Futtermangel
«Wer kein Futter zukaufen möchte, muss wohl die eine oder andere Kuh verkaufen»: Zwei Bauern aus Mühlrüti und Bazenheid zur aktuellen Situation

Wegen der monatelangen Trockenheit im vergangenen Sommer haben viele Landwirtschaftsbetriebe nun zu wenig Futter für die Wintermonate. Die Bauern Roland Bamert und Roman Scherrer erklären die Situation aus ihrer Sicht.

Beat Lanzendorfer
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Die Bauern in der Region konnten in diesem Jahr weniger Heu und Emd als in den Vorjahren ernten. Das könnte in den kälteren Monaten zu einem Engpass führen.

Die Bauern in der Region konnten in diesem Jahr weniger Heu und Emd als in den Vorjahren ernten. Das könnte in den kälteren Monaten zu einem Engpass führen.

Bild: Beat Lanzendorfer

Die Hitze des vergangenen Sommers hatte für die Landwirtschaft weitreichende Folgen, deren Ausmass wohl erst in den kommenden Monaten sichtbar wird. Weil bei vielen Landwirten die Heustöcke zurzeit unterdurchschnittlich gefüllt sind, könnte es mit dem Futter in der kalten Jahreszeit eng werden.

Möglichkeiten, die Zeit bis im Frühjahr zu überbrücken, gibt es nur zwei: Futter teuer einkaufen oder den Viehbestand verkleinern. Roland Bamert, Landwirt in Mühlrüti, erklärt die Situation aus seiner Sicht. Der 37-Jährige führt zusammen mit seiner Familie einen Aufzuchtbetrieb mit rund 70 Tieren, hinzu kommen knapp 14 Hektaren Land.

Bamert fehlen rund 15 Prozent Heu

Für Bamert hat die Situation mit dem knappen Futterbestand schon im Frühjahr begonnen: «Durch die Mäuseplage, die uns schon länger beschäftigt, hat sich abgezeichnet, dass es weniger Gras geben wird.» Er habe deshalb den Bauern, die bei ihm Tiere zur Aufzucht einstellen, frühzeitig mitgeteilt, dass er wegen des möglichen Futtermangels weniger Tiere aufnehmen könne.

Seine Befürchtung habe sich dann bewahrheitet. Die Natur sei zwar gut erwacht und nach dem Heuen habe er danach gleich viele Emdschnitte wie in den Vorjahren vornehmen können, der Ertrag sei aber kleiner gewesen. Er sagt aber auch:

Roland Bamert, Landwirt aus Mühlrüti.

Roland Bamert, Landwirt aus Mühlrüti.

Bild: Beat Lanzendorfer
«Für mich ist die Situation weniger dramatisch, weil ein grosser Teil meines Landes schattenhalb liegt und ich weniger von der Sonneneinstrahlung betroffen bin.»

Er wisse allerdings von einigen Berufskollegen, auf deren Südhanglage das Gras im letzten Sommer kaum gewachsen sei. Während Bamert von rund 15 Prozent weniger Heu spricht, die ihm zum langjährigen Durchschnitt fehlen würden, habe es andere viel härter erwischt. Teilweise sei von einer Einbusse von 40 Prozent die Rede.

Der Herbst war dann ein Lichtblick

Von 40 Prozent Einbusse redet Roman Scherrer nicht. Der Bazenheider Landwirt schätzt aber, dass er rund 20 bis 30 Prozent weniger Futter einbringen konnte. Beim Heu habe es noch gut ausgesehen. Der Ertrag der Emdschnitte sei aber teilweise massiv tiefer ausgefallen. Scherrer ist einer der Landwirte, die wegen der Südhanglage extrem trockene Böden hatten.

Er bewirtschaftet einen 38 Hektar grossen Milchwirtschaftsbetrieb und hat 50 Kühe im Stall stehen. Der Bazenheider führt die Ausfälle aber nicht nur auf die extreme Trockenheit zurück. Wie in Mühlrüti sei die Mäuseplage auch in der Gemeinde Kirchberg weiterhin ein Problem.

Für seine Tiere braucht Scherrer im Tag rund eine Tonne Futter. Eine Kuh fresse rund 25 Kilogramm, täglich. Hinzu kommen noch etwa 200 Liter Wasser. Dazu sagt Scherrer:

Roman Scherrer, Landwirt aus Bazenheid.

Roman Scherrer, Landwirt aus Bazenheid.

Bild: Beat Lanzendorfer
«Weil das eigene Heu und Emd kaum bis im Frühjahr ausreichen, musste ich 20 Tonnen Heu zukaufen.»

Ein Lichtblick war sowohl für Bamert als auch für Scherrer der Herbst. Dazu der Landwirt aus Mühlrüti: «Die Böden konnten einen Teil des Rückstandes aufholen, was es den Landwirten erlaubte, Gras bis Ende November oder teils sogar bis Anfang Dezember einzugräsen.» Früher galt die Faustregel, dass Gras bis etwa an Allerheiligen am 1. November gemäht werden kann. Mit der Erderwärmung habe sich dies nach hinten verschoben. Bamert mäht allerdings kein frisches Gras für den Stall. «Bei mir wird alles abgefressen.»

Der Preis für Futter hat sich fast verdoppelt

Mit dem Einsetzen der kälteren Temperaturen wächst das Gras definitiv nicht mehr. Nun gilt es, mit dem, was im Heustock liegt, zu haushalten oder nach anderen Möglichkeiten Ausschau zu halten. Diese sind aber beschränkt. Eine davon ist der Zukauf von Futter. Hierzu sagt Bamert: «Noch vor kurzem kostete gepresstes Heu 30 Franken pro 100 Kilogramm. Aktuell hat sich der Preis mit 55 Franken fast verdoppelt.»

Für ihn, der einen Aufzuchtbetrieb führt, würde sich der Kauf von Futter nicht lohnen, deshalb sei er froh, dass er den Viehbestand um zehn Tiere reduziert habe. Diesen Gedanken müssten sich wohl auch die Betriebe machen, die auf Milchwirtschaft setzen.

«Wer kein Futter zukaufen möchte, muss wohl die eine oder andere Kuh verkaufen.»