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Die Herbstmesse Solothurn HESO ist vom Berner Herzchirurgen Thierry Carrel ofiziell eröffnet worden. 275 Aussteller dürften während zehn Tagen über 100 000 Besucher in die acht Hallen vor dem Baseltor locken.
«Die HESO zeigt Herz» - dieses Motto hätte OK-Präsident Roger Saudan gestern auch anders interpretieren können: «Die Politiker haben ein Herz für die HESO». Überragend natürlich die Präsenz von Regierungsrat Klaus Fischer, omnipräsent dagegen die (Noch)-Ständeräte Rolf Büttiker und Roberto Zanetti sowie derjenigen, die ins Stöckli wollen: Nationalrat und Stadtpräsident Kurt Fluri, die Nationalräte Pirmin Bischof und Walter Wobmann.
Dazu von der grossen Kammer dessen Kollege Roland Borer, SP-Frau Bea Heim und Brigit Wyss. Ein komplettes «Wahlfeld» also, gemäss Saudans philosophischer Erkenntnis: «Persönlichkeiten, nicht Prinzipien bringen die Zeit voran.» Kräftig rührte der OK-Präsident aber auch die Werbetrommel für die Sonderschau «Medtech-Hightech», die für die Medizinaltechnik, ein Standbein der Solothurner Wirtschaft werbe. Denn: «Die Präzision liegt uns Solothurnern im Blut.»
Nach einem weiteren Spot für den HESO-Spezialgast, die Rhätischen Bahnen, leitete Saudan zur Vorstellung des Eröffnungsredners, Professor Thierry Carrel, Herzspezialist am Berner Inselspital, über. Ein Herz zeige die HESO aber auch für das gestern Abend durchgeführte Benefizkonzert zugunsten von Swisscor, dem von Alt-Bundesrat Adolf Ogi gegründeten Ferien-Hilfswerk für kriegsgeschädigte Kinder. Selbstverständlich war auch Bandleader Pepe Lienhard in der Gästeschar vertreten und freute sich sichtlich über die musikalische Intermezzi eines militärischen Saxophon-Quartetts.
Ein Herzchirurg mit Herz
Eigentlich muss Thierry Carrel auch zur Endlos-Reihe der Wahlkandidierenden im HESO-Sonderschauzelt gezählt werden, denn der Herzchirurg kandidiert für die FDP - allerdings im Kanton Bern. Statt eine möglichst herzliche Rede zu halten, fühle er sich wohler am Bett seiner Patienten, «ich entschuldige mich, wenn meine Ansprache eher in den Bereich der Anästhesie gehört.»
Nun Thierry Carell wiegte sein Publikum keineswegs in die Narkose, sondern unterhielt es glänzend mit eingestreuten Anekdoten, die sich vor allem um den berühmten Chirurgen Sauerbruch und dessen Kollegen und Tierarzt Keller drehten, die beide die besseren Ärzte auf ihrem Gebiet sein wollten. Als es dem Tierarzt einmal schlecht ging, fragte ihn Sauerbruch, woran er leide. «Meine Tiere können auch keine Auskunft geben.» Worauf Sauerbruch zynisch antwortete: Bei einem Tier in diesem Zustand käme es jetzt zu einer Notschlachtung. «Bei diesen beiden ging es um reine Machtspiele, doch solche bringen uns nicht weiter», sprach sich der Chirurg zwar für «gesunde Konkurrenz» aber auch gegenseitige Achtung aus.
Sehr beeindruckt zeigte sich der Herzspezialist von der Sonderschau «Higtech-Medtech»: «Kaum jemand profitiert so von der Medizinaltechnik wie die Herzchirurgie.» Um gleich das Publikum wieder zu verblüffen: Eine Umfrage bei US-Patienten zur Frage, was die wichtigste medizinische Errungenschaft der letzten Jahre gewesen sei, habe ergeben: der Rollator.
Viele Solothurner Herzen kenne er «aus einer speziellen Optik», einige seien sogar hier anwesend, schmunzelte Carrel, der im weiteren eine Lanze für mehr Forschung und Innovation brach, und auch für mehr Mut bei der Entwicklung neuer Ideen plädierte - «ich halte wenig von landesweiten Stillhalteabkommen.»