Amateurfussball
Windisch stoppt sich selbst, Schöftland nimmt die Spieler in die Pflicht und ein Ex-FCA-Profi steckt in der Krise: Das Fazit der Aargauer Klubs in der 2. Liga inter

Winterpause in der 2. Liga inter: Nach absolvierter Hinrunde sind nur der FC Windisch und der SC Zofingen einigermassen zufrieden mit der Entwicklung. Der SC Schöftland muss dagegen über die Bücher und beim FC Mutschellen sieht es ziemlich düster aus.

Nik Dömer
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Nach einem überragenden Start nahm sich der FC Windisch den Wind selbst aus den Segeln.

Nach einem überragenden Start nahm sich der FC Windisch den Wind selbst aus den Segeln.

Alexander Wagner

Es gibt beinahe ein bisschen Parallelen zur letzten Saison: Der FC Windisch hat die Liga als Aufsteiger mal wieder ordentlich aufgemischt. Womöglich wäre sogar noch mehr dringelegen, hätten sich die Windischer etwas disziplinierter gezeigt. Nach sechs Spieltagen stand das Kollektiv von Angelo Ponte mit 16 Punkten an der Spitze der Tabelle, dann folgte jedoch die folgenschwere Rangelei gegen Grenchen. Gleich mehrere Leistungsträger waren darauf gesperrt.

Nach der Nullwertung gegen Grenchen wechselten sich Siege und Niederlagen ab. Am letzten Spieltag gegen den FC Dietikon mussten sich die Windischer zwar mit 0:3 deutlich geschlagen geben, sie waren dem Wintermeister aber auf einem äusserst schwer bespielbaren Terrain ebenbürtig. Das Spiel dürfte dem Aargauer Meister gezeigt haben, dass in dieser Saison noch vieles möglich sein kann.

Kein Durchkommen gegen Pa Modou: Kastriot Hasanramaj musste sich mit dem FC Windisch gegen den FC Dietikon geschlagen geben.

Kein Durchkommen gegen Pa Modou: Kastriot Hasanramaj musste sich mit dem FC Windisch gegen den FC Dietikon geschlagen geben.

Alexander Wagner

Nach abgeschlossener Hinrunde zieht Angelo Ponte folgendes Fazit: «Wir sind Aufsteiger und wir sind die beste Aargauer Mannschaft in der 2. Liga inter. Wir sind stolz auf uns, auch wenn wir ein paar Punkte unnötig liegen gelassen haben.» Der Trainer ergänzt: «Natürlich wird es ein paar Veränderungen im Winter geben, aber wenn wir den Kern halten und noch etwas mehr zu einer Einheit zusammenwachsen können, dann bin ich mir sicher, dass man in der Rückrunde noch viel Gutes vom FC Windisch hören wird.»

Der FC Windisch ist derzeit das beste Aargauer Team in der 2. Liga inter.

Der FC Windisch ist derzeit das beste Aargauer Team in der 2. Liga inter.

Alexander Wagner

SC Zofingen hat seine Identität gefunden

Drei Plätze hinter dem FC Windisch ist der SC Zofingen auf dem 8. Rang platziert. Das löst zwar beim langjährigen Mitglied der 2. Liga inter keinen Jubel aus, doch Coach Radovan Nikolic ist gar nicht mal so unzufrieden mit der Entwicklung: «Seit ich im Frühling übernommen habe, sehe ich Fortschritte. Die Mannschaft wird immer mehr zu einer Einheit. Die Stimmung ist familiär, alle können sich mit Zofingen identifizieren. Und das widerspiegelt sich auch auf dem Platz. Wir waren in jedem Spiel dran, die meisten Niederlagen waren sehr knapp. Wir haben Moral, das stimmt mich positiv.»

Der SC Zofingen bot sämtlichen Gegnern in der 2. Liga inter Paroli.

Der SC Zofingen bot sämtlichen Gegnern in der 2. Liga inter Paroli.

Alexander Wagner

Nikolic betont aber auch, dass er schon noch Steigerungsbedarf für diese Saison sieht. In der Rückrunde möchte er einen Platz unter den besten fünf Mannschaften anstreben: «Es ist noch nicht alles perfekt. Manchmal fehlt uns noch ein bisschen die Ruhe im Spiel, das liegt wohl auch etwas an der fehlenden Routine im Team. Sollte uns das gelingen, werden wir die nötigen Punkte holen. Eventuell sondieren wir da in der Pause noch den Markt. Für uns ist dabei jedoch klar, dass wir nur Spieler verpflichten, die einen Bezug zum Verein haben. Das gehört zu unserer Philosophie.»

«Solche Zustände haben nichts mit 2. Liga inter zu tun»

Der SC Schöftland war mit grossen Ambitionen in die neue Saison gestartet. Ein Platz in den Top 4 sollte am Ende der Spielzeit erreicht werden. Und dies, obwohl es mit dem Trainerwechsel von Sven Osterwalder zu Flavio Catricalà auch zu einem grossen Umbruch im Kader kam.

Der SC Schöftland konnte sein Potenzial noch nicht richtig ausschöpfen.

Der SC Schöftland konnte sein Potenzial noch nicht richtig ausschöpfen.

Roland Jaus

Nach absolvierter Hinrunde sind die Schöftler allerdings noch weit von diesem Ziel entfernt: Zur Winterpause stehen sie auf dem 9. Platz der Tabelle. Was war passiert? Neo-Trainer Catricalà ist ein Mann der klaren Worte: «Mit dem Start und dem Ende dieser Hinrunde können wir zufrieden sein. Allerdings hatten wir in der Mitte einen Einbruch. In sieben Partien holten wir nur einen Punkt. Ich muss dem Team aber ein Kompliment machen, dass es den Weg aus der Krise gefunden hat. Das zeugt auch von einem gewissen Potenzial.»

Catricalà will nun jedoch auch seine Spieler in die Pflicht nehmen: «Ich habe vor der Saison mit jedem Spieler gesprochen. Sie wussten, was ich von ihnen erwarte und alle waren damit einverstanden. Es ist mir ein Rätsel, warum wir immer wieder so viele Absenzen im Training hatten. Es gab Wochen, da waren nur 11 Spieler im Training. Solche Zustände haben nichts mit der 2. Liga inter zu tun. Das ist Firmen-Fussball.»

Flavio Catricalà erwartet von seinen Spielern mehr Commitment.

Flavio Catricalà erwartet von seinen Spielern mehr Commitment.

Hans Peter Schläfli / OLT

Entsprechend hat sich der SCS-Trainer einiges für die Winterpause vorgenommen. «Ich konnte meine Philosophie noch gar nicht richtig weitergeben, dafür waren zu wenige Spieler präsent. Da suchen wir nun erneut das Gespräch mit den Jungs, damit wir daran arbeiten können. Nebenbei möchten wir das Kader aufstocken, es muss zwingend noch ein bisschen breiter werden. Für mich ist nämlich klar, dass wir nicht auf den 9. Platz gehören, dafür sind wir zu ambitioniert.»

Ex-Aarau-Profi steckt im Tabellenkeller

Nein, so hat sich Ex-Aarau-Spieler Jérôme Thiesson sein Trainer-Debüt im Amateurfussball bestimmt nicht vorgestellt! 14 Spiele, 13 Niederlagen und nur drei Punkte auf dem Konto. Der FC Mutschellen ist nach abgeschlossener Hinrunde bedient und steckt im Tabellenkeller mit neun Punkten Rückstand auf den Strich.

Dieser Blick von Jérôme Thiesson ist sinnbildlich für die bisherige Saison des FC Mutschellen.

Dieser Blick von Jérôme Thiesson ist sinnbildlich für die bisherige Saison des FC Mutschellen.

Andy Mueller

Auf die Frage, wie es so weit kommen konnte, meint Thiesson: «Einen einzelnen Grund zu nennen, ist schwierig. Wir sind in einer Negativspirale gelandet. Ich habe zu Beginn der Saison etwas offensiver spielen lassen, dann stellte ich um, aber die Resultate wurden dadurch nicht wirklich besser. Irgendwann fehlte einfach das Selbstvertrauen aufgrund der vielen Niederlagen. Wir konnten auf einzelne Rückschläge während dem Spiel nicht mehr reagieren.»

Die Hinrunde ist auch an Thiesson nicht spurlos vorbeigegangen: «Das schlägt schon aufs Gemüt. Ich bin froh, dass wir nun erstmals eine lange Pause haben, in der wir unsere Situation analysieren können. Ich werde mit den Spielern auch Einzelgespräche führen, wir müssen nun vor allem im mentalen Bereich mit dem Team arbeiten.»

Thiesson will mit seinem Team das verlorene Selbstvertrauen zurückholen.

Thiesson will mit seinem Team das verlorene Selbstvertrauen zurückholen.

Claudio Thoma

Wer den FC Mutschellen kennt, der weiss, dass der Verein im Winter wohl kaum eine Transfer-Offensive anvisieren wird. Dazu fehlen dem Verein die Mittel. Für den Trainer ist die Lage deswegen aber längst nicht aussichtslos: «Wir sind spielerisch nicht weit entfernt von den Gegnern.

Der Sieg gegen den FC Bubendorf hat auch gezeigt, dass in der Mannschaft etwas schlummert. Ich traue den Spielern zu, dass sie in der Rückrunde eine Erfolgsserie starten können. Dazu müssen wir nun die Hinrunde möglichst schnell verdauen und uns dann Stück für Stück unser Selbstvertrauen zurückholen. Dieses Team kann in dieser Liga bestehen. Dies hat es in der letzten Saison bereits bewiesen.»