Klub der jungen Geschichten
Der eiskalte Schrei

Jana Meyer, Rickenbach, 5. Primar

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Jana Meyer

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Wir waren absolut sicher, dass nichts schiefgehen kann. Leider zu sicher. Mit voller Zuversicht starteten wir in die Ferien. Mit Sonnenbrillen und Hüten bewaffnet, stiegen wir ins Auto. Mein Vater sagte zu meiner Familie: «Seid ihr bereit?» Die ganze Familie sagte: «Jaaaaaaa.» Jetzt fing der Spass erst so richtig an. Im Auto hörten wir die ganze Zeit Musik. Mein Bruder Ben schlief während der Fahrt ein. Als er aufwachte, fragte er: «Wo sind wir?», und ich antwortete «wir sind in Italien». Als wir ankamen, staunte ich. Einen grossen Pool mit Treppen zum hinein laufen und ein wunderschönes Haus begrüssten uns. Als wir reinkamen, musste meine Mutter Ania natürlich zuerst in die Küche gehen. Ich und mein Bruder rannten blitzschnell die Treppen hinauf. Wir staunten, als wir die riesigen Zimmer sahen. Ben sagte gleich «dieses Zimmer gehört mir» und zeigte darauf. Ich sagte daraufhin «Ich will das aber auch». Wir schrien beide so laut, dass meine Eltern fragten «Was ist da oben schon wieder los?» Wir sagten beide: «Ich will das Zimmer.» Ich und Ben schauten uns wütend an. Mein Vater sagte mit strenger Stimme: «Ihr streitet euch um ein Zimmer, ernsthaft?» Meine Mutter teilte die Zimmer auf. Ich und mein Bruder mussten uns leider ein Zimmer teilen und wir durften nicht einmal das Zimmer haben, das wir wollten. Wir holten unsere Sachen und räumten die Kleider im Schrank ein …

Plötzlich hörten wir einen eiskalten Schrei, wir erstarrten für einen kurzen Moment. Dann schauten wir uns an und überlegten ob wir uns den Schrank genauer ansehen sollten. Ben ging näher an den Schrank heran und sagte zu mir: «Nina, hinten im Schrank ist keine Rückwand.» – «Das kann nicht sein», sagte ich. Ich ging auch näher heran und sah, dass es wirklich stimmt, es ist keine Rückwand an dem Schrank befestigt. Ben stieg jetzt in den Schrank und merkte, wie er immer mehr in den Schrank gezogen wurde. Er schrie und ich erschrak sehr und ging gleich hinterher. Ich wurde auch hineingezogen, nahm die Hand von Ben und sagte: «Ich will dich nicht mehr verlieren.» Für einen kurzen Moment war es ganz ruhig, dann standen wir wieder auf dem Boden. Ben fragte ängstlich: «Nina, wo sind wir?» Ich sagte: «Ich weiss es auch nicht». In dieser Höhle, oder was das auch immer sein sollte, war es sehr düster und mysteriös. Wir liefen ein Stück nach vorne und hörten wieder diesen Schrei. Ich fragte Ben: «Von wo kommt dieser Schrei?» Er sagte: «Von dort hinten, glaube ich.» Wir gingen eng nebeneinander den Gang entlang. Plötzlich sagte Ben: »STOPP!». Und ich fragte: «Was ist los?» Er sagte: «Von hier kommt diese Stimme.»

Wir sahen einen lederüberzogenen Sessel. Irgendetwas kleines sass darauf. Ich ging näher heran und sah, dass da ein Gespenst sass. Ich fragte: «Gibt es Gespenster?» Ben antwortete: «Ich weiss es nicht.» Ich sagte mit zittriger Stimme: «Hallo, wie heisst du?». Das Gespenst sah mich mit grossen Glubschaugen an und sagte: «Ich heisse Willi.» «Warum hast du so laut geschrien?» Ich habe immer sehr Angst, wenn andere Menschen in mein Haus kommen. Es war einmal ein ganz böser Mann hier. Seitdem habe ich immer Angst.» Ich und Ben sagten: «Komm mit uns mit, denn bei uns gibt es keine bösen Männer.» «Das würdet ihr wirklich machen?» «Natürlich.» Wir nahmen das Gespenst mit und zeigten es unseren Eltern. Wir erklärten ihnen, dass das Gespenst nett sei und es eine schwere Zeit durchmachen musste. Wir sagten auch, dass wir es mitnehmen wollen. Wir packten unsere Sachen und gingen ins Auto. Meine Eltern entschieden, dass wir irgendwo anders in die Ferien gehen mit Willi.