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Sport (BZ)
Seine Ernennung zum Captain überraschte in Basel. Marek Suchy blickt selbstkritisch auf seine ersten Monate zurück – und ist hungrig auf mehr.
«Ich bin nicht müde. Ich bräuchte keine Pause», sagt Marek Suchy und lacht. Er freue sich zwar auf die am Montag beginnenden Ferien in der Heimat und in Dubai, aber eigentlich würde er viel lieber durchspielen. «Nach diesen speziellen Monaten mit diesen grossen Spielen in der Champions League und den guten Leistungen in der Liga könnte ich gut weitermachen. Wir haben unseren Fussball richtig angefangen zu geniessen und viele Tore geschossen.»
Dass dies in der zweiten Hälfte der Hinrunde eintreffen würde, war zu Beginn nicht zu erwarten. «Alles war neu. Der Umbruch innerhalb des Teams war sehr gross. Grösser als zuvor jeweils.» Dann kamen noch die ganzen Wechsel im Vorstand dazu. Etwas, «das ich in dieser Art noch nie erlebt habe».
Gleiches gilt für die Ernennung zum Captain. Schon in der Vorsaison trug Suchy in Vertretung Matías Delgados des Öfteren das Armband, offiziell hatte er dieses Amt aber noch nie inne. Die Ernennung dazu sei eine Ehre, betonte er schon am 3. August, als die Entscheidung kommuniziert wurde. Danach hielt er eine kleine Rede, bei der er unheimlich nervös war. «Ich wollte gar nichts Spezielles erzählen. Ich wollte ihnen nur klarmachen, dass ich da bin für sie alle, auch neben dem Platz. Dass sie, wenn sie ein Problem haben sollten, immer zu mir kommen können. Auch, wenn sie beispielsweise dem Staff etwas sagen möchten, sich aber nicht trauen. Dann wollte ich mich als Mittelsmann anbieten.» Oft sei es aber nicht vorgekommen, dass man ihn dahingehend brauchte. «Vielleicht ein, zwei Mal, mehr nicht.»
Aufdrängen wollte er sich auch nicht, ist er doch eher ein ruhiger Charakter. Keiner, der ebendiese grossen Reden mag. «Ich spreche zwar jedes Mal vor den Spielen zur Mannschaft. Mehr aber auch nicht.» Auch in der Krise, beispielsweise nach der Niederlage in St. Gallen, habe es ihn nicht mehr gebraucht. «Ich hatte gar nicht viel mehr zu tun mit diesem Captain-Job», sagt er und lacht. Selbstverständlich aber sei dies nicht, das wisse er. Als es in seiner Zeit bei Spartak Moskau resultatmässig zu einer Krise kam, habe er andere Erfahrungen gemacht. «In solchen Momenten kommt es vor, dass sich in der Kabine Gruppen bilden, man hinter dem Rücken der anderen schlecht spricht. Aber hier ist das nicht passiert.»
Das habe viel mit den verschiedenen Charakteren zu tun – im Staff und in der Mannschaft. «Da spielt mit hinein, wie man im Privatleben ist. Es hat mich nicht überrascht, wie wir uns in der Krise verhalten haben. Aber ich war dennoch sehr, sehr glücklich darüber. Und es zeigte mir auch, dass es nur eine Phase war, in der wir steckten. Aber dass wir die Probleme gemeinsam überwinden würden und es wieder nach oben gehen würde.» Alle hätten zusammen an einem Strang gezogen, «und das macht einen grossen Teil aus im Fussball».
Es sei keine einfache Zeit gewesen, um in das Amt des Captains hineinzuwachsen. Aber er könne mittlerweile sagen, dass er ganz in seiner neuen Rolle angekommen sei. «Ich werde auch nicht mehr nervös, wenn ich zur Mannschaft reden muss», so der 29-Jährige. Zufrieden aber sei er trotzdem noch nicht mit sich. «Das bin ich sowieso selten. Ich bin ein sehr selbstkritischer Mensch. Im Fussball und auch sonst im Leben.» Vor allem wolle er versuchen, schneller und mehr zu kommunizieren. Normalerweise sei er einer, der viel mit sich selbst ausmache, viel überlege, bevor er spreche.
«Andere können immer gleich kontern, ich aber denke zuerst lange nach. Da muss ich schneller werden, mehr sagen. In der Halbzeit beispielsweise oder auch in Aktionen auf dem Platz.» Da dies aber einfach seine Art sei, sei es gar nicht so einfach. «Aber ich mag neue Dinge und die damit verbundenen Herausforderungen.» Dazu gehöre es auch, mehr Emotionen zu zeigen. Lauter zu werden, wenn es nötig ist. «Das wäre manchmal schon gut. Ich muss das machen. Ich muss da besser werden.» Das spüre er, das brauche ihm auch keiner zu sagen.
Beratungsresistent aber ist er trotzdem nicht. Im Gegenteil. Er hole sich noch oft Rat von seinem Vorgänger Matías Delgado. «Er hat immer ein offenes Ohr und nimmt sich gerne Zeit, mit mir zu reden.» Kopieren wolle er Delgado aber nicht. Dies sei alleine schon aufgrund der Position auf dem Feld nicht möglich. «Mati konnte viel mehr mit dem Schiedsrichter diskutieren, das kann ich nicht», lacht er. Und auch sonst habe er sowieso seinen eigenen Weg finden wollen, natürlich bleiben wollen. «Ich denke daher auch nicht, dass ich mich als Mensch durch die neue Verantwortung verändert habe.» Wirklich Zeit, alles zu reflektieren, habe er nie gehabt. Dazu seien es zu viele Spiele gewesen. Zumindest dafür kommt die Winterpause also vielleicht doch ganz gelegen.