Volleyball
Volley Luzern ist trotz Dauerdruck im Höhenflug

Volley Luzern ist on fire, steht vor dem Heimspiel gegen Schönenwerd auf Platz zwei. Auch dank seines neuen Topskorers Valdas Listanskis.

Stephan Santschi
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Diagonalangreifer und Punktesammler: Valdas Listanskis.

Diagonalangreifer und Punktesammler: Valdas Listanskis.

Jakob Ineichen (Luzern, 30. Oktober 2022)

Anstatt wie in den letzten beiden Saisons von Beginn weg einem Rückstand hinterherzurennen, sind die Luzerner Volleyballer diesmal ausgezeichnet aus den Startlöchern gekommen – nach sieben von 18 Qualifikationsrunden stehen sie in der NLA-Tabelle auf dem erstaunlichen zweiten Platz. Zurücklehnen dürfen sie allerdings nicht, dessen ist sich Libero Jörg Gautschi vor dem Heimspiel am Sonntag gegen Schönenwerd (18 Uhr, Sporthalle Bahnhof) bewusst: «Die Liga ist stark, alle sind nahe beieinander. In jedem Spiel, in jedem Punkt ist man unter Druck.»

Für viel Druck beim Gegner sorgt Luzerns Valdas Listanskis. Im Sommer ersetzte er Edvarts Buivids, nicht als Primärlösung zwar, sondern aufgrund des verletzungsbedingten Forfaits des Amerikaners Ryan Mather. Doch auch Listanskis präsentiert sich im Diagonalangriff als Punktesammler, der 25-jährige Litauer ist der Topskorer seines Teams. «Sein Engagement war sehr kurzfristig, trotzdem ist Valdas sehr gut integriert. Wir sind zufrieden mit ihm, auch wenn er sich in Sachen Konstanz und Überzeugung noch steigern kann», erklärt Trainer Ignacio Verdi.

Meister in Litauen, Aufsteiger in Ungarn

Valdas Listanskis stammt aus Kaunas, der zweitgrössten Stadt Litauens. Seit der Kindheit träumt er von einer grossen Sportkarriere.

«Ich bin ein harter Arbeiter, meine Stärke ist die Physis»,

sagt Listanskis, das unterstreicht die Anekdote aus der Vorbereitung: Nach Luzern wechselte der Linkshänder nämlich mit einem gebrochenen Finger, smashte in Testspielen nur mit rechts. In den Profistatus wechselte er vor sechs Jahren, in Litauen spielte er für drei verschiedene Teams, gewann zweimal die Meisterschaft und einmal den Cup, ehe er sein Glück ennet der Grenze versuchte.

Letzte Saison stand Listanskis in der zweiten Division Ungarns unter Vertrag und war als Liga-Topskorer massgeblich am Aufstieg seiner Equipe beteiligt. Danach seien zahlreiche Angebote in seinen Briefkasten geflattert, erzählt der kräftige und 2,02-Meter grosse Litauer, aus Italien, Griechenland und Skandinavien. Am reizvollsten dünkte ihn aber die Offerte Luzerns, «der schönsten Stadt der Schweiz», wo er gemeinsam mit dem zweiten Ausländer, dem Senegalesen Fall Serigne eine Wohnung bezogen hat. Im Team fühlt er sich sehr wohl, «eine unserer grössten Stärken ist die Einheit. Wir haben einen guten Mix aus erfahrenen Spielern und vielversprechenden Talenten.»

Auch der Topskorer kämpft um den Platz

Eines dieser Talente heisst Dominik Lubina und sorgt im Diagonalangriff für interne Rivalität. Auch Topskorer Listanskis hat seinen Platz nämlich nicht auf sicher. Wenn seine Leistung nicht stimmt, kommt Lubina und ersetzt ihn, eindrücklich dokumentiert beim 3:1-Auswärtssieg in Jona, als der 22-Jährige nach seiner Einwechslung zum Mann des Spiels avancierte. Am letzten Wochenende rief Listanskis sein Rendement wieder ab, trug 22 Punkte zum 3:1-Sieg beim amtierenden Doublegewinner Amriswil bei. So belebend kann der Konkurrenzkampf sein.

Neben Erfolgen mit Luzern hofft Listanskis auf Einsätze im Nationalteam, die ihm bisher verwehrt geblieben sind. Nicht, weil sein sportliches Niveau nicht reicht, sondern weil der litauische Verband aus finanziellen Gründen seit Jahren keine Nationalteams stellt. «Das ist sehr traurig», bedauert Listanskis. Und so liegt sein voller Fokus auf Luzern, «ich will jeden Tag besser werden». Damit der Höhenflug der Luzerner noch eine Weile anhält.