Motorrad
Dritter Platz am GP von Österreich: Powerplay gegen Tom Lüthi

Die Gegner setzen dem Schweizer in Österreich auf und neben der Piste zu. Es laufen Psychospielchen .

Klaus Zaugg, Spielberg
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Die Ehrendame wird von Tom Lüthi nach der Siegerehrung geduscht. Ärger über Platz drei sieht anders aus.

Die Ehrendame wird von Tom Lüthi nach der Siegerehrung geduscht. Ärger über Platz drei sieht anders aus.

Keystone

Der beste Tom Lüthi der Geschichte. In der intensivsten, besten Moto2-WM der Geschichte. Welch eine Intensität, ja Gnadenlosigkeit in den Zweikämpfen. Tom Lüthi (30) und Alex Marquez (21) haben sich beim GP von Österreich im Kampf um Platz zwei nichts, gar nichts geschenkt. Sie touchieren sich sogar. Hinterher lachen beide und sagen, es habe Spass gemacht. Und es war «nur» der Kampf um Platz zwei.

Elf Rennen, neun Podestplätze in dieser Saison. Normalerweise genügt diese Bilanz, um jede Töff-WM zu dominieren. Aber eben nicht diese verrückte Moto2-WM 2017. Tom Lüthi kommt einfach nicht an Franco Morbidelli (22) vorbei. Vor einer Woche in Brünn half ihm der Regen. Er siegte. Der Italiener kam «nur» auf den 8. Platz. Aber gestern hat er die Welt wieder nach seinem Willen geordnet. Er gewinnt vor seinem Teamkollegen Alex Marquez (2.) und Tom Lüthi (3.) und baut den Vorsprung in der WM-Wertung auf den Emmentaler von 17 auf 26 Punkte aus.

Noch gibt es theoretisch mehrere Titel-Anwärter. Aber der Titelkampf hat sich in der Praxis auf das Duell zwischen Franco Morbidelli und Tom Lüthi reduziert. Was Tom Lüthi natürlich von sich weist. Er betont, dass er sich auf seine Arbeit konzentriere, dass er sein Ding durchziehe, dass er einfach Rennen für Rennen nehmen. Er ist ein kluger Kommunikator und hat im Laufe der Jahre gelernt, Wind aus den Segeln jeder Polemik und sonstigen Aufregung zu nehmen und die eigene Situation zu «entdramatisieren». Wie ein Champion. So fällt die Konzentration leichter. Er ist mental so stark wie nie. Aber nicht stark genug.

Seine Niederlage beim GP von Österreich zeichnet sich in Zeltweg seit dem Freitag ab. Franco Morbidelli schüttelt die Zweifel aus dem Rückschlag in Brünn ab, als klopfe er bloss ein bisschen Staub aus dem Lederkombi. Er klassiert sich in drei von vier Trainings vor Tom Lüthi. Und dann folgt am Sonntagmorgen im Warum-up der vorentscheidende Schlag. Eigentlich geht es während 20 Minuten nur darum, die Funktion der Maschine noch einmal durchzutesten. Aber es wird ein mitreissender «Showdown». Intensiver als manches Rennen. Tom Lüthi und Franco Morbidelli jagen sich gegenseitig die Bestzeiten ab und am Ende ist der Italiener schneller. Nun ist klar: er wird hier gewinnen.

Tom Lüthi sieht sich nicht nur auf der Piste dem Powerplay des belgischen Teams mit Franco Morbidelli und Alex Marquez ausgesetzt. Inzwischen laufen die Psychospielchen auch auf anderer Ebene. Teammanager Michael Bartholemy setzt auch nächste Saison zwei Piloten in der MotoGP-Klasse ein. Einen Platz wird Franco Morbidelli bekommen. Der zweite Platz ist noch frei. Eigentlich ist auch die Zukunft von Tom Lüthi aufgegleist. Der Markenwechsel zu KTM ist beschlossene Sache. Es geht jetzt noch darum, die Details auszuhandeln und die Verträge zu unterschreiben. Bei KTM wird Tom Lüthi nächste Saison nicht nur in der Moto2-WM im Titelkampf beste Voraussetzungen haben. Er bekommt auch die Chance, im Laufe der nächsten drei Jahre bei KTM seinen Traum «MotoGP» zu verwirklichen.

Aussen cool, innen verärgert

Nun hat Michael Bartholemy schlau erklärt, auf der Liste von möglichen Kandidaten für den zweiten MotoGP-Platz in seinem Team stehe auch Tom Lüthi. Und damit dieses Gerücht ja verbreitet wird, fragt einer der Chronisten Tom Lüthi gar im Rahmen der offiziellen Medienkonferenz nach dem Rennen, was er zu einem möglichen Wechsel ins Team von Franco Morbidelli und Alex Marquez, seinen Gegner in der aktuellen WM, zu sagen habe. Er bleibt äusserlich cool: «Ich bin hier um Rennen zu fahren und alles andere kommentiere ich nicht.» Aber er ist verärgert, dass nach einem so hochstehenden, intensiven Spektakel Wechselgerüchte das Thema sind. Es ist halt nicht einfach, wenn seine Gegner auf und neben der Piste Powerplay spielen.