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Auf ein Kaffee mit... Joel Grolimund. Der 29-jährige gebürtige Zuchwiler moderierte letztes Wochenende die «G&G»-Sondersendungen zum Eurovision Song Contest. Es war seine erste Live-Show im Schweizer Fernsehen.
Hunderttausende Augen sind auf Joel Grolimund gerichtet. Der 29-jährige Solothurner moderiert zum ersten Mal eine Livesendung im Schweizer Fernsehen. Nicht irgendeine Sendung, sondern den Countdown zum Eurovision Song Contest, am Samstagabend nach 20 Uhr, zur absoluten Primetime. Es ist eine Sternstunde für Joel Grolimund: ein Auftritt auf der ganz grossen Bühne.
Eine Woche ist das nun her. Eine Woche, seit am Samstag Sven Epiney und Sandra Studer und keine 24 Stunden später der Schweizer ESC-Dritte Gjon’s Tears bei Grolimund am runden Tisch sassen. Genug Zeit, um die Aufregung sacken zu lassen und Bilanz zu ziehen. Das Publikum, die Chefin und Grolimund selbst sind sich einig: Es war ein Auftakt nach Mass. Die Sendung mit Gjon am Sonntag hat gar den diesjährigen Publikumsrekord für alle «G&G Weekend»-Sendungen gebrochen. «Das ist zwar Gjons Verdienst, aber für mich ist es natürlich auch toll», meint Grolimund.
So bilanziert der gebürtige Zuchwiler, der sonst eher zu Selbstkritik neigt: «Einen besseren Start hätte ich mir nicht vorstellen können.» In der Woche vor den Shows sei er extrem nervös gewesen: «Ich konnte kaum schlafen, der Körper war am Anschlag.» Dafür war er bereit, als es ernst galt:
«Als die Anmoderation ohne Versprecher über die Bühne ging, fiel ein grosser Teil der Anspannung von mir ab.»
Von da an habe es richtig Spass gemacht.
Es war schon immer Joel Grolimunds Wunsch, vor dem 30. Geburtstag eine Show im Fernsehen zu moderieren. Aber dass es gleich eine ESC-Sondersendung sein würde, hätte er sich nicht träumen lassen: «Das ist eher durch Zufall so gekommen. Die Redaktion suchte noch jemanden für diese Shows, da ist meine Chefin auf mich zugekommen.» Es sei auch mutig gewesen von seiner Chefin, am Samstagabend einen Neuen einzusetzen: «Wenn ich versagt hätte, wäre es auch auf sie zurückgefallen.»
Doch alles hat geklappt, obwohl vieles hätte schieflaufen können. Grolimund bekam durchwegs positives Feedback. «Abgesehen von ein paar kritischen Nachrichten zum Outfit, aber damit kann ich gut leben», meint er mit einem Schmunzeln. Das sei eben auch Geschmackssache. Die karierten Sakkos hat Grolimund vom Styling bekommen, er konnte bei der Kleiderwahl aber mitreden: «Gegen eine Krawatte hätte ich mich gewehrt.»
Der interessierten Zuschauerin ist Grolimunds charakteristische Gestik aufgefallen. Hat er diese extra einstudiert? «Nein, im Gegenteil», erwidert der Solothurner, «ich rede immer mit den Händen. Ich fragte mich eher, ob ich das abstellen muss.» Ihm wurde daraufhin gesagt, er solle sich auf keinen Fall verstellen – es sei gut, wenn nicht alles so feingeschliffen wirke.
Es könnte fast so scheinen, als sei Joel Grolimund der Erfolg zugefallen. Doch dieser Eindruck täuscht. Mit Beharrlichkeit hat der gebürtige Zuchwiler seinen Weg verfolgt: Schon als Kind wollte er Fernsehmoderator werden. Nach der Lehre bei der Post absolvierte er 2012 das erste von vielen Praktika, dann die Ringier-Journalistenschule bei Radio Energy und machte alle «Jöbli» durch, wie er selbst sagt. Auch bei «G&G - Gesichter und Geschichten» (seit Dezember 2020 der neue Name von «Glanz und Gloria») musste er sich in den letzten viereinhalb Jahren beweisen, um zum grossen Auftritt zu kommen.
Am People-Journalismus reizt Grolimund die Gelegenheit, in die Lebenswelt von anderen Menschen hineinzublicken. So ist «G&G» für ihn kein Sprungbrett, sondern der Ort, wo er immer schon hinwollte. Auf die Frage, ob andere journalistische Bereiche nicht relevanter wären, antwortet Grolimund: «Menschen und ihre Geschichten sind immer relevant – und interessieren.»
Das zeige sich auch daran, dass es «G&G» schon ewig gibt. Zudem sei es das einzige Format im Schweizer Fernsehen, das täglich über die Schweizer Kulturszene berichtet. «Gerade jetzt ist diese Plattform sehr wichtig.» Die Musikszene liegt Grolimund besonders am Herzen: Er ist passionierter Schlagzeuger und Fasnächtler. Und früher legte er im Kofmehl ab und zu als DJ auf.
Auch wenn Joel Grolimund das Rampenlicht nicht scheut, sagt er: «Ich muss nicht um jeden Preis vor der Kamera stehen.» In einer Reality-Show etwa würde er niemals mitmachen. Seine Bodenständigkeit zeigt sich auch darin, dass er mit seiner Heimat Solothurn eng verbunden ist. Seine Familie und der ganze Freundeskreis sind hier. So wohnt Grolimund, Job in Zürich hin oder her, in der Solothurner Altstadt. Sein Statement ist klar:
«Ich würde niemals nach Zürich ziehen.»