Uraufführung
Von Todsünden und Wochentage: das neue Werk von Hans Gysi braucht volle Konzentration

Am Freitag wurde im Theaterhaus Thurgau beim Weinfelder Bahnhof das Stück von Hans Gysi «Tanz dem Tag entlang» uraufgeführt. Es handelt von den sieben Wochentagen und den sieben Todsünden. Catriona Bühler wirkte als Sopranistin mit.

Monika Wick
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Sopranistin Catriona Bühler, Hans Gysi, der Gedichte liest und am Akkordeon Jürg Luchsinger.

Sopranistin Catriona Bühler, Hans Gysi, der Gedichte liest und am Akkordeon Jürg Luchsinger.

Bild: Monika Wick

Das Licht im Theaterhaus Weinfelden ist gedimmt. Als Bühne dient eine mit Klebeband markierte Fläche, auf der lediglich drei Stühle, ein Tisch und ein Kleiderständer stehen. Die karge Ausstattung bietet genügend Raum für die stimm- und wortgewaltige Uraufführung des Stücks «Tanz dem Tag entlang», das die Veranstalter als Musiktheater zwischen Liederabend und Lesung bezeichnen.

Das Werk stammt aus der Feder von Hans Gysi. «Tanz dem Tag entlang» erzählt von den Höhen und Tiefen der sieben Wochentage und wirft einen humorvollen Blick auf die immergleichen Schwächen der Menschen und ihre Nöte, Zeit und Leben zu meistern.

Die Sopranistin verkörpert die Todsünden

Ein kurzer Einblick in das neue Theaterstück von Hans Gysi

Video: Monika Wick

Als Sprecher trägt Gysi Gedichte vor. Seine Worte sind keine einfache Kost, regen zum Nachdenken an. Dabei steht er in Dialog mit Sopranistin Catriona Bühler, die als Superbia, Avaritia, Gula, Ira, Luxuria, Invidia und Acedia die personifizierten Todsünden darstellt.

Musikalisch begleitet wird die Uraufführung von Jürg Luchsinger, der die Komposition von Ulrich Gasser mit seinem Akkordeon zum Klingen bringt. Abschliessend lässt sich sagen, dass sich «Tanz dem Tag entlang» nicht für einen lockeren, unbeschwerten Theaterabend eignet, sondern die volle Zuwendung des Publikums erfordert. Den rund zwanzig Zuschauern am Freitagabend schien das Stück zu gefallen – sie spendeten tosenden Applaus.

Dem Publikum hat es gefallen

«Ich fand die Kombination aus Musik und Sprache sehr spannend», erklärt Brigitte Konrad aus Weinfelden. Hans Jörg Höhener empfand das Stück als heraus- und aufmerksamkeitserfordernd. «Die Bodenständigkeit und das Künstlerische boten einen guten Kontrast. Besonders gut fand ich den Dialog zwischen Gesang und Akkordeon, der sehr subtil war», erklärt der Weinfelder.

Arthur Schneiter fühlt sich durch das Stück zum Nachdenken angeregt. «Die Besetzung in dieser Art fand ich sehr interessant. Dazu hat mich die Kargheit des Stücks sehr angesprochen», sagt der Schönenberger.

Weitere Vorstellungen: 2. Dezember im Kult-X in Kreuzlingen und 18. Februar 2023 im Phönix-Theater in Steckborn.