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Die obligatorische Reifenetikette hilft, den sichersten, umweltschonendsten und leisesten Reifen zu finden. Trotz Werbekampagne des Bundes ist sie nur den wenigsten bekannt.
Der Strassenlärm ist in der Schweiz die grösste Lärmquelle. Die Reifen haben daran einen grossen Anteil. «Bereits ab rund 30 km/h ist das Abrollgeräusch der Reifen lauter als das Motorengeräusch von Autos mit Verbrennungsmotor», schreibt die Schwyzer Kantonsregierung in einer Medienmitteilung, in der sie auf dezibel-freundliche Pneus aufmerksam macht. Bei den elektrischen Personenwagen trete dieser Effekt sogar noch etwas früher auf.
Würden alle Autos mit den richtigen Pneus fahren, hätte das, laut einer Studie von Bund und Kantonen, dieselbe Wirkung wie eine Halbierung des Strassenverkehrs.
Lärm: Die Geräusche der Reifen werden mit Dezibel (dB) und einer, zwei oder drei Schallwellen auf der Reifenetikette angegeben. Reifen, die mit einer Schallwelle gekennzeichnet sind und unter einem Wert von 70 dB liegen, gehören zur leisesten Kategorie. Achtet man beim Kauf auf diese Werte, kann die Lärmemission deutlich verringert werden.
Kosten: Manche lärmschonende Pneus sind billiger, andere teurer als herkömmliche. Der Preis ist vor allem von anderen Faktoren, wie zum Beispiel der Marke, abhängig. Reifen haben aber nicht nur einen einmaligen Einfluss aufs Portemonnaie, sie spielen auch beim Treibstoffverbrauch eine Rolle. Das Bundesamt für Energie schreibt auf seiner Webseite, dass Reifen für 20 Prozent des Treibstoffverbrauchs verantwortlich sind. Der Rollwiderstand bildet dabei den Hauptgrund. Je mehr Widerstand, desto mehr Treibstoffverbrauch.
Bei der Reifenetikette ist die Energieeffizienz in sieben Klassierungsstufen geteilt. (A ist dabei die beste und G die schlechteste Stufe) Bei einem Sprung zwischen zwei Stufen kann der Treibstoffverbrauch um rund 0,1 Liter/ 100 km reduziert werden. Bei einer jährlichen Laufleistung von 15'000 Kilometer können bis zu 60 Liter gespart werden. Bei vier Millionen Autos in der schweiz sind das 240 Millionen Liter und somit eine Einsparung von einer halben Milliarde Schweizer Franken.
Umwelt: In diesem Punkt ist die grösste Veränderung möglich. Wenn alle auf die Lautstärke acht geben, werden die Lärmemissionen deutlich kleiner. Auch der Treibstoffverbrauch spielt hier eine Rolle. Geringerer Rollwiderstand führt zu weniger Treibstoffverbrauch, was wiederum zu weniger CO2-Ausstoss führt.
Auf der Reifenetikette wird ein weiterer Punkt aufgeführt: die Nasshaftung. Dort sind die Unterschiede zwischen der höchsten und der tiefsten Stufe erheblich. Der Bremsweg kann, je nach Fahrzeug, mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h bis zu 18 Meter verkürzt werden. Mit einem Blick auf die Etikette kann man somit für mehr Sicherheit im Verkehr sorgen.
Um die Reifenwahl zu erleichtern, publizieren der Verkehrs-Club Schweiz (VCS) sowie der Touring Club Schweiz (TCS) jährlich Ratgeber und verschiedenste Tests zu den neuen Modellen. Auf der Seite des Bundesamts für Energie findet sich eine Vergleichsmöglichkeit für Reifen verschiedener Marken und Modelle.
Bei der Lautstärke der Reifen haben verschiedene Faktoren einen Einfluss. Je schlanker, desto leiser ist der Reifen. Auch die Profilierung, das heisst die Struktur der Oberfläche, sowie die Festigkeit, Gummimischung und der innere Aufbau haben einen Einfluss. Da die Lautstärke von Auge aus schwierig einschätzbar ist, wurde 2012 europaweit die Reifenetikette eingeführt. Seit dem 1. August 2014 ist sie in der Schweiz Pflicht.
Die Bundesämter für Strassen (Astra), Energie (BFE) und Umwelt (Bafu) haben 2014 mit den wichtigsten Branchenorganisationen die Informationskampagne «Bessere Reifen» lanciert. Diese sollte der Bevölkerung die Reifenetikette näher bringen und deren Vorteile aufzeigen. So sollte man beim Einkauf den sichersten, leisesten und umweltschonendsten Pneu finden.
Die Wirkung der Plakate und TV-Spots ist allerdings verpufft. Die Reifenetikette ist den Autofahrern kaum bekannt. Dies bestätigen mehrere Garagisten. Acht von zehn Käufern sei die Etikette egal, sagt ein Mitarbeiter der Garage Zimmerli in Lenzburg. Sie würden sich mehr um die Preise kümmern.
War die Informationskampagne vom Bund demnach ein Flop? Wir haben nachgefragt.
Die Medienstelle des Bundesamts für Energie erklärt, dass Autoreifen für einen Grossteil der Bevölkerung Low-Interest beziehungsweise Low-Involvement-Produkte sind. Das heisst, dass neue Reifen erst bei Bedarf und ohne grosse Evaluation gekauft werden.
Beim Kauf würden Garagisten eine zentrale Rolle spielen, um aufzuzeigen, welche Reifen sinnvoll sind. «Unsere Kontrollen zeigen, dass der Handel die Reifenetikette sehr gut umsetzt und alle Reifen mit einer Etikette ausgestattet sind», schreibt die Medienstelle.
Kampagnen sind im Moment keine weiteren geplant. Allerdings wird die Reifenetikette überarbeitet und im nächsten Mai neu lanciert. Grund dafür ist eine Resolution, die der EU-Rat verabschiedet hat. Neu sollen auch Informationen zu Schnee- und Eisgriff angezeigt werden.