Adventskalender
Wasser aus dem Sandstein versorgt Haushalte in zwei Dörfern

In der Adventszeit öffnen wir jeden Tag eine interessante Tür im Kanton und schauen, was sich dahinter verbirgt. Heute: die Türe zum Stollen, der nach 750 Metern in die grosse Höhlenquelle in Oberramsern führt.

Rahel Meier
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Gemeindewerkmeister Michael Kohler leuchtet den Anfang des Stollens au

Gemeindewerkmeister Michael Kohler leuchtet den Anfang des Stollens au

Hansjörg Sahli

Der Eingang zur Quelle «grosse Höhle» ist kaum bekannt. Genau genommen gibt es seit rund 25 Jahren zwei Eingänge. Der eine ist gut versteckt und ebenso gut verschlossen und führt von oben her direkt zur grossen Höhle, in der seit Jahrhunderten Wasser sprudelt.

Der andere Eingang liegt mitten im Wald, ganze nahe beim Reservoir, und wird oft gar nicht wahrgenommen. Die Türe ist unscheinbar und der kurze Waldweg dazu überwächst schnell mit allerlei Sträuchern. Dahinter verbirgt sich ein rund 750 Meter langer Stollen, der vor Jahrhunderten quer durch den Sandstein gehauen wurde.

Die Türe zum 12.Dezember: Versteckt und unscheinbar; die Türe, hinter der der Stollen beginnt.

Die Türe zum 12.Dezember: Versteckt und unscheinbar; die Türe, hinter der der Stollen beginnt.

Hansjörg Sahli

Lange in Privatbesitz

Das Wasser, das am Ausgang in einem simplen Betonkanal gefasst wird, ist klar und kühl und fliesst in das nur wenige Meter danebenliegende Reservoir. Laut Messens Gemeindewerkmeister Michael Kohler hatte die Quelle früher eine Schüttung von bis zu 2000 Minutenlitern. Heute sind es laut Kohler noch rund 120 bis 140. Das reicht gut um Messen und Oberramsern – rund 480 Haushaltungen – zu versorgen. Dank des Gefälles fliesst das Wasser ohne Pumpung in die beiden Gemeinden.

Die Quelle wurde übrigens erst 1968 von der damaligen Einwohnergemeinde Oberramsern übernommen. Vorher war sie in Privatbesitz und gehörte nach wie vor zu einer Mühle. 1975 brannte diese dann aber ab. 2012 wurden im Reservoir eine neue Steuerung und eine UV-Anlage eingebaut. «Die Wasserqualität ist optimal. Die UV-Anlage ist nur ein zusätzlicher Schutz», so Kohler. Erst letztes Jahr wurde ausserdem die Schutzzone für die Quelle ausgeschieden, sodass die Wasserversorgung nun für die nächsten Jahrzehnte garantiert ist. Höhle und Stollen sind immer verschlossen.

Wasser seit Jahrhunderten

Die Grosse Höhle wurde erstmals im 17. Jahrhundert erwähnt. Aus den Jahren 1692 und 1694 sind zwei Mühlebriefe bekannt, mit denen Hans Ziegler aus Oberramsern die Bewilligung erteilt wurde, das Wasser zu nützen, um seine Mühle anzutreiben. Offensichtlich war er es, der seine Knechte und Taglöhner anstellte, um Schächte durch den Berg zu treiben und das Wasser so zur Mühle zu leiten.
Was danach geschah ist unklar.

Sicher ist, dass 1919 ein gewisser Otto Misteli gemeinsam einem Nachfahren des Müllers und vier weiteren Neugierigen eine kleine Expedition unternahm und den Eingang zur Höhle zu suchen. Im Jahrbuch für Solothurnische Geschichte aus dem Jahr 1962 wird das Abenteuer beschrieben. Die Herren fanden sowohl den Eingang zur Höhle als auch einen Teil der von Hand in den Berg gehauenen Tunnel.

Eine weitere Aufzeichnung stammt vom 5. September 1989. Der damalige Brunnenmeister Konrad Ryser wagte sich rund 400 Meter weit in den Stollen vor, während der Lehrling draussen warten musste. Gemeinsam mit der Rettungstruppe des SAC Solothurn und einem Geologen wurde die Begehung im Januar 1990 wiederholt. Dabei wurden die Stollen so genau wie möglich ausgemessen. Dank Beobachtungen von Einheimischen konnte so der Ausgangsschacht des Stollens gefunden werden. Damit war es auch möglich, bis zum Ende des Tunnels vorzudringen und die Höhle zu vermessen.

Die Trinkwasserversorgung funktioniert bis heute ausgezeichnet, obwohl einige der Stollen eingestürzt sind. Die Wände des Hauptstollens werden als trocken beschrieben und alte Fotos zeigen, dass sie dick mit Kalk überzogen sind. Überall in den Stollen sind zudem Nischen zu finden, in denen früher Kerzen hingestellt wurden.