Das Freilichttheater auf dem Sälischlössli findet auch im Jahr 2022 nicht statt – der Regisseur des Stückes macht den Wirt dafür mitverantwortlich. Die Hintergründe.
Im Jahr 2020 wäre das Sälischlössli 150 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass haben der Theatermacher Nicolas Russi aus Brittnau und der Wirt Jürg Mosimann aus Aarburg gemeinsam ein Theaterprojekt lanciert mit Niklaus Riggenbach in der Hauptrolle. Der Eisenbahnpionier war treibende Kraft für den Bau des Sälischlössli im Jahr 1870.
Doch das Freilichttheater, das auf der Ruine Wartburg, vor dem Sälischlössli sowie auf der Restaurant- und Dachterrasse stattgefunden hätte, musste wegen der Coronapandemie bereits zweimal verschoben werden: vom 2020 auf 2021 und dann aufs 2022. Doch auch im nächsten Jahr findet die Aufführung nun nicht statt, wie es in einer Medienmitteilung heisst: «Der auf 1. April 2022 vorgesehene Pächterwechsel hat zu einem frühzeitigen Abbruch der Vorbereitungen geführt.»
Was ist geschehen? Der Regisseur Nicolas Russi ist bei der Ankündigung des Pächterwechsels diesen Frühling noch davon ausgegangen, dass «bis im September Konkreteres zur Nachfolge bekannt ist», heisst es in der Mitteilung. «So hätten wir die Möglichkeit gehabt, mit der Nachfolge von Jürg Mosimann abzumachen, ob unser Theaterprojekt auch unter der neuen Pächterschaft weiterhin möglich ist», sagt Russi auf Anfrage.
Doch die Nachfolgeregelung zieht sich bis in den Dezember in die Länge. Auf Anfrage sagt Präsident Felix Frey von der Bürger- gemeinde, der das Sälischlössli hoch über Olten gehört, dass es zwar Kontakte mit ein, zwei Personen gebe, aber die Zeit noch nicht reif sei, damit der Bürgerrat sich für eine Nachfolge entscheiden könne.
Russi kann aber nicht so lange warten, weil gewisse Angelegenheiten wie das Einholen von Bewilligungen oder die Sponsorensuche bereits jetzt angegangen werden müssten. Mit den Proben wollte das Theaterensemble nächsten Januar beginnen. Dazu kommt, dass der bisherige Sälischlössli-Pächter Jürg Mosimann seiner Nachfolge kein derartiges Projekt aufzwingen wolle. Weil so die Planungssicherheit fehlt, hat Russi entschieden, das Theaterprojekt erneut abzublasen.
«Wir sind sehr enttäuscht, dass dieses Projekt und die Zusammenarbeit mit dem gegenwärtigen Pächter auf eine solche Art endet»,
lässt sich Russi in der Mitteilung zitieren. Er geht sogar so weit und schiebt dem Wirten eine Mitschuld zu: «Wir sind darauf angewiesen, dass der Pächter die Produktion mitträgt, da sie ja innerhalb seines Betriebes stattfindet.» Wenn es nun offenbar beim gegenwärtigen Wirt an Motivation fehle für eine weiterführende Unterstützung, auch hinsichtlich des Pächterwechsels, so habe man von Theaterseite keine Option mehr, heisst es in der Mitteilung. Die 16 Vorstellungen wären laut provisorischem Spielplan zwischen Ende Mai und Mitte Juli 2022 jeweils mittwochs und donnerstags geplant gewesen.
Sälischlössli-Wirt Jürg Mosimann will die Anschuldigungen gegen sich so nicht akzeptieren. Russi sei ab sofort Persona non grata auf dem Sälischlössli, sagt er auf Anfrage. Er fühle sich durch die Mitteilung «verletzt», sei «völlig vor den Kopf gestossen und enttäuscht von Nicolas Russi».
Es hänge nicht mit seiner Motivation zusammen, dass er nicht mehr mitmachen möchte. Er will seiner Nachfolge dieses Projekt nicht aufzwingen, weil es eine «Riesenkiste für den Gastronomiebetrieb» sei.
50 Zuschauende plus das Theaterensemble müssten an zwei Tagen pro Woche zusätzlich bewirtet werden, was zu Einschränkungen für die anderen Gäste führte. Bei Schlechtwetter hätten die Aufführungen zudem im Rittersaal stattgefunden. Dieser könnte deswegen in dieser Zeit nicht an andere Gruppen vergeben werden.
Mosimann möchte zwar per Ende März 2022 altershalber aufhören – im November wird er 68 Jahre alt –, doch er sei flexibel und könne sich vorstellen, etwas länger zu arbeiten, damit es einen nahtlosen Übergang gebe. Er wolle allerdings nicht weiter an einem solch grossen Projekt planen, wenn er nicht wisse, wie es mit seiner Nachfolge aussehe.
Was passiert nun mit dem Theaterstück? Das Tuch zwischen den beiden Kollegen, die sich seit Jahrzehnten kennen, scheint zerschnitten. Russi kann sich nicht vorstellen, das Freilichttheater weiterhin mit Mosimann zu realisieren. Eine Verschiebung ins 2023 kommt nicht infrage, weil Russi dann bereits in ein anderes Projekt involviert ist.
Erst ab 2024 hätte er wieder freie Kapazitäten. Die Frage sei dann eher, ob die Theaterspielenden – alles Laien – weiterhin zur Verfügung stünden. Für die beiden Rollen der Hauptfigur Riggenbach, der in Basel aufgewachsen ist, hatte Russi zwei Darsteller engagiert, die den entsprechenden Dialekt reden.
Auch alternative Spielorte seien abgeklärt worden: Dann müsste das Stück aber komplett neu geschrieben werden. Für Russi gehört die Produktion wegen des geschichtlichen Zusammenhangs mit dem Sälischlössli aber dort oben aufgeführt. Ob dies aber jemals geschieht, ist derzeit offen.