Die Quelle des Gonzenbachs liegt unterhalb des Schnebelhorns. Anschliessend fliesst er durch die Gemeinde Mosnang und mündet bei der alten Lütisburger Holzbrücke in die Thur. Auf seinem Verlauf durchquert er das Hammertobel. Der darin befindliche Wasserfall ist ein Naturspektakel von seltener Schönheit. Der Besuch ist allerdings nur geübten Wanderern zu empfehlen.
Es gibt im Toggenburg einige bekannte Wasserfälle. Der berühmteste dürfte der Thurwasserfall oberhalb von Unterwasser sein. Das verwundert kaum, gilt er doch als einer der schönsten der Schweiz.
Weniger bekannt ist hingegen ein Wasserfall in der Gemeinde Mosnang. Vom Hammertobel und dem darin fliessenden Gonzenbach haben sicherlich schon einige gehört. In der unberührten Schlucht dürften bisher aber die wenigsten gewesen sein. Ungeübten Wandernden ist sie auch nicht zu empfehlen. Die Quelle des Gonzenbachs ist unterhalb des Schnebelhorns zu finden. Mit einer Höhe von 1292 Metern über Meer der höchste Gipfel des Kantons Zürich.
Vorbei an Bodmen und Dreien schlängelt sich der Gonzenbach zum Hammertobel. Bevor das Gewässer bei Lütisburg in die Thur mündet, stürzen seine Wassermassen an zwei Orten im Hammertobel über Felsstufen in die Tiefe. Bekannt ist der untere Wasserfall beim Guggenloch. Spektakulärer ist jedoch der obere Wasserfall in einer tiefen Schlucht zwischen Chrimberg und Grämigen.
Die Redaktion der «Wiler Zeitung» und des «Toggenburger Tagblatts» schreibt diesen Sommer in einer Artikelserie über unbekannte Orte und ihre Geschichten. (red)
Wer das Spektakel einmal persönlich bestaunen möchte, dem bieten sich als Einstieg zwei Möglichkeiten an. Ein spezielles Erlebnis ist die Variante «von unten» herauf. Nach dem Iddaheim, beim sogenannten Chupferhammer, unweit der imposanten Lütisburger Eisenbahnbrücke, muss man in den Gonzenbach steigen. Weil das Tobel hier sehr eng und schmal ist, bleibt einem nichts anderes übrig, als im Wasser zu waten.
Wer den trockenen und kürzeren Weg bevorzugt, dem wird die Variante «von oben» empfohlen. Der Start ist hier bei der Feuerstelle «im Feld», die in wenigen Gehminuten ab dem Alters- und Pflegeheim Hofwis in Mosnang zu erreichen ist. Vor dem eigentlichen Einstieg ins Hammertobel lohnt sich beim Langaufeld ein kurzer Blick Richtung Chrimberg und Schnebelhorn, das Einzugsgebiet des Gonzenbachs.
Gleich nach einem Bienenhaus am Waldrand, leicht versteckt und oberhalb von Lütschwil, führt ein Trampelpfad in den Wald. Ging es bisher praktisch geradeaus, verändert sich die Situation schlagartig. Wem es hier zu steil wird, sollte umkehren, denn das hier ist erst der Anfang.
Nach rund hundert Metern wird der Pfad nochmals enger. Wer ab hier weiter absteigen möchte, muss gut ausgerüstet sein. Ein gutes Profil an den Schuhen sowie Kleider, die vor Zecken schützen, sind unabdingbar. Was erschwerend hinzu kommt: Nach Regenfällen oder nach einem Gewitter kann es hier glitschig werden.
Es wird deshalb empfohlen, den Pfad nur bei trockenen Bedingungen zu begehen. Vor Jahren war das Wegstück einmal mit Stufen ausgebaut. Inzwischen sind aber viele der aus Holz angefertigten Stufen abgerutscht. Wer es bis hierher geschafft hat, hört bereits das Rauschen des Wasserfalls – es wirkt wie ein Lockruf aus der Tiefe.
Nach einem weiteren Abstieg, in dem innert weniger Minuten 100 Höhenmeter zurückgelegt werden müssen, erreicht man den Gonzenbach. Noch ein kurzes Stück dem Bach entlang, dann ein kleiner Sprung auf eine Kiesbank und ganz plötzlich steht man vor dem Objekt der Begierde – dem Gonzenbach-Wasserfall. Das mächtige Halbrund der Felsformation vermittelt einem das Gefühl, als hätte man einen riesigen Dom betreten.
Wer sich unter den imposanten Felsen hinter den Wasserfall begibt – das ist problemlos möglich –, spürt hautnah, mit welcher Wucht die Wassermassen ins Wasserbecken stürzen. Ein Blick am Wasserfall vorbei ins Hammertobel zeigt eine eindrückliche Naturlandschaft. Sie beherbergt eine hohe Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren. Im Gonzenbach sind Bachforellen nachgewiesen und verschiedene Amphibienarten finden hier geeignete Laichplätze.
Die Abgeschiedenheit hier ist wohltuend und lässt einen die Hektik des Alltags für kurze Zeit vergessen. Für die Rückkehr in die Zivilisation gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man watet durch den Bach – wie oben erwähnt – bis zum Einstieg im Chupferhammer, oder dann nimmt man denselben Weg, auf dem man gekommen ist. Wer trockenen Fusses bleiben möchte, entscheidet sich für die zweite Variante.