Weinfelden
Wenig Nachwuchs: Evangelisch Weinfelden weitet die Pfarrsuche auch auf Diakone aus

An der Versammlung genehmigen die Kirchbürger einen Antrag des Vorstandes knapp, welcher der Pfarrwahlkommission mehr Spielraum gibt. Die Vakanz in der Vorsteherschaft bleibt bestehen.

Mario Testa
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Präsident Thomas Siegfried leitet die Versammlung in der evangelischen Kirche.

Präsident Thomas Siegfried leitet die Versammlung in der evangelischen Kirche.

Bild: Mario Testa

«Sie wissen wohl, dass es nicht einfach ist, Pfarrpersonen zu finden», sagt Thomas Siegrist. «Es werden viele Pfarrpersonen pensioniert und es kommt einfach nicht genug Nachwuchs nach.» Der Präsident der Evangelischen Kirchgemeinde Weinfelden beantragt deshalb, dass die Pfarrwahlkommission die laufende Suche auch auf Diakoninnen und Diakone ausweiten darf.

Der Antrag sorgt an der Kirchgemeindeversammlung am Montagabend für die längsten Diskussionen. Von den 90 anwesenden Stimmberechtigten äussern sich nur Leute mit einer ablehnenden Meinung. «Wenn wir jetzt schon klein bei geben, besteht die Gefahr, das man das Erstbeste wählt, was nicht so zukunftsträchtig ist», sagt ein Mann. Siegfried versucht zu besänftigen. «Es ist auch für uns der Notnagel. Aber eine Zustimmung wäre ein Vertrauensbeweis.»

Diakone als Ausweichmöglichkeit

Kirchenpräsident Thomas Siegfried.

Kirchenpräsident Thomas Siegfried.

Bild: Mario Testa

Eine Votantin befürchtet, dass bei der Wahl eines Diakons oder einer Diakonin Pfarrerin Esther Baumgartner und ihr Stellvertreter Peter Keller fast nur noch mit Abdankungen beschäftigt wären. Nur ordinierte Diakone dürfen auch Abdankungen durchführen, hingegen weder Taufen, Konfirmationen noch das Abendmahl. Ein weiterer Votant sagt: «Eine Stadt mitten im Thurgau braucht Pfärrer. Wir stehen finanziell gut da, das sollte doch möglich sein.»

Die anschliessende Abstimmung über den Antrag der Kirchenvorsteherschaft sorgt dann auch für Unruhe. Das Resultat nach dem ersten Durchgang mit Handaufhalten ist zu knapp, also wird die Abstimmung wiederholt. Diesmal müssen die Stimmberechtigten aufstehen. Erst nach langer Beratung unter den fünf Stimmenzählenden gibt Präsident Siegfried das Resultat bekannt. 44 Personen stimmen dem Antrag der Vorsteherschaft zu, 37 lehnen ihn ab.

Matthias Bolliger informiert über die Arbeit der Pfarrwahlkommission.

Matthias Bolliger informiert über die Arbeit der Pfarrwahlkommission.

Bild: Mario Testa

Erst im Anschluss informiert Pfarrwahlkommissionspräsident Matthias Bolliger über den Stand der Dinge. «Wir sind in vertieften Gesprächen mit drei Pfarrpersonen, einer für ein 50-Prozent-Pensum, zwei für Vollzeitpensen.» Es sehe also gut aus, doch Bolliger mahnt vor zuviel Optimismus. «Wir haben eigentlich im vergangenen Sommer schon gedacht, wir seien am Ziel. Aber alles hat sich gekehrt – so kann das auch heute noch gehen.»

Vakanz besteht weiterhin

In der Kirchenvorsteherschaft besteht eine Vakanz. Die traktandierte Wahl eines neuen Mitglieds findet aufgrund fehlender Kandidierender aber nicht statt. «Da sind wir leider noch gleichweit wie an der letzten Versammlung», sagt Präsident Siegfried. «Das ist aber auch nicht tragisch. Aus unserer Sicht ist es auch machbar, wenn wir erst im kommenden Jahr an den Gesamterneuerungswahlen die Vorsteherschaft wieder komplettieren.»

Präsident Thomas Siegfried stellt Martina Seger-Bertschi als neues Mitglied der Pfarrwahlkommission vor.

Präsident Thomas Siegfried stellt Martina Seger-Bertschi als neues Mitglied der Pfarrwahlkommission vor.

Bild: Mario Testa

An der Versammlung wählen die Anwesenden Martina Seger-Bertschi als Ersatz für den pensionierten Pfarrer Daniel Bühler in die Pfarrwahlkommission. Den Steuerfuss belassen sie bei 15 Prozent, was laut Kirchenpfleger Felix Romann zu einem ausgeglichenen Budget 2023 der Kirchgemeinde führen sollte. Für das Altersheim Bannau wird mit einem Gewinn von rund 100'000 Franken gerechnet.

Die Unstimmigkeiten zwischen dem vor einem Jahr zurückgetretenen Vorstandsmitglied Thomas Beerli und dem Kirchenpräsidenten hallen am Montag in der evangelischen Kirche noch einmal nach. Thomas Siegfried lässt eine Passage im Protokoll streichen und sagt: «Ich halte fest, dass Thomas Beerli durchaus Gesprächsbereitschaft signalisiert hat. Das Signal ist aber nicht in die Vorsteherschaft getragen worden.» Eine Votantin sagt dazu: «Das habe ich sehr gern gehört. Denn wer seine Vergangenheit nicht bereinigt, nimmt sie mit.»