Kommentar
Diesen Schawinski werden wir noch vermissen

Roger Schawinski geht, Urs Gredig kommt. Jetzt fand das Schweizer Fernsehen doch noch einen Weg, den 74-jährigen Medienpionier würdig zu verabschieden - mit einem Dok-Film. Dieser ist gelungen, liess aber eine wichtige Frage unbeantwortet.

Patrik Müller
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Für den SRF-Dokfilm reiste Roger Schawinski noch einmal auf den den Pizzo Groppera in Norditalien, von wo aus er 1979 mit einer riesigen Antenne Radio 24 nach Zürich ausstrahlte.

Für den SRF-Dokfilm reiste Roger Schawinski noch einmal auf den den Pizzo Groppera in Norditalien, von wo aus er 1979 mit einer riesigen Antenne Radio 24 nach Zürich ausstrahlte.

SRF

Der Aufschrei blieb aus, als das SRF die Sendung von Roger Schawinski absetzte. Er rächte sich an den TV-Chefs, indem er diese in einem Buch als «Stubenhocker» und «mutlos» schmähte.

Nun haben sich Schawinski und das SRF doch noch versöhnlich verabschiedet. Ein Dok-Film zur besten Sendezeit zeigte Schawinskis Leben und Wirken – und auch seinen emotionalsten Moment: Als in Zürich Tausende für Radio 24 demonstrierten und «Roger, Roger!» skandierten, weil die Behörden den Sender abstellten. Ja, damals, 1979, gabs den Aufschrei. Und er war ohrenbetäubend.

Er hat seinen Vater rehabilitieren wollen

Der Dok-Film gelang. Er brachte nicht nur Bekanntes, etwa Schawinskis Rolle als «Kassensturz»-Erfinder und Begründer des privaten Radios und Fernsehens, sondern auch Neues. Zum Beispiel, dass Schawinski seinen Ehrgeiz damit erklärt, er habe seinen kleingewachsenen Vater (155 cm) rehabilitieren wollen, dem im Leben vieles verwehrt geblieben sei.

In seine zweitletzte Talksendung lud Schawinski die SRF-Direktorin Nathalie Wappler ein. Sie hatte die Absetzung seiner Sendung entschieden.

In seine zweitletzte Talksendung lud Schawinski die SRF-Direktorin Nathalie Wappler ein. Sie hatte die Absetzung seiner Sendung entschieden.

SRF

Nur eine Frage konnte der Film nicht beantworten: Warum bloss nimmt der 74-Jährige die Absetzung seiner Sendung so persönlich? Warum sagt er im Dok-Film Sätze wie: «Das ist ein weiterer Schritt in die Bedeutungslosigkeit?»

Hey, Roger! Du machst auf deinem Radio 1 zurzeit jeden Tag zwei Stunden Talk-Radio zu Corona. Schreibst Bücher. Und vor allem: Du bist eine lebende Legende. Deine Bedeutung hängt doch nicht von einer Sendung auf SRF ab!

Wobei, schaut man sich die SRF-Nachfolgesendung «Gredig direkt» an, die bei der Gästewahl danebenhaut und bislang nur gepflegte Langeweile ausstrahlt, wünscht man sich diesen Schawinski schon fast wieder zurück.