Olten
Beglückendes Musizieren mit der Camareta Salzburg

Die Camerata Salzburg und der Pianist Kit Armstrong begeistern ein grosses Publikum im Konzertsaal.

KURT HECKENDORN
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Bruno Kissling

Ältere Konzertbesucher mögen sich am Mittwochabend mit leiser Wehmut an Konzerte mit der Camerata Salzburg erinnert haben. Denn vor einem halben Jahrhundert war dieses Spitzenorchester – damals noch unter der Leitung seines Gründers, des legendären Bernhard Paumgartner – regelmässig in Olten zu Gast.

Und wenn dann noch die grosse Pianistin Clara Haskil am Flügel sass, waren jeweils musikalische Sternstunden angesagt. Herzlich wurde das Orchester, das mit seinen traditionellen Mozart-Matineen jeden Sommer einen wesentlichen Beitrag zum renommierten Salzburg Festival leistet, vom Oltner Publikum willkommen geheissen.

Inspirierender Konzertmeister

Mit einem Werk, das bei den Festspielen 1937 in Salzburg zum ersten Mal erklang, stellten sich die exzellenten Streicher unter der sorgfältigen, wie inspirierenden Leitung seines Konzertmeisters Gregory Ahss – bestens assistiert vom Ersten Cellisten – mit Benjamin Brittens «Variations on a Theme of Frank Bridge» op. 10 vor.

Jede der zehn Variationen, die Britten seinem Lehrer gewidmet hat, geriet in vorbildlicher Art in ihrer ganz spezifischen Klangfarbe: Sensibel das Adagio; rhythmisch prägnant ein Marsch; leicht sentimental eine Romance; zündend lebensvoll eine Aria Italiana; etwas verfremdet – mit einem prächtigen Solo der Viola – ein Wienerwalzer; nervös mit markanten Akzenten ein Moto perpetuo; ernst, über unerbittlichen Bass-Motiven ein Trauermarsch; wehmütig klagend ein Lied, und nach einer bewegten Fuge folgte ein elegisches, mit einer versöhnlichen Wellenbewegung ausklingendes Finale.

Armstrong bisher wenig bekannt

Zu einem berührenden Erlebnis wurde die Begegnung mit dem 24-jährigen Pianisten Kit Armstrong, der mit dem Konzert in F KV 459 von Wolfgang Mozart durchaus Erinnerungen an seine berühmte Vorgängerin wecken konnte. In regem Dialog mit dem Orchester – hinter den Streichern hatten nun noch eine Flöte, und je zwei Oboen, Fagotte und Hörner Platz genommen – gestaltete er die Solostimme mit wundersamer Klarheit, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen. Von verträumter, nachdenklicher Stimmung geprägt, erklang der langsame Satz und mit grosser Lebendigkeit der Finalsatz mit seinem plaudernden «Papageno»-Motiv.

Mit einer Zugabe – einer Fantasie des Engländers John Bull (1563–1628) – bestätigte Kit Armstrong noch einmal seine Ernsthaftigkeit. Fern jeder Äusserlichkeit – vom zartesten Pianissimo bis zum massvollen Fortissimo gesteigert – gestaltete die faszinierende Musik des nur wenig bekannten Meisters.

Hinreissender Finalsatz

Joseph Haydns Sinfonie G-Dur Hob. I/92, die berühmte «Oxford»- Sinfonie, geriet in der Interpretation durch die Salzburger zu einem spannenden Hörerlebnis mit vielen Überraschungen. Welch überquellende Fantasie und Originalität beweist der reife Haydn mit diesem Werk, und mit welcher Meisterschaft gelang den Bläsern und den Streichern die Wiedergabe des Meisterwerkes mit dem Haydn sein Londoner Publikum vor mehr als 200 Jahren zu begeistern wusste!

Schön die besinnliche, langsame Einleitung durch die Streicher, bevor das geistvolle Allegro-Thema zum ersten Mal erklingt und entzückend das kontrastierende zweite Thema; von grosser Ruhe beseelt der Adagio-Satz – und bodenständig das Menuett.

Mit einem hinreissenden Finalsatz – einem wahren musikalischen Feuerwerk – endete die Wiedergabe, die das Oltner Publikum zu jubelndem Beifall animierte. Mit der fulminanten Wiederholung der «Aria Italiana» aus Brittens Variationen-Werk bedankten sich die Gäste aus Salzburg.