Lehrlingssport
Wohl doch keine Turnhallen beim Solothurner RBS-Bahnhof

Der Kanton Solothurn steht auf die Bremse: Statt eigene Turnhallen in Berufsschulnähe zu bauen, wird auf die Koordination mit Projekten der Repla Solothurn und von Ballsportvereinen gesetzt. Teure Schülertransporte wären dann aber weiterhin nötig,

Urs Mathys
Drucken
Möglicher Turnhallen-Standort für den Lehrlingssport auf dem provisorischen Parklatz der Badi in Solothurn.

Möglicher Turnhallen-Standort für den Lehrlingssport auf dem provisorischen Parklatz der Badi in Solothurn.

Michel Lüthi/bilderwerft.ch

Das Lehrlingsturnen auf dem Platz Solothurn ist und bleibt in der Kategorie «Aktenzeichen ungelöst»: Die kurzzeitig favorisierte Idee, im Bereich des Bahnhofs RBS in Solothurn die längst überfälligen Turnhallen für den Lehrlingssport zu bauen, hat einen Dämpfer erhalten. Beim kantonalen Baudepartement wird auf Anfrage bestätigt, dass bei der Standortsuche der Auswahlfächer noch einmal weiter geöffnet werden soll.

Erst Ende Juli hatte der abtretende Kantonsbaumeister Bernhard Mäusli im Interview mit dieser Zeitung den mutmasslichen Durchbruch vermeldet: Das Hochbauamt sei beauftragt worden, die Hallenpläne in Bahnhofnähe voranzutreiben und bis 2021 eine konkrete Lösung vorzuschlagen. Mäuslis Nachfolger als Kantonsbaumeister, Guido Keune, bestätigt nun aber, dass die Würfel noch nicht definitiv gefallen sind: «Wir haben den Auftrag, verschiedene Standorte zu evaluieren.» Dabei sei und bleibe auch die Variante RBS-Bahnhof im Rennen. Deren Vorteil sei primär die erwünschte Nähe in Gehdistanz zum Berufsbildungszentrum (BBZ) in der Solothurner Vorstadt. «Aber auch der mögliche Nutzungsmix», zu dem neben den Hallen auch das «Abdecken von Raumbedürfnissen des Kantons an bester Lage mit öV-Anschluss», gehören könne, so Keune.

Fehlende Sporthallen sind ein Dauer-Politikum

Die fehlenden Sporthallen für das Lehrlingsturnen in Solothurn sind ein seit Jahrzehnten beklagter Dauerbrenner. Aktuell werden die Berufsschüler mit Extrabussen vom BBZ zum 1,4 Kilometer entfernten CIS-Sportzentrum in der Weststadt transportiert, damit die Stundenpläne eingehalten werden können. Dass die Transporte den Kanton jährlich 200 000 Franken kosten, warf in der Öffentlichkeit und zuletzt auch im Kantonsrat hohe Wellen: In einem Vorstoss forderte die FDP-Fraktion den Bau einer Halle «in Gehdistanz zum BBZ» bis Ende 2023.
Damit rückte das Projekt im Bereich RBS-Bahnhof in den Fokus: Über den Geleisen, so die Idee, sollen dort drei Einfach-Turnhallen und Büros gebaut werden.

Dieser Standort kommt allerdings nicht überall gut an: So äusserte Stadtpräsident Kurt Fluri jüngst im Solothurner Gemeinderat grösste Zweifel am Vorhaben: Mit abends leerstehenden Turnhallen und Kantons-Büros sei diese Top-Lage schlicht «vergeben». Fluri, selber RBS-Verwaltungsratspräsident, geht damit auf Distanz zum Vorhaben, das «seiner» Bahnunternehmung durchaus zu pass käme. Aber, so der Stadtpräsident, aus dem Verwaltungsrat trete er «notfalls zurück, denn ich wahre die Interessen der Stadt.»

Repla und IG Sport Solothurn lobbyieren erfolgreich

Dass die Standortevaluation des Kantons noch einmal neu aufgerollt wird, hat die Regionalplanungruppe Solothurn (Repla) bewirkt. «Wir machten den Regierungsrat auf die laufende regionale Sportstättenplanung aufmerksam, in deren Rahmen auch Hallenbauten geplant sind», erklärt Repla-Präsident Roger Siegenthaler. Für die Koordination der Pläne spreche auch, dass sich die Interessengemeinschaft Sport Solothurn (IGSSO), ein Zusammenschluss mehrerer Sportvereine, seit längerem für den Bau neuer Ballsporthallen auf dem Platz Solothurn einsetze. Ein Standort nördlich der Solothurner Badi wird von Repla und IGSSO favorisiert. Das Gelände liegt in der Zone für öffentliche Bauten und wird heute als Badi-Parkplatz genutzt.

«Das hat die Regierung überzeugt, und innert zwei Wochen gab es einen Termin für eine gemeinsame Sitzung», so Siegenthaler. Beim Treffen mit den zuständigen Regierungsräten Roland Fürst (Bau) und Remo Ankli (Bildung) einigte man sich auf eine «gemeinsame Weiterentwicklung». Im Rahmen der koordinierten Projektorganisation hat ein Steuerungsausschuss – mit den zwei Regierungsräten sowie Roger Siegenthaler und Kurt Fluri, Präsident bzw. Vizepräsident der Repla – die Federführung. Davon, dass man die Regierung quasi zu ihrem Glück gezwungen habe, will Siegenthaler nichts wissen: «Am Ende hatten alle ein Lächeln im Gesicht», schmunzelt er.

Nun sollen die Mindestanforderungen an die Hallen, aber auch jene bezüglich Distanz und Wegzeiten definiert und eine Nutzwertanalyse erstellt werden. Dabei sind die Fragen nach Eigentum/Miete, betrieblicher Organisation sowie Gesamtkosten ebenso zu klären wie jene, ob eine Bauherrengemeinschaft Kanton/Vereine/Investoren Sinn macht.

Mehr Klarheit soll es bis Ende Jahr geben

Kantonsbaumeister Guido Keune bestätigt, dass nun auch wieder «weniger zentrumsnahe Standorte» evaluiert werden. So insbesondere die Variante «Badi» – also noch einmal 100 Meter weiter weg vom BBZ. An der Problematik der politisch umstrittenen – und teuren – Schülertransporte würde sich damit allerdings weiterhin nichts ändern. Dafür könnten – etwa in Kombination mit dem Projekt der IGSSO – Synergien genutzt werden: Während die Hallen tagsüber dem Lehrlingssport dienen, stünden sie abends und am Wochenende den Sportvereinen zur Verfügung.

«Sehr erfreut» vom Bestreben, die Bedürfnisse aller Akteure zu bündeln und Synergien zu nutzen, zeigt sich André Näf, Sprecher der IGSSO. Er verweist auf das Ziel, in neuen Hallen (eine mit Platz für 2500 Zuschauer) auch die Unihockeyaner des SV Wiler-Ersigen, samt dessen Nachwuchsförderung, unterbringen zu können.
Kantonsbaumeister Keune hofft, dass die Grobevaluation bis Ende 2019 abgeschlossen ist. Doch dann dürfte die Arbeit erst recht losgehen.