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Ostschweiz
Werdenberg & Obertoggenburg
Das alte Jahr hat sich stürmisch verabschiedet. Ein Rundgang in der Natur am Giessen, im Schaanerriet und am Werdenbergersee.
Am Giessen sind in der Nacht geräuschvolle Knack- und Schmatzlaute zu vernehmen. Am Morgen zeigen sich die neuen Frassspuren vom Biber. Biber halten keinen Winterschlaf. Sie sind auch im Winter im Wasser und an Land aktiv und auf Nahrungssuche. Als zusätzlichen Nahrungsvorrat lagern die Biber im Herbst direkt vor dem Eingang ihrer Behausung Zweige und Äste.
Der Biber ist ein reiner Pflanzenfresser. Er bevorzugt Kräuter, Sträucher, Wasserpflanzen und Laubbäume, aber auch Fichten und Föhren verachtet er nicht. Er verzehrt Zweige, Baumrinde und Blätter der von ihm gefällten Bäume. Als pflanzlicher Allesfresser ernährt er sich auch von Gräsern und Schilf. Beim Abholzen benagt er den Stamm rundum in der Sanduhrtechnik. Je nach Härte des Holzes kann ein Biber in einer Nacht einen bis zu 50 Zentimeter dicken Baum fällen. Einzelne Bäume und Sträucher können mit einer Manschette (rund 1,5 Meter hoch aus Maschendraht), geschützt werden.
Der Eingang zum Wohnkessel ist immer unter dem Wasserspiegel, der Wohnkessel selbst liegt über Wasser. Der Wohnraum im Inneren kann einen Durchmesser bis zu 120 Zentimetern und eine Höhe bis zu 60 Zentimetern erreichen. Fällt der Wohnbau trocken, wird er verlassen, da dann Feinde erleichterten Zugang haben.
Durch die milden Temperaturen angeregt, beginnen Spechte ihre Reviere anzuzeigen. Ein Grünspecht ruft im Schaanerriet. Buntspechte trommeln in den Restauenwälder am Kanal. Es ist ein akustisches Signal anstelle von Gesang. In den kahlen Bäumen, so stellt man sich vor, müssten die Vögel leicht zu finden sein. Dies stimmt nur teilweise. Mit Hilfe des Gesangs findet man jetzt Rotkehlchen und Zaunkönig. Kontaktrufe sind schwieriger zu unterscheiden bzw. die Rufer zu orten. Doch einige rastlose Wintergoldhähnchen verraten sich im Geäst der Lerchen und Fichten.
Beide Geschlechter haben einen auffällig farbig abgesetzten Scheitelstreif, der an den Seiten durch kleine schwarze Federn begrenzt ist. Bei den Weibchen ist der Scheitelstreif rein gelb bis gelbgrün. Beim Männchen ist der Scheitelstreif dagegen im Zentrum orange und im Randbereich gelb. Der Gesang und die Rufe der Wintergoldhähnchen sind so hoch, dass er von Menschen gar nicht oder nur in unmittelbarer Nähe wahrgenommen wird.
Die Winter- und Sommergoldhähnchen sind die kleinsten Vögel Europas. Mit den etwa neun Zentimetern Körpergrösse wiegen sie nur zwischen vier und sieben Gramm. Das Wintergoldhähnchen ist leicht mit dem Sommergoldhähnchen zu verwechseln, das aber, anders als das Wintergoldhähnchen, einen weissen Überaugenstreifen und leuchtend gelbgrüne Halsseiten besitzt.
Mitte Dezember ist der Werdenbergersee zur Hälfte zugefroren, so lassen sich die Wasservögel gut zählen für die zweimal jährlich stattfindende Zählung der Vogelwarte. Es folgen stürmische Föhntage mit Rekordtemperaturen, diese bringen Löwenzahn, Schneeglöckchen und Primeln zum Blühen. Ein Admiral sonnt sich auf einem Holzstamm. Stürmisch verabschiedet sich das alte Jahr.