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Die Bellacher Carrosserie Hess holt einen Grossauftrag im Ausland: Bis 2025 sollen in Kerala, Indien, 3000 Elektrobusse montiert werden. Kantonsrätin Susan von Sury hat das Projekt aufgegleist, indem sie Kontakte mit ihrem Heimatland herstellte. In der Schweiz geht es indes mit der Elektromobilität nur schleppend voran.
Nach Lausanne und Salzburg auch noch Kerala: Nachdem der Bellacher Bushersteller in den letzten Monaten Zuschläge für die Lieferung von Bussen für einzelne Flotten europäischer Städten erhielt, sollen bis 2025 nun 3000 Hess-Elektrobusse im indischen Bundesstaat montiert werden.
Die Busse werden vor Ort in Kerala aufgebaut, der Auftrag von der indischen Regierung finanziert. Laut CEO Alex Naef werden dabei an die 70 Arbeitsplätze geschaffen. Auch in Bellach wird der Grossauftrag zu spüren sein. Wohl zwei oder drei zusätzliche Arbeitskräfte werde man benötigen – eine genaue Zahl gebe es noch nicht.
Auf jeden Fall sagt Naef: «Der Auftrag ist eine klare Dokumentation dafür, dass die Umstellung auf Elektrobusse angelaufen ist – in westlichen Ländern, aber eben nicht nur.» Sondern eben auch in Ländern, wo sich der Klimawandel stärker bemerkbar mache. In Südostasien sollen einzelne Regionen laut verschiedenen Studien aufgrund tödlicher Hitzewellen bis Ende Jahrhundert gar unbewohnbar werden. Der Grund, weshalb die indische Zentralregierung umstellen will.
Das hat auch Kantonsrätin Susan von Sury (CVP, Feldbrunnen) mitbekommen, die ursprünglich aus Kerala stammt. In einer Zeitung habe sie gelesen, dass Indien ab 2030 keine Dieselautos mehr zulässt, berichtet von Sury. Da habe sie beschlossen, etwas für ihr Heimatland zu tun – hat zuerst bei der Carrosserie Hess angefragt und schliesslich bei der indischen Regierung. So kam der Kontakt zustande.
Es folgten Besuche und Projekt-Präsentationen; anschliessend musste das Projekt in der indischen Regierung durch jedes Departement, wie von Sury betont. Dass man den Auftrag für Hess innerhalb von eineinhalb Jahren zustande gebracht habe, sei schnell für indische Verhältnisse. Von Sury konnte zudem mit Sprach– und Kulturkenntnissen vermitteln .
«In Indien haben wir wahnsinnige CO2 Emissionen», so die Kantonsrätin weiter. Viele Menschen hätten Asthma, es komme immer wieder zu Naturkatastrophen. Dem wolle sie entgegenwirken – und im gleichen Zuge Jobs schaffen in einer Region, wo viele junge Menschen trotz Ausbildung keine Arbeit fänden.
Ein indischer Bundesstaat will auf einen Schlag 3000 Elektrobusse – in Solothurn fährt bisher noch kein einziger. Ein entsprechendes Pilotprojekt wurde Ende 2017 zwar angekündigt, umgesetzt ist bisher aber noch nichts. Dass es mit der Elektromobilität in der Schweiz im Allgemeinen dafür eher schleppend vorwärts geht, beobachtet auch CEO Naef. Hierzulande fehle das «Commitment». «Es liegt wohl auch an der Betroffenheit über den Klimawandel, die hier nicht im selben Ausmasse vorhanden ist wie etwa in Indien.»
Naef glaubt aber, dass der Grossauftrag nun eine Chance ist, auch in der Schweiz vorwärts zu kommen. Einerseits sei es für den Bellacher Betrieb «wahnsinnig spannend», solch einen Auftrag durchzuführen. Gleichzeitig zeige das Projekt, dass es sich bei der Montage von Elektrobussen des führenden Anbieters (Zitat Naef) nicht mehr um Einzelprojekte handle. Und mit dem zusätzlichen Volumen könne man weiter in die Entwicklung von Elektromobilität investieren. Auch in der Schweiz.