Startseite
Sport
Sport (AZ, BT)
Nach dem Vorjahressieg in der Kategorie Newcomerin ist auch Para-Schwimmerin Nora Meister aus Lenzburg, die sich im letzten Jahr mit ihren starken Leistungen gleich selber überraschte, unter den sechs Nominierten.
Die Erfolge von Nora Meister sind beeindruckend. Bereits 2018 hatte sie auf internationaler Stufe für
Aufsehen gesorgt. Damals gewann die junge Lenzburgerin an der Para-Europameisterschaft in Dublin
zwei EM-Titel (100m Rücken und 400m Freistil) und eine EM-Silbermedaille (100m Freistil). Für diese
Erfolge wurde sie als Newcomerin des Jahres im Kanton Aargau ausgezeichnet.
Im letzten Jahr setzte sie nun noch einen drauf: An der Para-Weltmeisterschaft holte sie sich
sensationell zwei Bronzemedaillen. Und zwar in ihren Paradedisziplinen 100m Rücken und 400m
Freistil. «Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich an der WM eine Medaille holen könnte»,
so Nora Meister. «Mein Ziel war eigentlich die Finalqualifikation, denn im Vergleich zur EM ist die
Weltmeisterschaft deutlich stärker besetzt. Die Medaillen waren daher schon eine Überraschung.»
Doch damit nicht genug: Nora Meister überzeugte letztes Jahr nicht nur an den Weltmeisterschaften,
sondern stellte über die Distanz von 200m Rücken auch noch einen neuen Weltrekord auf.
Hinter den beeindruckenden Erfolgen der erst 17-jährigen Nora Meister steckt harte Arbeit. Acht Mal
pro Woche trainiert sie im Wasser. Hinzukommen zwei Krafttrainings. Damit sie dieses Pensum mit
ihrer schulischen Ausbildung unter einen Hut bringen kann, besucht sie die Sportkanti in Aarau. Als
einzige Sportlerin mit einer Behinderung.
Seit Geburt hat sie eine Hörbehinderung und «Arthrogryposis multiplex congenita», eine Versteifung
der Gelenke. In Fall von Nora Meister sind vor allem die Beine betroffen. Kurze Strecken kann sie zwar
gehen, doch die meiste Zeit ist sie auf den Rollstuhl angewiesen. Entsprechend ist sie im Alltag in ihrer
Mobilität eingeschränkt. «Insbesondere das Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist im
Rollstuhl ziemlich mühsam», sagt sie. «Da ist einiges mehr an Aufwand nötig, aber das lässt sich
einrichten.»
Beim Schwimmen dagegen lässt sie sich von ihrer Behinderung nicht aufhalten. Genau wie alle
normalen Schwimmer kann sie trotz ihrer Beeinträchtigung vom Sportblock starten. «Ich kann mich
einfach nicht kraftvoll abstossen, wenn ich ins Wasser springe», sagt sie. Auch die Rollwende kann
Nora Meister ausführen – allerdings ebenfalls ohne sich abzustossen. Beim Schwimmen selbst sind
ihre Beine keine Hilfe. «Ich schwimme ohne Beinschlag. Das heisst, die Kraft kommt ausschliesslich aus
dem Oberkörper und den Armen», erklärt sie. Die Beine dienen lediglich der Stabilisation im Wasser.
Ihre Trainingseinheiten absolviert Nora Meister seit vielen Jahren im Schwimmclub Aarefisch, wo sie
die normalen Trainings besucht und mit allen anderen Athleten mittrainiert. Einzig wenn
Brustschwimmen auf dem Programm steht oder spezifisch der Beinschlag trainiert wird, passt sie ihre
Trainings an.
Obwohl Nora Meister in den letzten zwei Jahren von einem Erfolg zum nächsten geeilt ist, gehen ihr
die Ziele nicht aus. Derzeit steckt sie all ihre Energie in das Projekt «Tokio 2020». In Japan will sie im
kommenden August an den Paralympics teilnehmen. «Als ich das erste Mal von den Paralympics
gehört habe, war für mich klar, dass ich dorthin will. Die Paralympics und meine grosse Leidenschaft
sind der Grund, weshalb ich seit Jahren so viel ins Schwimmen investiere», sagt Nora Meister. «Wenn
ich mich für Tokio qualifizieren würde, wäre das ein riesen Traum, der in Erfüllung geht. Und es wäre
zugleich auch mein erster Wettkampf ausserhalb von Europa. Das wäre ein grossartiges Erlebnis.»
Trotz ihren starken Leistungen an der letzten WM hat Nora Meister die Selektion für die Paralympics
noch nicht in der Tasche. Sie muss in den kommenden Monaten die geforderte Zeitlimite unterbieten
und auch in der Weltrangliste die geforderte Position erreichen. «Ich bin überzeugt, dass es möglich
ist, diese Vorgaben zu erfüllen, um nach Tokio zu gehen. Aber noch habe ich es nicht geschafft.»