Alt Bundesrat Adolf Ogi verband mit dem verstorbenen Kofi Annan eine lange Freundschaft. Annan hatte ihn 2001 zum Uno-Sonderbeauftragten für Sport ernannt. Privat gingen die beiden gerne zusammen wandern.
Adolf Ogi, was schätzten Sie an Kofi Annan besonders?
Er war sozusagen ein Anti-Politiker. Ein Generalsekretär mit Anstand und mit aussergewöhnlichem Charisma. Ein Mann, der das Gute im Menschen hatte – und der das Gute im Menschen auch von den anderen verlangte.
Als die Schweiz 2002 für den Uno-Beitritt stimmte, war er Generalsekretär. Welche Rolle spielte das?
Ich glaube, das Schweizer Volk hat gespürt, dass an der Spitze der Uno ein Mann stand, der vertrauenswürdig und vor allem ehrlich ist. Das ist es, was ihn auszeichnete: Seine Ehrlichkeit, seine Gradlinigkeit, sein Charisma, seine Liebenswürdigkeit. Beim knappen Abstimmungsresultat spielte das sicher eine Rolle.
Gibt es ein Erlebnis, das Ihnen besonders bleibt?
Als ich meinen Sohn verlor, sagte er mir: In Afrika ist man sehr, sehr traurig, wenn man jemanden verliert – so lange, bis die Person beerdigt ist. Nachher musst du versuchen, die schönen Momente abzurufen. Er schenkte mir Kraft. Auch jetzt werde ich bis zum Begräbnis sehr, sehr traurig sein. Nachher rufe ich die schönen Momente ab, die ich mit Kofi Annan hatte.