Salzkorn
Ein schaler Vorgeschmack aufs Open Air St.Gallen

«Viva la Vulva» heisst ein Drink, den Partyveranstalter vor der Grabenhalle ausschenken. Wer das Gesöff bestellt, erlebt ein blaues Wunder.

Melissa Müller
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Illustration: Corinne Bromundt

Parkplatzfest vor der Grabenhalle in St. Gallen am vergangenen Samstag: Junges Partyvolk tummelt sich in der schwülen Sommernacht unter bunten Lämpchen. Es riecht schon ein bisschen nach dem bevorstehenden Open Air St. Gallen: Schweiss, abgestandenes Bier, Zigarettenrauch und Frittieröl vom Essstand.

An der Bar bestellt man den Cocktail «Viva la Vulva» mit Vodka und Cassis. Klingt wie eine kreative Hymne an das weibliche Geschlecht, dafür lässt man gerne 13 Franken springen. Schmeckt aber nur nach lauwarmem Sirup. Als man den Barmann um Eiswürfel bittet, schaut er so empört, als habe man ihn in die Eier getreten. «Was, für dich soll ich extra Eis holen?», schnauzt er angenervt zurück. Die Vulva zu feiern, ist hier halt doch nur ein schnödes Lippenbekenntnis.

Da wäre ein Becher Wein die bessere Wahl gewesen – der von ach so umweltbewussten Linken jedoch in Wegwerfplastik eingeschenkt wird. Von Fridays for Future ist nicht mehr viel zu spüren. Mutter Erde und die Vulva werden mit Füssen getreten. Ist das der Vorgeschmack aufs Open Air St. Gallen?