Hägendorf ist auf der Suche nach Sparpotenzial: Geprüft wird, ob sich die Annahmestelle beim Werkhof allenfalls schliessen lässt.
Es sind die finanziellen Bedingungen in Hägendorf, die den Gemeinderat über die Bücher gehen lassen. Das Jahresergebnis 2020 schloss mit gut 430'000 Franken im Minus; fürs Budget 2022 rechnen die Verantwortlichen mit einem solchen von rund 758’000 Franken.
Handlungsbedarf. Da prüft die Gemeinde Optimierungspotenziale. Und wird fündig. Nämlich in der Annahmestelle beim Werkhof, die jeden letzten Samstagmorgen im Monat geöffnet hält und wo Eisen, Metall, Elektronik- und Elektrogeräte, Kühlschränke, Altöl, Alteisen und Bauschutt, Letztes in kleineren Mengen, abgeliefert werden können. Dort parkt auch das Schadstoffmobil einmal im Jahr. Für die Nutzenden gratis und franko, wie der Volksmund so sagt.
«Service-Public ist ein Grundauftrag der Gemeinde. Es ist grundsätzlich richtig, das Dienstleistungsangebot von Zeit zu Zeit zu prüfen und allenfalls auszubauen, zu modernisieren oder gegebenenfalls zu reduzieren», meint Gemeindepräsident Andreas Heller auf Anfrage.
Tatsächlich seien finanzielle Überlegungen Treiber der Überprüfung. «Dies, weil es in der Entsorgung Redundanzen gibt, die – und genau das soll geprüft werden – eventuell Einsparungen zulassen. Ich bin dankbar dafür, dass wir Kommissionen haben, die solche kritische Diskussionen anregen.»
Eben: Das terminlich relativ wenig dichte Angebot sei nicht mehr zeitgemäss, weil in der Region gleich mehrere private Entsorgungsabnehmer tätig sind, führen Finanzkommission, Bauverwaltung und Werkhof unisono an. So etwa gleich ennet der Dünnern in Kappel, wo das regionale Entsorgungszentrum (REZ) Gäu für sein Angebot wirbt: «Bringen Sie uns alles, was Sie entsorgen möchten: Möbel, Papier, Metall, Kupfer, Alu, Kühlschränke, Elektrogeräte etc.»
Vieles kann dort gratis entsorgt werden, bestimmte Stoffe aber wie etwa Inertmaterial (Ziegel, Gips) oder Bauschutt werden nach Gewicht verrechnet. Der etwa wäre in Hägendorf gratis; dafür ist die Anliefermenge in Kappel unbeschränkt.
Rund 18'500 Franken an Einsparungen jährlich verspricht sich das offizielle Hägendorf im Optimalfall. Im Optimalfall heisst: «Wenn das bestehende Entsorgungsangebot die Entsorgung an einem Samstagvormittag im Werkhof überflüssig macht und dies die Einwohnerinnen und Einwohner von Hägendorf nicht mehr kostet», erklärt Heller.
Ein Entscheid steht allerdings nicht unmittelbar an. Erst will man geprüft sehen, welche konkreten Folgen eine Aufhebung der Annahmestelle mit sich bringt oder inwieweit man den gesetzlichen Entsorgungsauftrag auch ohne gemeindeeigene Annahmestelle erfüllen kann.
Artikel 8 des örtlichen Abfallreglements nämlich schreibt vor: «Die Gemeinde sorgt für die getrennte Sammlung und Verwertung der übrigen verwertbaren Abfälle wie namentlich Altpapier und Karton, Altglas (Verpackungs- bzw. Hohlglas), Aluminium sowie andere verwertbare Abfälle wie Weissblech, übrige Metallabfälle, Textilien, Motoren- und Speiseöle sowie Kleinmengen an inerten Bauabfällen.» «Bevor der Gemeinderat in Bereichen des Service-Public einen Entscheid fällt, müssen die Konsequenzen bekannt sein», sagt Heller.
Seiner Beurteilung nach sollte ein Abbau des kommunalen Service Public nur erfolgen, wenn den Einwohnerinnen und Einwohnern mindestens ebenbürtige Angebote zur Verfügung stehen. Alternative Angebote würden sich allenfalls nicht auf einen Samstagvormittag im Monat oder gar auf einen Anlass im Jahr beschränken. Die auswärtige Lösung würde dann allerdings den Anfahrtsweg zum Thema machen. «Dieser ist weiter, könnte aber der besseren Verfügbarkeit wegen mit andern ‹Besorgungen› kombiniert werden», bilanziert der Gemeindepräsident. Und:
«Wir wollen aber natürlich auch die Kostenfolgen kennen.»
Denn sollte es tatsächlich ein Sparpotenzial geben, könnten die entsprechenden Mittel innerhalb der Spezialfinanzierung anders eingesetzt oder müssten nicht eingeholt werden. Sicher aber ist: Entschieden wird erst, wenn das entsprechende Wissen vorliegt und sich die Diskussion lohnt. «Einen Abbau des Angebotes ohne Gemeinderats-Entscheid wird es nicht geben», sagt Heller. Das Schadstoffmobil jedenfalls ist fürs Jahr 2022 bereits reserviert.