Studi-Projekt
Sozial-Dienstleistungen sollen in der Nordwestschweiz überregional koordiniert werden – das wären die Vorteile

FHNW-Studierende plädieren in ihrer Analyse zu sozialen Dienstleistungen in der Nordwestschweiz für eine überregionale Koordination. Geografischer Zugang und Finanzierung könnte sich dadurch verbessern. Beauftragt hat die Hochschulabsolventen die Vereinigung für eine starke Nordwestschweiz.

Tanja Opiasa-Bangerter
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FHNW-Studierende plädieren dafür, dass alle vier Nordwestschweizer Kantone gegenseitigen Zugang zu sozialen Beratungsstellen ermöglichen.

FHNW-Studierende plädieren dafür, dass alle vier Nordwestschweizer Kantone gegenseitigen Zugang zu sozialen Beratungsstellen ermöglichen.

Symbolbild: Walter Schwager

Wenn eine Rodersdorferin zur Schuldenberatung nach Aarau fahren muss, oder dem Oltner Suchtkranken die lokale Suchtstelle nur während eines Nachmittags offen steht, stellt sich die Frage, wie eingespielt die Arbeit sozialer Dienstleister über die Kantonsgrenzen hinweg ist. Denn für die Verschuldete, die kaum für die Fahrkosten aufkommen kann, wäre eine Beratung in nächster Nähe sinnvoller, der Suchtkranke bekäme wiederum in der Basler Suchtstelle öfters Hilfe.

Damit das Zusammenspiel der sozialen Dienstleistungen in den beiden Basel, dem Fricktal, Dorneck und Thierstein besser verläuft, analysierte eine vierköpfige Gruppe Studierender der Hochschule für Soziale Arbeit soziale Dienstleistungen.

Mehrheit arbeitet bereits ausserkantonal

Im Rahmen der studienganginternen Projektwerkstatt werteten die Studierenden die Befragungen von 36 Organisationen aus den Themenfeldern Budgetberatung, Opferhilfe, Sucht oder Armut aus. Bachelor-Student Stefan Degen sagt zum Ergebnis:

«Rund einem Drittel der Akteure ist es ein Anliegen, Dienstleistungen auch ausserkantonal anzubieten.»

Zudem wünsche sich eine Mehrheit «einen kantonsübergreifenden fachwissenschaftlichen Pool, an Kantonsgrenzen ungebundene Finanzierungen und Vernetzungsanlässe», sagt Degen und fügt an: «32 der Befragten bieten bereits kantonsübergreifende Dienstleistungen an.» Deshalb plädieren die Studierenden, dass alle vier Nordwestschweizer Kantone gegenseitigen Zugang zu sozialen Beratungsstellen ermöglichen sollen. «Wir empfehlen die Einführung von Bereichsvertretungen», sagt Degen.

In Zukunft sollen Bereichsvertretungen gewonnen werden

Die konkreten Empfehlungen begrüsst auch der Solothurner Nationalrat und Co-Präsident der «Starken Region» Felix Wettstein. Er setzt sich schon länger für eine engere Zusammenarbeit zwischen den Kantonen ein. «Wir werden Schritt für Schritt Vertretungen gewinnen.» Denn trotz der bereits erfreulichen Bilanz und einiger positiver Beispiele, wie die Zusammenarbeit der Erziehungsberatungsstellen im Thierstein, weise die Analyse auf diverse Lücken im Angebotsnetz hin.

Die Motivation zur vorliegenden Analyse, die erstmals das Kooperationspotenzial im sozialen Bereich untersucht, versteht sich also in erster Linie als erneuter Versuch des Kantonszusammenschlusses.