ST.GALLEN. Anhänger des FC St.Gallen haben beim Spiel gegen Kuban Krasnodar mit einem Transparent gegen Hausdurchsuchungen bei Fussballfans protestiert. Der FC St.Gallen zeigt sich überrascht – die Aktion wurde ohne Bewilligung durchgeführt.
Die ansonsten lautstarken St.Galler Fans wählten für einmal die leisen Töne. "Staatliches Handeln muss verhältnismässig sein - auch für erste Staatsanwälte!?" war beim Heimspiel gegen Kuban Krasnodar in der ersten Halbzeit auf einem grossen Transparent im Espenblock zu lesen. Ebenfalls angegeben war der entsprechende Artikel aus der Bundesverfassung. Mit dieser Aktion gaben die Anhänger ihrem Unverständnis über die St.Galler Staatsanwaltschaft Ausdruck. Diese hatte Hausdurchsuchungen bei Fans durchgeführt, denen sie vorwarf, in zwei Partien Pyrozünder mit Fahnen vor den Überwachungskameras geschützt zu haben - das Thema sorgte diese Woche für zahlreiche Schlagzeilen.
"Thema wird heiss diskutiert"
"Es handelte sich um eine Aktion des Espenblocks und nicht des Dachverbandes 1879." Das erklärt Michael Blatter, Sprecher der Fanvereinigung, auf Anfrage. Im Dachverband herrsche aber weitgehend Einigkeit darüber, dass das Vorgehen der St.Galler Staatsanwaltschaft unverhältnismässig gewesen sei. Das Thema werde in Fankreisen heiss diskutiert. Ein weiteres Transparent, das beim Einmarsch der Mannschaften kurz gehisst wurde, war nicht auf den ersten Blick verständlich - dafür aber komplett unpolitisch: Auf Russisch und in kyrillischer Schrift war vor dem Espenblock "Fussballstadt St.Gallen" zu lesen.
Konsequenzen für den Verein?
Als "speziell" bezeichnet Daniel Last, Mediensprecher des FC St.Gallen, die Situation, in der sich der Verein bei den Spielen der Europa League befindet. Vor diesen Partien müssen dem europäischen Fussballverband (Uefa) nämlich sämtliche Choreographien und Banner zur Genehmigung vorgelegt werden. Vom Fantransparent zum Thema Erster St.Galler Staatsanwalt wusste der FC St.Gallen vor dem Spiel nichts. "Wir müssen nun schauen, was passiert", sagt Last, laut dem die Uefa solche Aktionen durchaus kritisch beäugt. Allerdings rechnet er nicht unbedingt mit einer Busse für den FC St.Gallen, zumal die Uefa ihr Augenmerk vor allem auf den Kampf gegen Rassismus richte.
Wie schon gegen Spartak Moskau war die AFG Arena auch gegen Kuban Krasnodar bei weitem nicht ausverkauft: Rund 12'500 Besucherinnen und Besucher wurden gezählt. "Das ist natürlich schon etwas schade nach der langen Zeit, in welcher der FC St.Gallen nicht mehr europäisch spielte", sagt Clubsprecher Daniel Last. Er führt mehrere Faktoren an, die dazu geführt haben könnten, dass nicht ganz so viele Fans den Weg in die AFG Arena fanden: Das schlechte Wetter im Vorfeld des Spiels, die Tatsache, dass Kuban ein relativ unbekanntes Team ist, aber auch die Anspielzeit von 19 Uhr. Diese wurde im Übrigen nicht vom FC St.Gallen festgelegt, sondern in Absprache mit der Uefa und dem Fernsehen definiert: "Wenn das TV sagt, es sei attraktiver, wenn St.Gallen um 19 Uhr spiele, ist das eben so", sagt Last.
Wie Daniel Last lobt auch Dachverbands-Sprecher Michael Blatter die Stimmung, die im Stadion insbesondere nach dem Führungstreffer der St.Galler geherrscht habe – und zwar nicht nur im Espenblock, sondern in allen Teilen des Stadions. Dass die AFG Arena nicht ausverkauft war, überrascht ihn nicht: "Kuban Krasnodar ist der unattraktivste Gegner in der Gruppe", so Blatter. Trotzdem hätte er, wie bereits gegen Spartak Moskau, schon etwas mehr Besucher erwartet. Er ist aber überzeugt: Gegen Valencia und Swansea wird das Stadion wesentlich besser gefüllt sein. Er hat gute Chancen, Recht zu behalten: Laut Daniel Last wurden für den Match gegen Valencia bisher schon gegen 16'000 Tickets abgesetzt – für das Swansea-Heimspiel von Mitte Dezember sind es rund 13'000. (dwa)