse und Swiss Gastro Solutions unter dem Stichwort «Zukunftsträger» die besten Berufsbildner in den Kategorien Koch, Bäcker/Konditor/Confiseur, Fleischfachmann sowie Restaurantfachperson.
Nicht die Vorgesetzten schlagen die Nominierten für die Wahl vor, sondern die Lernenden. Marion Riedel sagt:
«Deshalb bedeutet mir dieser Preis besonders viel. Weil diejenige, die mich nominiert hat, direkt mitbekommt, wie ich bei der Arbeit bin.»
Die Auszeichnung ist mit 6000 Franken dotiert. «Das ist schön, damit können wir nach der geschäftigen Adventszeit mal einen Teamausflug mit allen machen», sagt Marion Riedel und ergänzt: «Aber viel wichtiger als das Geld ist für mich die Ehre, nun beste Ausbildnerin in meinem Beruf zu sein. Die Lernenden sind für mich eine Herzensangelegenheit.»
Man hört der 38-Jährigen die Motivation für ihre Aufgabe an, wenn sie über die Jugendlichen spricht. Es sei ihr wichtig, sich viel Zeit für sie zu nehmen.
«Sie wissen, dass sie auch mit ihren Sorgen zu mir kommen können. Ich will sie gut behandeln, damit sie in der Branche bleiben, schliesslich sind sie unsere Zukunft.»
Als während der Pandemie die Restaurants geschlossen bleiben mussten und es manche Jugendliche nicht leicht hatten ohne fixe Tagesstruktur, war Marion Riedel trotzdem zweimal wöchentlich mit ihnen im Restaurant, damit sie sich auf die Abschlussprüfung vorbereiten konnten. «Ich möchte, dass die Lernenden ihre Lehre abschliessen können und danach auf eigenen Beinen stehen und Freude am Beruf haben. Dann habe ich meine Aufgabe gut gemacht.»
Dass Marion Riedel ihre Aufgabe gut macht, findet auch Beatriz Silva. Die 17-Jährige ist im dritten Lehrjahr zur Restaurantfachfrau im Restaurant Netts Schützengarten und hat Marion Riedel nominiert.
«Sie hat diesen Preis verdient für alles, was sie für uns tut.»
Silva sagt: «Ich schätze ihre fröhliche Art, dass sie sich immer Zeit für uns Lernende nimmt und alles ruhig angeht.»
Es ist Marion Riedel ein grosses Anliegen, dass die Lernenden sich im Betrieb wohlfühlen. «Die Gastronomiebranche geniesst leider keinen guten Ruf. Viele lernen lieber einen anderen Beruf oder wollen studieren. Deshalb ist es umso wichtiger, möglichst gute Arbeitsbedingungen zu schaffen», sagt die Restaurantfachfrau.
«Wir haben beispielsweise am Sonntag und an Feiertagen geschlossen und ich schaue auf eine faire Regelung der freien Tage.»
Ausserdem versuche sie, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel Wertschätzung entgegenzubringen. Im «Netts Schützengarten» trügen diese Bemühungen Früchte: «Wir haben ein Superteam und viele langjährige Mitarbeitende.»
Der Fachkräftemangel in der Gastronomie war schon vor der Pandemie ein Thema, doch diese hat das Problem noch verstärkt. «Viele haben erkannt, dass es attraktivere Arbeitsbedingungen gibt und haben sich während des Lockdowns neu orientiert», sagt Köbi Nett, Inhaber des Restaurants und ergänzt:
«Dabei ist es ein so schöner vielseitiger Beruf, der Möglichkeiten zu Weiterbildungen in der Hotelbranche und das Arbeiten in fremden Ländern ermöglicht.»
Für Marion Riedel ist das Schönste an ihrem Beruf, zu sehen, wie sich die Lernenden entwickeln. «Sie sind wie kleine zarte Pflänzchen, wenn sie bei uns das erste Mal schnuppern. Und nach der Lehre stehen sie auf eigenen Füssen und begrüssen mich vielleicht in einem anderen Restaurant, wenn ich essen gehe», sagt sie. «Zu sehen, wie sie mit Freude im Beruf geblieben sind, ist für mich jeden Tag wieder neue Motivation.»