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Solothurn
Lebern-Bucheggberg-Wasseramt
In ihrem Jahrbuch «Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn» berichten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Amtes für Denkmalpflege und Archäologie über ihre Erkenntnisse im vergangenen Jahr. Im Kurzbericht Archäologie sind mehrere Funde aus der Region aufgelistet.
Am 5. September 2019 bemerkte im Sackzelgli in Gerlafingen die Maschinistin während des Aushubes für den Bau eines Mehrfamilienhauses ungewöhnliche Gegenstände in der Baggerschaufel. Es handelte sich um ein verbogenes Eisenschwert, einen bronzenen Armring, einen eisernen Ring, weitere Eisenteile sowie menschliche Knochen.
Die noch gleichentags erfolgte Nachuntersuchung der Kantonsarchäologie stellte eine grau-braune Lehmschicht als letzten Rest einer Grabgrube fest. Nach der ersten Reinigung des Schwertes (siehe Foto) wurde klar, dass es sich um ein Grab aus der jüngeren Eisenzeit handeln musste: Um 300 vor Christus war hier in Gerlafingen ein keltischer Krieger mit seiner Ausrüstung begraben worden.
Das Langschwert mit der relativ gut erhaltenen, verzierten Scheide ist typisch für diese Zeit (Latène C). Es sind sogar noch einige wenige Reste des hölzernen Schwertknaufs, der vermutlich aus Buche war, erhalten. Ein eiserner Gürtelring dürfte zu dem längst vergangenen, ledernen Schwertgurt gehört haben. Der Mann wurde etwa 50 Jahre alt, wie die anthropologische Untersuchung der Skelettreste zeigte.
Ein Schwert wurde auch am 30. Oktober 2019 im Schachen in Derendingen von einer Schulklasse gefunden. Das bronzene Schwert lag am Ufer der Emme. Bei der Aufweitung des Flussbettes im Zuge des Hochwasser-Schutzprojektes war viel Kies umgelagert worden. Dabei kam wohl auch diese alte Waffe ans Tageslicht.
Es handelt sich um ein sogenanntes Griffplattenschwert aus der mittleren Bronzezeit, der Zeit um 1500 vor Christus. Das 45 Zentimeter lange und 3,3 Zentimeter breite Schwert ist nur an der Spitze leicht beschädigt. Die Griffplatte besitzt drei Nietlöcher und eine Nietkerbe. Die Klinge besteht aus einem breiten Mittelwulst mit zwei schmalen Schneiden.
Gewässerfunde in Form von Waffen, Schmuck oder Werkzeugen sind ein bekanntes Phänomen der Bronzezeit. Man geht davon aus, dass es sich dabei um Opfergaben an die Götter handelt. So wurde wohl auch das Schwert vor 3'500 Jahren als Weihegabe in der Emme versenkt. Eine grossflächige Nachuntersuchung an der Fundstelle mit einem Metalldetektor erbrachte keine weiteren Funde.
Auch im Attisholzwald in Flumenthal wurde im Sommer 2019 etwas gefunden. Für die Erweiterung der Inertstoffdeponie im Attisholzwald wurde nördlich der bestehenden Deponie ein Stück Wald gerodet und der Oberboden bis in eine Tiefe von 1 Meter abgetragen.
Die Terrainarbeiten erfolgten unmittelbar westlich des bekannten römischen Gutshofes und wurden deshalb archäologisch eng begleitet. Unter dem dünnen, dunklen Waldboden folgte ein hellbeiges, sandig-lehmiges Schwemmsediment. In dieser Schicht zeichneten sich deutlich vier Pfostengruben mit Durchmessern von 55 bis 60 Zentimetern als dunkle Verfärbungen ab. Sie bildeten einen rechteckigen, sich an das Quadrat annähernden Grundriss eines Vierpfostenbaus, der 3,1 Meter lang und 2,6 Meter breit war. Das Gebäude war ungefähr SüdwestNordost ausgerichtet.
In einem Pfostenloch fand sich ein Holzkohlestück, das mittels der C14-Methode in die Zeit zwischen 188 und 52 vor Christus datiert werden konnte. Ein kleines, oranges Keramikfragment aus einem anderen Pfostenloch weist in die römische Zeit. Damit muss leider offenbleiben, ob der kleine Vierpfostenbau in die römische oder in die vorrömische, keltische Epoche gehört.
Ein weiterer Fund ergab sich bei der Kirche in Lüsslingen-Nennigkofen. Bereits 2008 wurden bei der Sanierung der Kirchhofmauer 31 Gräber entdeckt: alles geostete Körperbestattungen in gestreckter Rückenlage aus mindestens zwei Grablegungsphasen, die aufgrund der C14-Messungen in die Zeit zwischen dem 7. und dem 12. Jahrhundert datierten. 2014 kamen dann vier undatierte Bestattungen nördlich der Kirche zum Vorschein.
Ein Werkleitungsaushub in der parallel zur südlichen Kirchhofmauer verlaufenden Dorfstrasse führte 2019 zur Entdeckung von neun weiteren Gräbern mit 15 Bestattungen. Wie alle bisherigen Bestattungen von Lüsslingen waren auch diese beigabenlos.
Aufgrund der C14Daten stammen sie aus dem 10. bis 12. Jahrhundert. Sie weisen darauf hin, dass der Friedhof früher grösser war und auch ausserhalb der heutigen Kirchhofumfriedung mit Gräbern zu rechnen ist. Eine römische Keramikscherbe sowie Fragmente von Leistenziegeln könnten auf eine römische Siedlung in der Umgebung hinweisen.