Grenchen
«Schwerer Vorfall» über dem Flugplatz Grenchen: Zwei Maschinen sind sich gefährlich nahegekommen

Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) hat wegen eines Zwischenfalls im Juli 2020 ermittelt. Damals ereignete sich über Grenchen eine gefährliche Annäherung einer Cessna und einer Pacific Aerospace, die Fallschirmspringer abgesetzt hatte.

Béatrice Beyeler
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Ein Sommertag auf dem Flugplatz Grenchen (Archivfoto).

Ein Sommertag auf dem Flugplatz Grenchen (Archivfoto).

Bild: Hanspeter Bärtschi

In ihrem Bericht schreibt die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) von einem «schweren Vorfall». Was ist am 18. Juli 2020 über dem Flugplatz Grenchen passiert?

An diesem Samstagnachmittag befand sich die Besatzung einer Cessna C182T auf einem Instrumentenflug von Speck-Fehraltorf nach Grenchen. Gleichzeitig setzte ein Pilot einer Pacific Aerospace über dem Flugplatz 13 Fallschirmspringer ab.

Zum Schutz der Fallschirmspringer aktivierte der Platzverkehrsleiter Grenchen eine «Parabox». Das ist ein lokal begrenzter Luftraum nördlich des Flugplatzes.

Tele M1

In Grenchen fand gerade der Schichtwechsel statt: Der abtretende Flugverkehrsleiter hatte die Freigabe für den Anflug der Cessna koordiniert und instruierte seinen Nachfolger, dass die Maschine wegen der aktiven «Parabox» das «Fehlanflugverfahren nach Sicht entlang der Pistenachse durchzuführen habe».

Der übernehmende Flugverkehrsleiter erteilte der Besatzung der Cessna die entsprechende Freigabe. Er musste die Anweisung allerdings wiederholen, weil sie der Pilot nicht auf Anhieb verstanden hatte. Er erteilte eine solche Freigabe für das Fehlanflugverfahren zum ersten Mal.

Keine Verkehrsinformationen

Zu dieser Zeit war die Frequenz durch verschiedene Flugzeuge stark belegt. Der Flugverkehrsleiter gab weder der Besatzung der Cessna noch dem Piloten der Pacific Aerospace, der sich in einem steilen und schnellen Sinkflug befand, eine Verkehrsinformation zum jeweils anderen Flugzeug.

Annäherung der Pacific Aerospace (orange) und der Cessna (blau). Nördlich des Flugplatzes ist die «Parabox» rot eingezeichnet.

Annäherung der Pacific Aerospace (orange) und der Cessna (blau). Nördlich des Flugplatzes ist die «Parabox» rot eingezeichnet.

Quelle: Sust

Es waren schliesslich die Kollisionswarngeräte beider Maschinen, die sich bemerkbar machten. Beide Piloten führten ein Ausweichmanöver durch, und der Pilot der Pacific Aerospace meldete, dass er die Cessna soeben «ziemlich nahe» passiert habe. Die Flugzeuge landeten daraufhin in Grenchen. Die Ausweichmanöver der beiden Piloten werden von der Sust als «sicherheitsbewusst» beurteilt.

Der Vorfall sei darauf zurückzuführen, «dass der Platzverkehrsleiter das anfliegende Flugzeug vergessen hatte und in der Folge keine Verkehrsinformationen erteilte».

Skydive-Betrieb auf dem Flugplatz Grenchen (Archivfoto).

Skydive-Betrieb auf dem Flugplatz Grenchen (Archivfoto).

Bild: Oliver Menge

Der gleichzeitige Segelflug- und Fallschirmabsetzbetrieb in Grenchen könne eine Herausforderung darstellen. Zudem werde eine aktive «Parabox» im Tower nicht grafisch dargestellt und müsse vom Flugverkehrsleiter jederzeit im Gedächtnis behalten werden.

Visuelle Erinnerung an die «Parabox»

Seit diesem Vorfall wurden Massnahmen ergriffen: Zur Bewirtschaftung der «Parabox», die ein erhöhtes Situationsbewusstsein und mentale Kapazität der Platzverkehrsleitung erfordere, wurde im September 2021 ein standardisiertes Verfahren eingeführt. Dieses beinhaltet eine visuelle Erinnerung an die aktivierte «Parabox».