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Andri Ragettli will hoch hinaus – eine Olympia-Medaille im Slopestyle ist ihm langfristig zu wenig. Auch durch seine Videos auf Social Media folgen ihm bereits Weltstars. Ragettli träumt aber noch grösser und will durch seine Vermarktung Sponsoren anlocken.
Als ihm Novak Djokovic eine Nachricht schickte, wusste Andri Ragettli, dass er auf dem richtigen Weg ist. Obwohl der 19-jährige Schweizer eigentlich auf der Seite von Roger Federer steht. Wenn dieser ein Grad-Slam-Turnier gewinnt, teilt Ragettli seine Freude darüber mit seinen sozialen Freunden. Im Internet ist der Freeski-Profi bekannt, ein Star sogar.
Djokovic hatte wie gut 80 Millionen andere Menschen ein spektakuläres Video von Ragettli gesehen. Der Serbe war begeistert, folgt dem Schweizer seither auf Instagram und meldete sich persönlich: «Er schrieb, was ich auf den Ski mache, sei brutal. Er habe beim Zusehen Gänsehaut bekommen», sagte Ragettli der «Schweizer Illustrierten».
Ein Weltstar folgt ihm also im Internet. Doch Ragettli strebt nach mehr: «Ich will meine Marke aufbauen. Wenn du weltbekannt bist, wirst du interessant für Sponsoren.» Er träumt in grossen Dimensionen.
«Ich bin bereits sehr bekannt in den sozialen Medien», sagt Ragettli. Sogar in seiner Matura-Arbeit befasst er sich mit dem Thema: «Der perfekte Post». Nun will er aber vermehrt auch in den Wettkämpfen für Schlagzeilen sorgen.
Die Olympischen Spiele sind eine ideale Plattform dafür. «Ich will auch im Sport zu einem grossen Namen werden und Respekt erhalten.» Als Vorbilder dienen Ragettli Roger Federer und Shaun White, der amerikanische Snowboard-Superstar. «Sie sind die Grössten in ihrem Sport.Ich will in meinem der Grösste werden.»
Dass Ragettli auch im Wettkampf, und nicht nur auf seinen spektakulären Videos, sein Talent zeigen kann, beweist er immer häufiger. Im Slopestyle, in dem die Athleten einen Hindernisparcours durchfahren und dabei waghalsige Tricks zeigen, stand er in dieser Saison im Weltcup dreimal auf dem Podest.
Noch wichtiger war ihm aber die Bronze-Medaille an den X-Games, dem Eldorado für die Freestyle-Szene. «Dort waren wie an den Olympischen Spielen die Besten am Start. Ich konnte dem Druck standhalten und einen super Run zeigen.»
Solche braucht der Mann aus Flims auch am Sonntag. In der Qualifikation des olympischen Slopestyle-Events, die er erst einmal überstehen will. Dann aber vor allem im Final. Die Athleten haben dort insgesamt drei Läufe, sogenannte Runs. Der beste kommt in die Wertung. «Die Schanzen hier sind nicht so gross. Mehr als ein Dreifachsalto pro Run wird wohl schwierig.»
In den Videos zeigt Ragettli auch mal Vierfachsaltos. Aber auf deutlich grösseren Schanzen. Auf Film sieht alles so spielerisch aus. «Manchmal stört mich, dass Leute das Gefühl haben, es sei nur Plausch», sagte er der «Schweizer Illustrierten». Doch die Illusion erzeugt er selbst. Die Videos zeigen nur die erfolgreichen Versuche und nicht den langen Weg dorthin.
Das sieht dann aus wie Spass. Ragettli widerspricht: «Wenn wir am Start stehen, sind wir hundert Prozent fokussiert. Wir trainieren im Sommer pausenlos, machen Krafttraining. Wir sind nicht in den Ferien.»
Die beiden meistgeklickten Videos zeigen ihn dann auch, wie er in einer Turnhalle schuftet. Mit einer Olympia-Medaille will er beweisen, dass er mehr ist als ein Internetphänomen. Und zudem weiter daran arbeiten, der Beste in seinem Sport zu werden. Und wer weiss: Vielleicht meldet sich bei Gold ja sogar Roger Federer.