Martin Reichlin
Die Zufriedenheit stand Stadträtin Ruth Genner und ihren Mitarbeitern deutlich im Gesicht geschrieben. «Die Vorwürfe, die gegen uns gerichtet wurden, fallen wie ein Kartenhaus zusammen», konstatierte die Vorsteherin des Tiefbaudepartements gestern an einer Pressekonferenz im obersten Stock des Werd-Hochhauses. «Und die Zahlen, mit denen unsere Kritiker operieren, entpuppen sich als hohle Behauptungen.»
Vorgaben übererfüllt
Grund für die stadträtliche Genugtuung war das Resultat der jüngsten amtlichen Parkplatzzählung im Stadtkreis 1 und den «citynahen Gebieten». Dort, so will es die 1996 vom Gemeinderat beschlossene Teilrevision des kommunalen Verkehrsplans, soll die Gesamtzahl der öffentlich zugänglichen Parkplätze auf dem Niveau von 1990 gehalten werden- bei total 7622. Jeder Abstellplatz, der aufgehoben wird, muss im Umkreis von 400 Meter durch einen neuen Parkplatz ersetzt werden. Die Verwaltung der Parkplätze obliegt dem Tiefbauamt.
Und das hat, so die Departementsvorsteherin, die Vorgaben übererfüllt. Total 7771 «besucher- und kundenorientierte Parkplätze» stünden den Automobilisten heute auf den Strassen und in den Parkhäusern der Innenstadt zur Verfügung, 149 mehr als vorgeschrieben. Ruth Genner: «Die aktuellen Zahlen zeigen, dass das Tiefbauamt seine Verantwortung wahrgenommen und mit Augenmass gearbeitet hat.»
Unterschiedlich gezählt
Wie also kam die von vier Zürcher Gewerblern gegründete Interessengemeinschaft (IG) Pelikan Anfang September dazu, der Stadt die Verletzung des «historischen Kompromisses» vorzuwerfen und mit einer eigenen Parkplatzzählung das Verschwinden von 1006 Parkfeldern zu belegen?
Andy Fellmann, Leiter Verkehrsplanung, macht dafür unterschiedliche Zählweisen verantwortlich. Bei ihrer Erhebung der Parkplatzzahlen wichen die Gewerbler in drei Punkten wesentlich von der offiziellen Bestandesaufnahme ab und kommen daher zu einem falschen Endergebnis. Erstens nehme die IG Pelikan einen falschen, weil zu hohen falschen Ausgangswert an. Von den 2049 Strassenparkplätzen, welche es gemäss den Gewerblern 1990 im Kreis 1 gegeben habe, seien 128 zeitlich unbeschränkte, «weisse» Plätze gewesen, die nicht als «besucher- und kundenorientiert» gelten dürften.
Zweitens habe die IG Pelikan in ihrer Rechnung eine Reihe von öffentlich zugänglichen Plätzen weggelassen, so etwa die Kurzzeit-Parkplätze der SBB entlang dem Hauptbahnhof oder die Stellplätze in den Parkhäusern Central, Stockerhof oder Stampfenbach. Und schliesslich seien die Parkhauskapazitäten in der Rechnung der IG zu tief angesetzt, weil man die so genannten «Freihausparkkarten» - einfacher Parkhaus-Abos - sowie jene Parkplätze, die nur vorübergehend unzugänglich sind, z. B. beim Parkhaus Sihlquai, abgezogen habe.