Olympische Spiele
Mit Marc Hirschi und Max Heinzer steht schon am ersten Olympia-Wochenende ein Schweizer Medaillenregen in Aussicht

Die Erfahrung aus der Vergangenheit zeigt: Gewinnt eine Schweizerin oder ein Schweizer bei den Olympischen Spielen bereits in den ersten Edelmetall, kommt es danach meist zu einem Medaillenregen.

Simon Häring, Tokio
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Marc Hirschi, Max Heinzer, Jérémy Desplanches und Heidi Diethelm Gerber haben am Wochenende Chancen auf Medaillen.

Marc Hirschi, Max Heinzer, Jérémy Desplanches und Heidi Diethelm Gerber haben am Wochenende Chancen auf Medaillen.

Keystone / CH Media

Persönliche Kontakte sind dieser Tage in Tokio ja so eine Sache. Doch sie sind immer noch möglich, im olympischen Dorf zum Beispiel, wo während der nächsten Wochen 18'000 Athleten und Betreuer untergebracht sind. Und so kam es, dass der Schweizer Delegations-Leiter Ralph Stöckli Max Heinzer ansprach, ob er Lust hätte, bei der Eröffnungsfeier am Freitag (13.00 Uhr, SRF zwei) die Schweizer Fahne ins zuschauerlose Stadion zu tragen. Natürlich sagte der Fechter zu. Flankiert wird er dabei von der Leichtathletin Mujinga Kambundji, die dafür extra früher aus der Schweiz angereist war. Es ist ein Novum, dass eine Frau und ein Mann zu dieser Ehre kommen und soll ein Zeichen für die Geschlechtergerechtigkeit sein.

Heinzer zeigte sich einerseits erfreut, andererseits überrascht. Schliesslich habe er 17 EM- und WM-Medaillen gewonnen, bei Olympischen Spielen ist der 33-Jährige aber immer leer ausgegangen. Bis jetzt. Denn am Sonntag bietet sich ihm bereits die erste Gelegenheit, diese Lücke im Palmarès zu schliessen. 2016 in Rio de Janeiro war er im Einzel in den Viertelfinals am späteren Olympia-Sieger gescheitert. Mit dem Basler Benjamin Steffen, der 2016 undankbarer Vierter geworden war, hat die Schweiz einen weiteren Mitfavoriten auf Edelmetall im Einzel der Degenfechter im Rennen.

Marc Hirschi als Teamleader im Strassenrennen

Bereits am Samstag (ab 04.00 Uhr Schweizer Zeit) kämpfen die Radfahrer um den Sieg. Leader im vierköpfigen Team um Michael Schär, Gino Mäder und Stefan Küng ist Marc Hirschi, der sich nach eigenen Angaben fast vollständig von seinem Sturz bei der Tour de France erholt hat und daran erinnerte, dass er im letzten Jahr eine Woche nach der Frankreich-Rundfahrt WM-Bronze im Strassenrennen gewonnen hat.

2020 gewann Marc Hirschi Bronze an der Strassen-WM.

2020 gewann Marc Hirschi Bronze an der Strassen-WM.

Christian Bruna / EPA

Überstehen er in der Nacht von Freitag auf Samstag die Vorläufe, schwimmt mit Jérémy Desplanches der Europameister von 2018 über 200 Meter Lagen in der Nacht auf Sonntag um eine Olympia-Medaille. Gleiches gilt für Pistolenschützin Heidi Diethelm Gerber, die bei den Olympischen in Rio de Janeiro am vierten Tag für die erste Schweizer Medaille sorgte.

Frühe Erfolge als Indiz für Medaillenregen

Wie wichtig eine frühe Medaille für die Moral im Team offenbar ist, zeigt das Beispiel von Sydney 2000. Damals sorgten Brigitte McMahon und Magali Messmer im Triathlon bereits am zweiten Tag für Gold und Silber. Am Ende resultierten 9 Medaillen, so viele wie seit Helsinki 1952 (14 Medaillen) nicht mehr. 2008 in Peking gewann Fabian Cancellara mit Silber im Strassenrennen bereits am zweiten Tag die erste Schweizer Medaille. Bis zum Ende gab es zwei Mal Gold (Cancellara im Zeitfahren, Stan Wawrinka und Roger Federer im Doppel, Silber durch Cancellara und vier Mal Bronze (die Equipe der Springreiter, Karin Thürig im Zeitfahren, Nino Schurter im Moutainbike und Sergei Aschwanden im Judo.

Sehr viel Geduld war bei den Olympischen Spielen 2012 in London gefragt. Erst am achten Tag sorgte Nicola Spirig mit Gold im Triathlon für die erste Schweizer Medaille, am Ende standen «nur» vier Medaillen zu Buche.

2012 erlöste Nicola Spirig die Schweizer Delegation am achten Tag.

2012 erlöste Nicola Spirig die Schweizer Delegation am achten Tag.

Darron Cummings / AP

Doch die Aussichten sind gut, dass es in diesem Jahr bereits in den ersten Tagen zu einem Schweizer Medaillen-Feuerwerk kommt. Wenn nicht am Wochenende, dann wohl zum Start in die neue Woche: Im Mountainbike-Rennen der Männer ist Mathias Flückiger Favorit, Nino Schurter Anwärter auf die Medaillen. Oder im Triathlon der Frauen, wo Nicola Spirig sich selber zwar nicht als Favoritin sieht, sich aber Chancen auf eine dritte Medaille nach Gold in London und Silber in Rio de Janeiro ausrechnet.