Hägendorf
Die Reise der Glögglifrösche: Wie sie aus der Tongrube Fasiswald umgesiedelt wurden und nun ihren Weg zurückfinden

2014 wurde die Tongrube als Deponieort verwendet – sie war das zu Hause der Glögglifrösche. So ist es den Tieren ergangen.

Sophie Deck
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Ein Glögglifrosch, der sich zwischen Steinen versteckt.

Ein Glögglifrosch, der sich zwischen Steinen versteckt.

Ida Krinn

Ida Krinn untersuchte die Rückkehr der Geburtshelferkröten, oder Glögglifrösche, in die Deponie Fasiswald. Der letzte Teil einer Reise, die bereits vor sieben Jahren begann. Damals baute das Bundesamt für Strassen Astra nämlich den Sanierungstunnel Belchen entlang der Autobahn A2.

Dafür mussten aus dem Felsen Tonnen von Gestein herausgebrochen werden, die man dann in der Tongrube Fasiswald – dem Lebensraum der Glögglifrösche – lagerte, da dort kein Transport durch Lastwagen nötig war. Die Glögglifrösche konnten natürlich nicht bleiben: Die Ökologie-Firma Hintermann & Weber erhielten vom Astra den Auftrag, die Frösche umzusiedeln.

«Wir waren nicht sicher, ob es klappen würde», erzählt Barbara Schlup, Projektleiterin.

«Glögglifrösche sind schwer zu finden, weil sie nachtaktiv sind und sich meistens gut verstecken. Ausserdem sind sie mit ihrer Umgebung stark verwurzelt, versuchen also immer wieder zurückzukehren. Daher muss der neue Lebensraum für sie genau passen.»

Mit der Hilfe lokaler Naturschützer gelang das Projekt aber schliesslich: In den Jahren 2014 und 2015 wurden über 1300 Geburtshelferkröten eingesammelt und auf vier verschiedene, in unmittelbarer Nähe der Tongrube gelegene Standorte verteilt, die zu diesem Zweck vom Astra und dem Kanton gebaut worden waren.

Die Anzahl gefangener Tiere habe Schätzungen im Vorfeld der Umsiedlung bei weitem übertroffen. Das sei eine positive Überraschung gewesen, sagt Schlup.

Die Glögglifrösche finden den Weg zurück

Wie erfolgreich die Umsiedlung war, kontrollieren Hintermann & Weber seit 2016. Dabei haben sie, wie Ida Krinn für ihre Maturarbeit, an den Ersatzstandorten in der Nacht die rufenden Frösche gezählt und so dann deren Anzahl geschätzt.

«In allen Ersatzstandorten konnte sich eine kleine bis mittelgrosse Population etablieren», berichtet Barbara Schlup. «Und durch die Larven, die wir gefunden haben, wissen wir, dass sich die Glögglifrösche in ihrem neuen Zuhause auch fortpflanzen.»

2019 wurde die Deponie dann rekultiviert und begrünt. Dabei wurden auch Lebensräume für die Glögglifrösche gebaut – an den genau gleichen Stellen, an denen sie in der ehemaligen Tongrube anzutreffen waren.

«Wir haben mehrere Männchen beim Ablegen von Kaulquappen beobachtet, und zwar nur ein Jahr, nachdem die Lebensräume gebaut worden waren. Die Glögglifrösche sind also von sich aus zurückgekehrt!»,

sagt Schlup.

Insbesondere dank der «vertieften Untersuchungen» von Ida Krinn habe die Wiederbesiedlung detailliert belegt werden können, sagt sie weiter. Und: «Der rege Besuch in der Deponie Fasiswald lässt hoffen, dass die Geburtshelferkröten ihren alten Lebensraum zurückerobern können.»

Das Titelbild von Krinns Maturarbeit
8 Bilder
Die Tongrube Fasiswald in Hägendorf nach der Renaturierung
Die Glögglifrösche waren kleiner als Krinn sie sich vorgestellt hatte
Die Tongrube Fasiswald wurde 2019 renaturiert
Bei den Glögglifröschen tragen die Männchen die Eier
Einer der für die Glögglifrösche geschaffenen Ersatzstandorte
Glögglifrösche verstecken sich zum Beispiel zwischen Steinen
Der Weiher in der renaturierten Tongrube Fasiswald

Das Titelbild von Krinns Maturarbeit

Ida Krinn