Ladenwechsel
«Die Pandemie hat den Happy Beck kaputt gemacht»: Der Zürcher Unternehmer zieht sich aus Solothurn zurück

Der Happy Beck öffnete 2020 seine Türen beim Bahnhof Solothurn. Nun zieht er sich wieder zurück. Der Besitzer Yakup Aydin erklärt die Gründe.

Judith Frei
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Happy Beck gibt es in Solothurn nicht mehr.

Happy Beck gibt es in Solothurn nicht mehr.

Judith Frei

Eigentlich wollte Yakup Aydin vorausschauend sein und sich für die Zukunft absichern, als er Happy Beck/Happy Bistro an der Hauptbahnhofstrasse 10 in Solothurn eröffnete. Doch ein weitsichtiger ist eben noch kein hellseherischer Blick: Die Coronapandemie hat seine Pläne durchkreuzt. Seit Anfang Februar ist sein Geschäft in Solothurn geschlossen.

Der gebürtige Türke kommt aus einer Bäckerfamilie. Sein Vater war schon Bäcker in Ankara und führte eine Bäckerei mit dem Namen «Zürich». Nachdem dieser früh verstorben war, ist der damals 14-jährige Yakup Aydin ins Geschäft eingestiegen. 2006 hat der heute 52-Jährige die Bäckerei Konditorei Happy Beck an der Dienerstrasse in Zürich eröffnet.

So sah der Alltag von Yakup Aydin 2010 aus.

Quelle: Youtube

Durch die Nähe zur Langstrasse ist sie ein beliebter Ort für hungrige Nachtschwärmer. Das hat Aydin schnell erkannt, sein Laden hat 24 Stunden am Tag geöffnet. Der Happy Beck hat heute Kultstatus.

Trotz Kultstatus wusste der Bäcker schon lange, dass der Mietvertrag an der Dienerstrasse dieses Jahr ausläuft. Das Haus soll renoviert werden. Dass er weiter dort seine Backware verkaufen kann, ist noch nicht klar. So wollte sich Yakup Aydin absichern und schaute sich in der ganzen Schweiz nach einem weiteren Standort um. Er wollte nicht nur eine Verkaufsfläche, sondern gleichzeitig einen Produktionsort eröffnen.

Idealer Standort in Solothurn gefunden

Fündig wurde er hier in Solothurn an der Hauptbahnhofstrasse 10. Bei der Suche hat ihm sein Freund, der Solothurner Turgut Dagci, geholfen. Er hat die Filiale hier auch geleitet.

Aydin war vom Standort überzeugt. «Die Frequenz durch die Nähe zum Bahnhof ist sehr gut», sagt er. Hier soll nicht das Partyvolk sein Hauptpublikum werden, sein Geschäft wollte er in der Nacht schliessen.

«Wir hatten ein Konzept, das mit 500 Personen pro Tag rechnete», erklärt er. In seinem Solothurner Geschäft sollte man nicht nur Backwaren, sondern auch Salate, Pizzas, Burgers und mehr kaufen können. Im Frühling 2019 unterschrieb er dann den Mietvertrag. Im Januar 2020 lagen die Baubewilligungen vor, im Mai eröffnete er sein Geschäft.

Zu diesem Zeitpunkt war die Pandemie auch in der Schweiz angekommen. Das öffentliche Leben so weit wie möglich heruntergefahren. An der Langstrasse fehlte das Partyvolk, so auch die Kundschaft im Happy Beck. Zwischenzeitlich hatte er 90 Prozent weniger Kundschaft, jetzt hat es sich zwischen 70 und 80 Prozent eingependelt.

«Die Kalkulation ist nicht aufgegangen»

Und in Solothurn kam das Geschäft kaum in die Gänge. «Wir hatten zwischen 70 und 80 Kunden pro Tag», erklärt Aydin. Nur gerade zehn Prozent seines Konzeptes konnte er überhaupt umsetzen. «Die Kalkulation ist nicht aufgegangen», sagt er enttäuscht.

Härtefallgeld für den Laden in Solothurn hat er auch keines erhalten, da sein Geschäft dafür noch zu jung war. Jetzt sei alles weg. Aydin: «Die Pandemie hat den Happy Beck kaputt gemacht.»

Das Geschäft in Solothurn hat er nun weitergegeben. Dort sind nun die Umbauarbeiten im Gang, in Zukunft wird dort alles rund um das Poulet-Fleisch verkauft. Eine Bedingung hatte Yakup Aydin an seinen Nachfolger gestellt: Die Mitarbeitenden sollen weiterhin an der Hauptbahnhofstrasse weiterarbeiten können.