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Schweiz
Am Sonntag haben wir endlich Klarheit: Das Stimmvolk sagt Ja oder Nein zur «No Billag»-Initiative. Der Abstimmungskampf, der in den letzten Monaten tobte, war emotional und multimedial, wie selten einer zuvor. Ein Rückblick.
Die Befürworter der «No Billag»-Initiative verzichteten gänzlich auf Plakate. Umso wichtiger waren im Abstimmungskampf die sozialen Medien, insbesondere Videos. Besonders beliebt: «Hol dir dein Geld zurück», in dem ein Bürger sein Sparschwein rettet und das «Billag-Monster» hinter Gitter bringt. Er wurde knapp 365'000 Mal aufgerufen, weit über 500 Mal geteilt und erhielt über 200 Kommentare.
Auf rund 20'000 Aufrufe schaffte es auch das Erklärstück von Olivier Kessler und Lukas Reimann:
Eine Woche vor der Abstimmung veröffentlichten die Initianten dann auf ihrer Facebook-Seite nochmals Werbespots, die der SRG Masslosigkeit unterstellen:
Auch die Initiativ-Gegner griffen tief in die Video-Trickkiste: Im Spot «Was hat die SRG je für uns getan» spielten 33 Promis mit, von Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger über Schlagersängerin Francine Jordi bis zu Schriftsteller Franz Hohler oder das Komikerduo Ursus und Nadeschkin. Mit über 750'000 Aufrufen hat es das beste Befürworter-Video weit überboten.
Ex-Tagesschausprecher Charles Clerc, der in diesem Video mitgespielt hat, trat in einem weiteren Abstimmungsclip auf:
Comedian Michael Elsener hatte mit seinem Kommentar in kritischer, aber sehr satirischer Form ebenfalls bahnbrechenden Erfolg. Auf Youtube wurde es rund 73'000 Mal aufgerufen, auf Facebook gar beinahe 700'000 Mal.
Ihm machten es Viktor Giacobbo und Mike Müller nach, die für den Abstimmungskampf nochmals in die Rollen von Burri Hanspeter und Fredi Hinz schlüpften.
Um die Gefahren der Volksinitiative aufzuzeigen, haben zudem über 40 Filmschaffende unentgeltlich und unabhängig drei kurze Spots produziert. Diese behandeln die Privatisierung von öffentlichen Institutionen wie der Feuerwehr, der Schule und der Trottoirs.
Und auch der Rapper Sam National meldete sich mit einem Song zur Initiative:
Bereits in einer Arena-Sendung im November 2017 gaben sich Gegner und Befürworter Saures. Richtig interessant wurde es aber erst in der zweiten Abstimmungs-Sendung. Was denkt eigentlich das Volk zur «No Billag»-Initiative? Diese Frage stellte Moderator Jonas Projer in die Publikumsarena-Runde – und Herr und Frau Schweizer antworteten. Diskutiert wurde wie wild. So wild, dass sich selbst Projer ab und zu ein bisschen setzen musste.
Auch nach der zweiten Arena-Sendung zur «No Billag»-Initiative gingen die Wogen hoch: So bekam SRF-Ombudsmann Arbeit – die Initianten reichen Beschwerde ein. Roger Blum reichte zudem nach einer Beschwerde, die von einem Befürworter einging, selbst Strafanzeige gegen diesen ein.
In der dritten «No Billag»-Arena kamen sich Jonas Projer und Oliver Kessler dann so richtig in die Haare.
Nach der hitzigen Diskussion herrschte gehässige Stimmung. Kessler sprach von einer "SRF-Skandal-Arena". In den sozialen Medien musste sich Projer gar üble Drohungen gefallen lassen.
Der Eklat in der Arena war vielleicht einer der Gründe, warum sich Kessler anschliessend aus den Medien zurückzog. Der BaZ wollte er offenbar ein Interview geben – aber auch diese Episode des Abstimmungskampfes endete ungewohnt: Das Interview wurde nicht gedruckt, weil es zwischen den Journalisten und Kessler zu unüberwindbaren Meinungsverschiedenheiten kam.
Die Befürworter fühlten sich ungerecht behandelt und stellten deshalb kurzerhand eine eigene «Arena»-Sendung auf die Beine. Einer war dann in der Sendung aber kaum zu stoppen: SRG-Präsident Jean-Michel Cina ärgerte sich, schüttelte den Kopf, unterbrach – und schaffte es immer wieder, das Wort an sich zu reissen.
Und auch auf Twitter tobte der Abstimmungskampf heftig. Nicht zuletzt gab es auch Beiträge zum Schmunzeln:
Wie sehr sich das alles auf den Ausgang auswirkt, bleibt abzuwarten. Laut Umfragen wird die Initiative scheitern.