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Solothurn
Lebern-Bucheggberg-Wasseramt
Der Tod des Zuchwiler Pfarrers Ralf Bethke (1954–2020) am letzten Samstag überraschte alle. Er ist in seinem Heim eines natürlichen Todes gestorben. Bethke wirkte seit 2002 Jahren im Pfarrkreis Zuchwil.
Seine Arbeitgeberin war die reformierte Kirchgemeinde Wasseramt. Bethke, aufgewachsen in der ehemaligen DDR, galt dort als Regimekritiker und wurde vom Kunststudium ausgeschlossen. Um sich seinen Unterhalt zu verdienen, arbeitete er auch als Totengräber, gelangte so in den Kontakt mit der Kirche und begann ein Theologiestudium. Nach dem Mauerfall schloss er das Studium an der Humboldt-Universität von Berlin ab und wirkte danach als Pfarrer in Mittenwalde.
Seit Bekanntwerden seines Todes herrsche grosse Trauer im Dorf, erzählt Reto Bichsel, Pfarrer in Kriegstetten und zuvor sozialdiakonischer Mitarbeiter in Zuchwil. «Wir werden sein grosses Herz vermissen, mit dem er auf so viele Menschen zugegangen ist», erklärt Bichsel. «Er erreichte die Herzen anderer, mit Charme, mit Schalk und mit Reflektiertheit.» Auch in den Worten von Martin Joss, Präsident der reformierten Kirche Wasseramt, ist diese Herzlichkeit von Bethke spürbar. Joss hatte in den letzten Wochen viel Kontakt mit Bethke. «Er war sehr geprägt von seiner Herkunft und kämpfte leidenschaftlich gegen künstliche Hierarchien.» Gleichzeitig sei er sehr hilfsbereit gewesen, hätte gerne und lösungsorientiert diskutiert und sei aufgefallen mit seiner Wortgewandtheit.
«Gott will Beziehung, das muss gelebt werden, und das war Ralf Bethke sehr wichtig», sagt Charles Bucher, Präsident des Pfarrkreises Zuchwil. Dies habe er auch in der Kirche umgesetzt, wo er die Ökumene lebte, oder in der Weggemeinschaft der Landes- und Freikirchen, die jeweils das Weihnachtsspiel in der Altstadt von Solothurn organisiert. Im letzten Jahr spielte Bethke in der einzigen Sprechrolle den König Herodes. In Zuchwil war er jeweils zusammen mit dem katholischen Pfarrer Valentine Koledoye und dem Präsidenten der Weggemeinschaft Klaus Wloemer sowie Gemeindepräsident Stefan Hug Gastgeber an den Seniorenessen, oder half als Begleiter der Seniorenfahrt. «Bei ihm spürte ich immer eine gewisse Leichtigkeit, die stark im Kontrast stand zu seinen Lebenserfahrungen», erklärt Hug. Mit seiner lockeren Art habe er sofort den Zugang zu den Menschen gefunden. Seine Predigten seien gehaltvoll gewesen. «Er hat es jeweils auf den Punkt gebracht.»
Der Familie von Bethke schenkt Reto Bichsel Anteilnahme und Unterstützung. Bethke selber brauche diese Unterstützung nicht mehr. «Er ist in guten Händen», so Bichsel. (uby)